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Unter den Linden Nummer Eins

Unter den Linden Nummer Eins

Titel: Unter den Linden Nummer Eins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ebertowski
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das ist erst der Anfang. Unsere Luftwaffe hat völlig versagt. Der oberschlaue Generalfeldmarschall Meier und sein Führer bauen Bomber, Bomber, Bomber, dabei fehlt es an allen Ecken und Enden an Jägern. Und die, die wir haben, werden zum Panzerknacken in Rußland verheizt. Udet hatte das alles klar vorausgesehen und auch offen ausgesprochen, trotz alledem konnte er sich gegen Göring nicht durchsetzen.«
    »Es hieß, er sei bei einem Flugunfall ums Leben gekommen. Es gibt indes Gerüchte …«
    Hajo lachte trocken. »Die Gerüchte stimmen! Udet hat Selbstmord begangen.«
    Karl nickte. »Ein Nazi war er nicht.«
    Hajo sagte bitter: »Er war ein blinder, technikbesessener Idiot wie ich, Karl. Aber er hat den Wahnsinn früher durchschaut.« Hajo bot Karl eine Zigarette an, gab ihm Feuer. »Was treibt unser krimineller Goldfasan? – An der Rezeption war er nicht, als ich ankam.«
    »Kassner? Der arbeitet jetzt im Kaiserhof . Das heißt, er hat dort gearbeitet, bis die Air Force das Hotel zu einem Trümmerhaufen zerlegt hat.« Karl berichtete von Kassners Gestapo-Machenschaften.
    »Ich hoffe, dem Schwein ist der dickste Balken auf den Kopf geknallt.«
    »Ich muß dich enttäuschen. Er ist davongekommen. Jemand hat ihn gesehen.«
    Hajo knöpfte seine Uniformjacke auf. »Blum?«
    »Er lehrt in Ankara.«
    Gongschläge ertönten.
    »Was ist das?«
    »Wir müssen in den Bunker«, sagte Karl. »Fliegeralarm.«
    Der Page, der mit der Klangplatte die Adlon -Bar betrat, trug weiße Handschuhe.
    Hajo lächelte das erste Mal. »Das gute, alte Adlon , stilvoll wie eh und je! – Gongschläge bei Fliegeralarm! «
    Im Bunker ließ sich Hajo auf ein Feldbett fallen und schlief sofort ein.
    Hajo verschlief einen der schwersten Luftangriffe, den die Hauptstadt bislang erlebt hatte. Tausende von Gebäuden wurden beschädigt oder zerstört. In der folgenden Nacht brauchten die »Scouts«, der Briten, wendige Mosquito-Fighter, keine Zielleuchten abzuwerfen. Berlin brannte immer noch. Die Bombenschützen trafen auch ohne »Christbäume«, wie die Berliner die farbigen Leuchtmarkierungen nannten, die vom Himmel schwebten.
    Louis Adlon rief aus Neu Fahrland an. Karl konnte ihn beruhigen. Das Adlon hatte nichts abbekommen.
    »Wenn der Schutzraum im Weinkeller fertig ist, soll an der Fassade eine Betonmauer bis zum ersten Stock hochgezogen werden«, sagte Karl. »Das hat mir soeben der Bauleiter eröffnet.«
    »Wie bitte? Ich glaube, ich höre nicht recht, Meunier. Eine Betonmauer bis zum ersten Stock? Ja sind die denn völlig wahnsinnig geworden! Dann können sie ja gleich das ganze Haus einbetonieren.«
    »Der Bauleiter hat mir erklärt, die Briten haben einen neuen Bombentyp entwickelt, der eine immens starke horizontale Druckwelle erzeugt. Das Erdgeschoß ist bei dieser Bombenart besonders gefährdet. Wir kriegen auch eine extradicke Stahltür vor den Haupteingang. – Hallo? Sind Sie noch dran, Herr Generaldirektor?«
    Karl legte auf. »Die Leitung ist unterbrochen«, sagte er zu Klempert.
    »Es ist ein Wunder, daß überhaupt noch etwas funktioniert. – Ein Oberstleutnant Galgon ist übrigens im Café, soll ich dir von ihm ausrichten. Er scheint dich gut zu kennen.«
    »Wir waren zusammen in Frankreich, er als blutjunger Leutnant und ich als sein Führungsoffizier. – Emil, ich schau mal rüber ins Café. Falls der Bauleiter mich sprechen will, schick ihn dorthin.«
    Hajo sah besser aus als bei seiner Ankunft im Adlon . Er hatte eine neue Uniform an und war frisch rasiert. Er aß ein Stück Butterkuchen. Die Augenränder waren blasser geworden. Er hatte offenbar auch in seiner zweiten Berliner Bombennacht einigermaßen gut schlafen können.
    »Wo? Unter Meiers Luftfahrtministerium. Aber ich will dir sagen, wenn ich jetzt gleich nach Sizilien in Marsch gesetzt werde – man holt mich jeden Augenblick hier ab –, dann mache ich drei dicke Kreuze hinter Berlin.«
    »Du gehst nach Sizilien?«
    »Ja. Malta ist ein verflucht harter Brocken für die Italiener, seit Kesselring und seine Stukas wieder in Rußland sind. Ich bin als Verbindungsoffizier bei der Regia Aeronautica vorgesehen.«
    »Vor ein paar Tagen war ein Malteser hier im Adlon , ein Baron de Neva, ein strammer Mussolinianhänger. Er scheint sich mit Canaris getroffen zu haben. – Ich war eigentlich fest davon überzeugt, daß er bei Kriegsbeginn noch auf Malta war.«
    »Es passieren überall merkwürdige Dinge«, sagte Hajo. »Es gibt zum Beispiel eine Flugbootstaffel in

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