Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
und sagte: »Tja, ich bezweifle, dass ich dieses Tier noch retten könnte, selbst wenn ich weiterstudiert hätte. Guter Schuss. Ich bin beeindruckt.« Sie schwenkte den Scheinwerfer für den Fall, dass der Fuchs einen Gefährten hatte, aber es war nichts zu sehen.
»Lass uns zu den Mastschafen fahren und dort nach dem Rechten sehen«, schlug Amanda vor.
Einige Stunden, vier tote Füchse und zwei Fehlschüsse später erreichten sie wieder die Scheune.
»Möchtest du einen Kaffee, bevor du in die Stadt zurückfährst?«, fragte Amanda.
»Nein, es ist schon nach Mitternacht. Besser, ich mache mich sofort auf den Weg. Ich muss morgen früh den Laden aufmachen.« Sharna ging zu ihrem kleinen gelben Wagen und öffnete die Fahrertür. »Danke, dass du mich mitgenommen hast. Sag Bescheid, wenn du das nächste Mal auf Jagd gehen willst. Ich mache gerne wieder den Beleuchter.« Sie glitt hinter das Lenkrad und fuhr vom Hof.
Zurück im Haus, ließ Amanda als Erstes Mingus aus der Waschküche, damit er seine nächtliche Runde drehen konnte, und goss sich ein Glas Wein ein. Sie setzte sich, und ihr Blick wanderte durch die Küche, bis er auf der Anrichte verharrte. Dort stand eine Tasse. Amanda erinnerte sich genau, dass sie sie gespült hatte, bevor sie mit Sharna aufgebrochen war. Wie war sie auf die Anrichte gelangt? Sie nahm die Tasse und musterte sie. Innen hatte sich ein brauner Teerand gebildet, und sie fühlte sich noch leicht warm an. Amanda ging hinüber zum Wasserkocher und legte die Hand darauf. Er war auch warm. Seltsam! Sie zuckte mit den Achseln und ignorierte das nervöse Gefühl in ihrem Magen, als sie Mingus vor der Tür winseln hörte.
»Hast du dir einen Tee gekocht, während wir unterwegs waren?«, sagte sie, während sie den Hund hereinließ und tätschelte. Mingus spitzte plötzlich die Ohren und knurrte leise. Amanda horchte aufmerksam nach draußen. Gleich darauf wanderte Scheinwerferlicht über ihre Küchendecke.
Sie erstarrte kurz, aber im nächsten Moment fiel ihr ein, dass es wahrscheinlich Sharna war, die etwas vergessen hatte. Sie öffnete die Tür für Mingus und ging ins Wohnzimmer, wo sie die Hofeinfahrt sehen konnte.
Draußen herrschte absolute Dunkelheit. Amandas Puls begann, ein wenig schneller zu schlagen.
Sie kehrte in die Küche zurück und lauschte angestrengt hinaus, Mingus an ihrer Seite. Nichts.
Nervös goss sie sich ein zweites Glas Wein ein und setzte sich wieder an den Tisch. Eine halbe Stunde und drei Weingläser später hatte es keine weiteren Störungen gegeben. Ich muss mir die Lichter an der Decke eingebildet haben, dachte Amanda, als sie sich leicht schwankend in ihr Bett aufmachte. Trotzdem, dieses eine Mal erlaubte sie Mingus, bei ihr im Zimmer zu schlafen.
Kapitel 30
A manda war auf dem Weg zu ihren hochträchtigen Zuchtschafen. Sie würden bald anfangen zu lammen, und sie konnte es kaum erwarten.
Die Tiere nahmen schon längst keine Notiz mehr von ihr, wenn sie auf die Weide fuhr, und grasten friedlich weiter. Amanda beobachtete vergnügt die Herde. Sie war zufrieden mit der Entwicklung ihrer Zucht in den letzten drei Jahren. Sicher, sie hatte von Beginn an bei Zukäufen auf Qualität geachtet, und das hatte sie Adrian zu verdanken. Er hatte zum Beispiel darauf bestanden, sie zu einem Farmer zu begleiten, der seinen kompletten Zuchtbestand verkaufte, und dank Adrians Verhandlungsgeschick hatte sie sogar vier Mutterschafe geschenkt bekommen!
Gleich darauf entdeckte Amanda einen weißen Fleck im Busch und gab wieder Gas. Sie fuhr langsam auf die Stelle zu und stieg gerade rechtzeitig aus, um zu sehen, wie eine Mutter ihr Neugeborenes ableckte. Das Lamm versuchte, mit wackligen Beinen aufzustehen. Es knickte sofort wieder ein, aber nach drei weiteren Versuchen stand es unsicher da und stupste mit dem Maul gegen den Bauch seiner Mutter, auf der Suche nach ihrem Euter für die erste Milch. Die Mutter wandte den Kopf und schnüffelte am Hinterteil des Neugeborenen, dann blökte sie leise.
Amanda wollte diesen neuen Bund nicht stören, aber es musste sein. Sie nahm Stift und Papier aus dem Handschuhfach. Dann stieg sie aus und holte von der Pritsche einen Eimer und eine Waage. Sie steckte die Ohrmarke mit der Nummer 0001 zusammen mit einer Zange in ihre Hosentasche.
Die Mutter beäugte Amanda misstrauisch, da sie aus jahrelanger Erfahrung wusste, was gleich passieren würde. Sie versuchte, ihr Junges tiefer ins Gebüsch zu stupsen, außerhalb von Amandas
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