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Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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Hebel gekommen und hat ihn versehentlich umgestellt«, mutmaßte Adrian.
    »Das könnte höchstens ein Rind gewesen sein. Und du weißt ja, dass ich alle meine Kühe verkauft habe, um mich auf die Schafzucht zu konzentrieren. Ich verstehe das einfach nicht.« Amanda war bewusst, dass sie sich in die Sache hineinsteigerte, aber sie konnte nichts dagegen tun.
    »Tja, keine Ahnung. Aber du hast das Problem jetzt behoben, und der Schaden wird sich hoffentlich in Grenzen halten. Mandy, so ist das nun mal in unserer Branche. Solche Dinge passieren eben, und man muss sie nehmen, wie sie kommen. Du darfst dir keine Vorwürfe machen. Ich dachte, wir hätten das bereits geklärt, als du die Herde im Hochwasser verloren hast.«
    Das Bild von toten Schafen, die im Ufergestrüpp verstreut lagen, tauchte plötzlich klar und deutlich vor Amandas Augen auf, gefolgt von einem anderen – der Bagger, der ein tiefes Loch aushob, und Adrians großer, glänzender Frontlader, der die Kadaver in die Grube schob und anschließend Erde darüberkippte. Sie sah es so deutlich, als würde es sich direkt vor ihren Augen wiederholen, die beiden Fahrzeuge, die über die gefüllte Grube vor- und zurückrollten, um die Kadaver in der Erde festzuwalzen, damit sie, wenn die Leiber sich aufblähten, nicht herauskamen und an der Luft verwesten. Das alles war Amandas Schuld gewesen, genau wie jetzt.
    »Okay, ich muss wieder«, sagte Amanda und legte auf, bevor Adrian antworten konnte. Plötzlich stieg Übelkeit in ihr hoch, und sie stürzte zur Toilette und übergab sich in die Schüssel.
    Dann sank sie auf den Boden und begann zu weinen.
    Ein paar Stunden später stapfte Amanda mit Mingus an ihren Fersen um die Scheune und murmelte: »Vielleicht tauge ich ja nicht zur Viehzüchterin. Aber wenn ich keine Farm bewirtschafte, was soll ich dann machen? Trotzdem muss ich mich besser um mein Vieh kümmern, sonst kann ich gleich aufhören. Die Tiere sind auf mich angewiesen.« Sie nahm einen herumliegenden Schraubenschlüssel und hängte ihn an die Werkzeugwand, dann einen Hammer, bevor sie sich den Besen schnappte und zu fegen begann.
    Das allzu vertraute Gefühl von Panik überfiel sie und drohte sie zu übermannen, als die Außenklingel des Telefons bimmelte. Amanda wusste, sie würde es nicht rechtzeitig ans Telefon schaffen, bevor der Anrufbeantworter ansprang, aber sie ließ trotzdem den Besen fallen und rannte zum Haus.
    Hannahs Stimme kam aus dem Lautsprecher, und Amanda riss den Hörer von der Gabel, völlig außer Atem.
    »Hi«, keuchte sie.
    »Oh, ich habe nicht damit gerechnet, dich an die Strippe zu bekommen. Wobei habe ich dich denn gestört? Du hörst dich an, als wärst du einen Marathon gelaufen.«
    »Ich war drüben in der Scheune«, erklärte Amanda und schnappte nach Luft. »Wie geht es dir? Was macht die Getreidebörse in Sydney?«
    »Alles bestens. Und du? Was treibst du gerade?«
    »Ich versuche mir einzureden, dass ich eine gute Züchterin bin. Mingus hat zu dem Thema offenbar nichts zu sagen, darum weiß ich immer noch nicht, ob ich wirklich eine bin.«
    »Aha. Hast du Mist gebaut?«
    »Kann man so sagen.« Amanda schilderte Hannah die ganze traurige Geschichte.
    Als sie fertig war, sagte Hannah: »Tja, Mandy, leider muss ich Adrian diesmal recht geben. Jeder macht mal einen Fehler. Deswegen bist du nicht gleich eine schlechte Züchterin …« Im Hintergrund klingelte ein Handy. »Oh, tut mir leid, Mandy, aber ich muss auflegen. Die Getreidebörse ruft. Alles Gute, und vergiss nicht: Du bist eine gute Züchterin!«
    Am Abend saß Amanda mit einem Glas Wein in der Hand auf der Couch im Arbeitszimmer ihrer Mutter. Sie konnte es immer noch nicht so recht glauben, dass Adrian sie als überzeugte Biertrinkerin zum Wein bekehrt hatte. Sie blätterte durch ein altes Fotoalbum und betrachtete die glücklichen Gesichter ihrer Eltern, während sie ihre Tochter auf der Schaukel anschubsten oder in den Armen hielten.
    Amanda blätterte wieder zum Anfang und betrachtete erneut das Foto, das sie hinter einem anderen Bild im Album entdeckt hatte. Die Aufnahme bewegte Amanda sehr. Sie war im Krankenhaus entstanden, ihre Mutter lag im Bett, und ihr Vater stand vor dem Fenster und hielt sein neugeborenes Kind im Arm. Sein strahlendes Gesicht drückte etwas aus, das Amanda später nicht oft bei ihrem Vater gespürt hatte. Sie fragte sich, warum die Dinge sich geändert hatten.
    Dann gab es eine Reihe Bilder von der Farm: von den Wassertanks, die

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