Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Ken war der Leiter der Feuerwehr.
»Ich wollte dir nur sagen, dass ab halb zehn ein Fahr-und Ernteverbot gilt. Fahrten sind nur erlaubt, um das Vieh mit Wasser zu versorgen.«
Amanda nickte stumm. Das ergab Sinn. Je weniger Maschinen draußen auf den Feldern waren, desto geringer die Chance, dass die Motoren eines Mähdreschers oder Traktors überhitzten und durch Funkenflug ein Feuer ausgelöst wurde.
»Okay, kein Problem, Ken. Das ist heute der reinste Backofen draußen! Soll ich irgendjemandem Bescheid sagen?«
Ken nannte die Namen einiger Farmer, die ebenfalls von den Brandschutzvorschriften betroffen waren, und verabschiedete sich mit den Worten: »Das Verbot gilt vorläufig bis heute Nachmittag um fünf. Dann werden wir eine neue Meldung rausgeben.«
»Okay. Vielleicht fahre ich in die Stadt. Hier draußen kann ich sowieso nicht viel tun, und ich brauche ein paar Vorräte. Wahrscheinlich mache ich mich in der nächsten Stunde auf den Weg, dann bin ich gegen Mittag wieder zurück. Ich habe das Handy dabei, wenn irgendwas sein sollte.«
»Danke für die Info, Mandy. Hoffentlich bleiben wir heute von Bränden verschont. Tschüss.«
»Bis später«, antwortete Amanda. Sie sah auf Mingus und sagte: »Tja, sieht so aus, als hätten wir heute frei, alter Junge.«
Zurück im Haus informierte Amanda telefonisch ihre Nachbarn über das Ernteverbot. Anschließend ging sie unter die Dusche und ließ das kühle Wasser über ihren Körper rinnen. Solche extremen Hitzetage kamen immer wieder vor im Sommer, und Amanda fürchtete sie. Mutter Natur konnte in einem Augenblick die harte Arbeit eines ganzen Jahres vernichten. Sie konnte Freund sein oder Feind, und heute musste man sich definitiv vor ihr in Acht nehmen.
Amanda ließ Mingus in die Waschküche, wo er sich auf den kühlen Fliesen ausstrecken konnte. Dann zog sie ihr dünnstes T-Shirt und Shorts an und machte sich anschließend auf den Weg in die Stadt.
Normalerweise hasste sie Einkaufen, außer im Farmergroßhandel, aber an diesem Tag freute sie sich auf das klimatisierte Shoppingcenter, wo der Supermarkt war.
Während Amanda den Einkaufswagen vor sich herschob, fiel ihr eine Gruppe junger Frauen auf, offenbar Studentinnen, die hier ihre Ferien verbrachten. In ihren knappen Tops und Shorts und mit ihrer sonnengebräunten Haut machten sie einen sorglosen Eindruck. Für einen kurzen Augenblick spürte Amanda Neid, was sie selbst überraschte. Es war schon lange her, dass sie sich sorglos gefühlt hatte.
Amandas nächster Halt war der Großhandel für Farmer. Hoffentlich kühlte es ab in den nächsten Tagen, dann wollte sie rausfahren und die durchhängenden Zäune reparieren, die ein paar zusätzliche Stahlpfosten vertragen konnten. Manche Zäune mussten eigentlich erneuert werden, aber das war vorerst nicht drin. Amanda hatte sich erkundigt, wie viel das Material kostete, und war auf einen Preis von achthundert australischen Dollars pro Zaunkilometer gekommen – und sie brauchte zehn Kilometer! Sie würde sich damit begnügen müssen, die alten Zäune auszubessern.
Als sie den Verkaufsraum betrat, entdeckte sie Sharna hinter der Ladentheke.
Amanda hatte Sharna ungefähr acht Monate zuvor kennengelernt, als die junge Frau hier als Assistentin der Geschäftsleitung angefangen hatte. Sharna hatte zwei Semester Tiermedizin studiert, machte aber nun eine Pause, um Geld zu verdienen. Genau wie Amanda liebte auch Sharna Tiere, und die beiden Frauen fachsimpelten häufig über die Viehzucht.
Im Moment kniete Sharna in der Hocke neben dem Drucker, über den Beinen eine Rolle Endlospapier, auf der Wange Tinte.
»Ich sehe, du bist beschäftigt«, sagte Amanda und lächelte.
Sharna hob den Kopf, und als sie Amanda sah, streckte sie den Zeigefinger vor. »Sag nichts. Mein Chef denkt, nur weil ich mal ein paar tote Tiere auseinandergenommen habe, kann ich auch das Ding hier reparieren.«
Amanda lachte. »Nun, tröste dich, besser hier drinnen statt draußen. Falls man nicht schon vorher einen Hitzschlag erleidet, wird man vom Sturm fortgerissen.«
»Ja, kein angenehmes Wetter heute.« Sharna rappelte sich hoch. »Gut, dass du erst jetzt kommst. Slay war heute Morgen hier und hat seine neue Schermaschine abgeholt. Du scheinst ihn wohl tief in seinem männlichen Stolz getroffen zu haben. Er ist immer noch sauer auf dich.«
Amanda runzelte die Stirn. Sie begriff nicht, warum der Kerl immer noch einen Groll gegen sie hegte. Gut, sie hatte ihn rausgeworfen, aber nach
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