Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Zuhause, das ich mir immer gewünscht habe. Brian und ich haben uns ziemlich rasch angefreundet. Ich glaube, ich war fast wie ein Sohn für ihn … Vielleicht übertreibe ich etwas, aber zu jener Zeit wünschte ich mir das.
Ungefähr ein Jahr später, nachdem ich auf Kyleena ein und aus ging, starb völlig unerwartet mein Vater an einem Herzinfarkt. Von da an ging es mit meiner Mutter bergab. Sie wurde immer bedürftiger und anhänglicher. Keine leichte Situation, wenn ich das sagen darf, für einen jungen Mann, der auf Brautschau war und häufig in der Gesellschaft verkehrte. Brachte ich eine Frau mit nach Hause, vergraulte meine Mutter sie mit ihrer herrischen Art. Im Nachhinein ist mir klar geworden, dass sie Angst hatte, mich zu verlieren, aber diese späte Erkenntnis macht den Schaden auch nicht wieder gut«, sagte er und seufzte.
»Eines Abends, ich kam spät nach Hause und stank nach Kuhmist, wollte meine Mutter wissen, wo ich war. Ich sagte, dass Brian mir gezeigt hat, wie man feststellt, ob eine Kuh trächtig ist.
Obwohl meine Mutter wusste, dass ich regelmäßig bei euch war, schnappte sie aus irgendeinem Grund über. Meine Mutter ist nie laut geworden, aber an diesem Abend kreischte sie, eure Familie wäre unserer nicht würdig, und verbot mir, jemals wieder einen Fuß auf Kyleena zu setzen. Ich würde das Andenken meines Vaters beschmutzen, wenn ich mich mit Leuten abgab, die er nicht ausstehen konnte. Sie wurde richtig hysterisch. An diesem Abend erkannte ich, dass ich mehr Zeit mit meiner Mutter verbringen musste, um ihr bei der Bewältigung ihrer Probleme zu helfen.
Ich habe immer gedacht, meine Mutter hätte eine Rossnatur. Aber es stellte sich heraus, dass sie krank war, und ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide. Die Diagnose lautete Demenz. Ich konnte nicht meine Mutter pflegen und mich gleichzeitig um die Farm kümmern, also stellte ich ein paar fähige Männer ein und widmete mich ganz der Pflege meiner Mutter – bis zu ihrem Tod.«
»Aber das erklärt nicht, warum mein Vater so heftig auf dich reagiert hat«, sagte Amanda.
»Das ist richtig. Als ich Brian erklärte, warum ich ihn nicht mehr besuchen komme, fasste er das nicht gut auf. Vor allem nicht, als ich wortwörtlich wiederholte, wie sich meine Mutter über die Greenfields geäußert hatte. Ich habe Brian gesagt, dass ich den Grund für diese Familienfehde nicht kenne und dass er mich auch nicht interessiert, aber du weißt ja selbst, wie nachtragend dein Vater sein konnte. Er sagte, wenn ich nicht den Mumm habe, für unsere Freundschaft einzustehen, dann hätte ich sie nicht verdient.
So stand ich also zwischen den Fronten und habe mich für meine Familie entschieden. Verstehst du, meine Mutter brauchte mich. Ich denke, jeder andere hätte dasselbe getan in meiner Situation.« Adrian seufzte erneut. »Ich bin mir sicher, Mutters abfällige Kommentare über eure Familie waren auf ihre Demenz zurückzuführen, eine Überreaktion. Ich wollte ihr einfach keinen Kummer zufügen, indem ich mich ihrem Wunsch widersetzte.
Aber ich schätze, jede Medaille hat zwei Seiten, und das ist eben meine Sicht der Dinge. Dein Vater würde die Sache wahrscheinlich ganz anders darstellen, wenn er noch lebte.«
Amanda saß stumm und regungslos da, bekümmert über die Verbohrtheit der beiden Familien, die Adrian auszubaden hatte. Später, nachdem er sich verabschiedet hatte, musste sie immer wieder an seine letzten Worte denken: Dein Vater würde die Sache wahrscheinlich ganz anders darstellen, wenn er noch lebte .
Kapitel 28
1938
M ichael bearbeitete die Koppel, die er auf den Namen »Karru« getauft hatte, mit seinem pferdebespannten Scheibenpflug, Bowy an seiner Seite. Nachdem das Feld gepflügt war, machte er sich auf den Heimweg.
Karru war die erste Weide, die er anlegte. Er vermutete dort den fruchtbarsten Boden auf seiner Farm wegen der Nähe zum Fluss, die für eine satte, reiche Erde sorgte.
Michael lächelte, als die Hütte in Sicht kam und er Grace im Gemüsegarten entdeckte. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie sich auf Kyleena eingelebt und ihre feine Garderobe gegen seine alte Arbeitshose und ein Hemd getauscht hatte.
Sein Blick fiel auf die Wölbung ihres Bauchs, während sie mit der Harke den Boden jätete, und er fragte sich, ob das Baby in ihr sich gerade bewegte.
Graces Arbeit im Obst- und Gemüsegarten war ein großer Gewinn. Unter ihrer Pflege begannen die Pflanzen und Bäume zu wachsen und zu
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