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Unter den Linden Nummer Eins

Unter den Linden Nummer Eins

Titel: Unter den Linden Nummer Eins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ebertowski
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und packte sie am Hals. »Also, gesetzt den Fall, ich würde versuchen, dir mit der Pulle den Scheitel nachzuziehen, würde dir dazu was einfallen?«
    »Klar!«
    »Könntest du es mir vielleicht …?«
    »Warum nicht?« Karl stand auf.
    »Mensch, Hänschen, laß den Mist!« sagte Vera energisch.
    Karl gab ihr einen Kuß. »Ist doch nur Spaß. Ich paß schon auf.«
    »Genau«, sagte Hans, »ich hau auch nicht voll zu.«
    »Doch«, sagte Karl, »das kannste. Ich provozier dich auch richtig, damit du in Fahrt kommst.«
    Karl nahm eine Linksvorwärtsstellung ein, hielt das vordere Bein gebeugt und das hintere durchgestreckt wie ein Fechter. Die Arme ließ er hängen. Hans näherte sich ihm wie ein Boxer, seine Rechte umklammerte den Flaschenhals.
    Karl bot die linke Schläfe als Ziel an. »Na mach schon, du fiese rote Ratte!«
    Hans sah, als was er beschimpft wurde: nämlich rot. Er hechtete vor. Karl machte einen Ausfallschritt. Seine linke Hand blockte den Schlagarm am Handgelenk. Die rechte Hand schoß nach vorne und griff in Hans’ Kehle. Hans versuchte mit seiner freien Hand, Karls Würgegriff zu lösen. Darauf hatte Karl gewartet. Er drückte den Flaschenarm nach unten und hieb Hans mit einer großen Außensichel das Standbein weg. Hans wäre voll mit dem Hinterkopf aufgeschlagen, hätte Karl ihn nicht im letzten Moment am Handgelenk hochgerissen. So fiel er bloß auf die Seite. Blitzschnell ging Karl auf sein rechtes Knie. Er drehte den Flaschenarm und hebelte den Ellenbogen. Die Flasche rollte auf den Rasen.
    »Hans?«
    »Mensch, laß mich los!«
    »Hans?«
    »Wat is ’n? Laß mich los, du Arsch!« Er verzog schmerzhaft das Gesicht.
    Vera griente breit. »Wolltest ja nicht auf deine kluge Schwester hören, Kleener!«
    »Er soll mich loslassen, verdammt noch mal!«
    »Schau mich erst an!«
    Hans drehte den Kopf. Karl lächelte. »Hans, das mit der roten Ratte war nicht ernst gemeint. Kapiert? Wirklich nicht. Ratten sind braun oder schwarz, aber nie rot. Gebont?«
    Hans hustete und lächelte zurück. »Entschuldige den Arsch, Karl, war mir so rausgerutscht.«
    Karl zog Hans hoch. Sie umarmten sich.
    Vera schüttelte den Kopf. »Männer!«
    »Mensch, Karl, dir trau ich zu, daß du selbst mit zwei Leuten fertig wirst. Ich denke, ich schau mal bei euch zu.«
    »Zwei Angreifer, das ist verdammt schwierig. Aber ich habe einen Freund, der auch mit vier Leuten fertig wird, wenn es hart auf hart kommen sollte. Dagegen bin ich ein Waisenknabe. – Da fällt mir ein, ich wollte noch Benno anrufen. Wo gibt es hier eine Telefonzelle?«
    »Geh in die Molle . Das ist näher.« Vera streckte ihr Kinn Richtung Koloniestraße. »Gleich da, wo die Wohnhäuser anfangen. Erstes Haus. Sag, du kommst von uns.«
    Karl klopfte ein paar Grashalme von seinem Hosenbein ab. »Benno ist der Mann, von dem ich eben geredet habe. Er unterrichtet, wenn unser Meister nicht kann.«
    Hans rieb sich den Ellenbogen. »Ich würde gerne bei euch mitmachen. Frag ihn mal.«
    »Das muß ich nicht. Bei uns kann jeder mitmachen.«
    »Ein Brauner auch?«
    »Da kann ich dich beruhigen, Hans, der hält es nicht lange mit uns aus.«
    Karl blieb zwanzig Minuten weg. Er kam mit einem Arm voller Bierflaschen zurück. Der Nachschub wurde mit einstimmigem Hurra begrüßt. Hans saß wieder am Tisch und stritt mit Theo Höhne. Der ließ geduldig den Redeschwall über sich ergehen und zwinkerte Karl zu. Vera sonnte sich noch immer.
    »Du auch ein Bier?«
    »Nein danke. Wir treffen uns morgen in aller Herrgottsfrühe und studieren eine ganz neue Nummer ein. Mit Rollschuhen. Rollschuhartisten sind jetzt überall gefragt. – Was wollte Benno von dir?«
    Karl hockte sich im Schneidersitz neben den Liegestuhl. Vera hatte den Rock über den Oberschenkeln gerafft. Sie rupfte mit den Zehen eine Butterblume aus und kitzelte Karl damit.
    ›Mein Gott! Sie hat die schönsten Beine der Welt, wie ein – wie ein edles Rennpferd.‹ Er schmunzelte bei dem Vergleich, aber er war zutreffend.
    Vera zog das Bein an und steckte sich die Blume ins Haar. Karl dachte daran, daß Vera heute nacht bei ihm schlafen würde.
    »Ich meine zu ahnen, was dem Herrn gerade durch den Kopf geht.«
    Karl legte sich behaglich auf den Rücken. »Das ist ja wohl nicht schwer zu erraten. Soviel nackte Haut. Da kriegt man Appetit.«
    »Tzzz, tzzz!« Vera zischelte vorwurfsvoll. »Wie einfach doch die Männer konstruiert sind: immer bloß das eine. Da sind wir Frauen gaaanz anders.«
    »Jetzt flunkerst du

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