Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
Vom Netzwerk:
wollte vorbeikommen, um dich zu sehen.«
    »Lade ihn doch zum Essen ein heute Abend. Oder wir besuchen ihn auf Paringa.«
    »Okay. Mal sehen, was er dazu meint.«
    Das Buschland zwischen Hof und Fluss war dichter, als Amanda es in Erinnerung hatte, und sie und Hannah kamen nur langsam voran. Aber Hannah genoss es offenbar in vollen Zügen, draußen in der Natur zu sein. Sie blieb immer wieder stehen und lauschte staunend den Vögeln. Sie machte Amanda auf Dinge aufmerksam, die diese übersehen hatte, wie die blau blühende Kletterpflanze, die sich an den Eukalyptusbäumen emporrankte, oder die Pilze, die zwischen den Baumwurzeln wuchsen. Amanda kam es vor, als sähe sie den Busch mit neuen Augen.
    »Was hat es denn nun mit dieser Hütte auf sich?«, fragte Hannah keuchend, als sie den Granitfelsen hochkletterten.
    »Das weiß ich nicht genau. Ich wünschte, ich könnte mehr darüber in Erfahrung bringen, weil es sich um eine Art Vermächtnis handeln muss. Ich bin mir sicher, dass meine Eltern nie etwas von der Hütte erwähnt haben, bloß dass das Areal von der Rodung verschont wurde. Die Regierung zahlt den Farmern Subventionen, wenn ökologisch wertvolle Flächen – Flusslandschaften, Salzwiesen und so weiter – naturbelassen oder renaturiert werden. Ich denke, bei diesem Gebiet handelt es sich um so ein Naturschutzprojekt. Allerdings ist der Zaun schon uralt. Damals gab es diese Prämien für Farmer noch gar nicht.« Amanda unterbrach sich, als sie den Gipfel erreichten. »Sieh mal, dort drüben ist Adrians Haus.« Sie zeigte auf das Giebeldach, das auf der anderen Seite des Flusses hinter den Baumkronen hervorragte. »Komm, wir müssen hier entlang.«
    Sie unterbrachen ihre Unterhaltung und schlitterten den Hang hinunter durch den Busch, bis sie schließlich die Lichtung erreichten, auf der die zerfallene Hütte stand.
    Amanda näherte sich der Tür und versuchte sie zu öffnen. Sie klemmte, und Amanda stemmte sich dagegen, bis die Tür knarrend einen Spaltbreit nachgab. Vorsichtig steckte sie den Kopf durch und ließ den Blick durch den Raum schweifen.
    Er war ungefähr zwei mal sechs Meter groß und lag unter einer dicken Staubschicht. Baumwurzeln krochen an einer Wand empor, und neben dem Rauchabzug stand ein alter, gusseiserner Ofen. In einer Ecke war ein Baumstumpf, der wahrscheinlich als Hocker gedient hatte, und ein Schürhaken lehnte am Ofen. Sonst war der Raum leer.
    Amanda drückte wieder gegen die Tür, und es gelang ihr schließlich, sich durch den Spalt zu quetschen. Still stand sie in der Hütte und blickte sich um. Der Getreidesack, der vor dem Fenster hing, sah aus, als würde er bei der kleinsten Berührung zerbröseln. Amanda bekam eine Gänsehaut, während sie in dem Dämmerlicht stand und sich fragte, wer wohl hier einmal gelebt hatte und was für ein Leben das gewesen war.
    »Mandy, komm her! Du musst unbedingt diese Maulbeeren probieren, die sind einfach köstlich!«, rief Hannah in diesem Moment und riss sie aus ihren Gedanken. Sie ließ ein letztes Mal den Blick durch den Raum wandern und fröstelte. Sie hatte das seltsame Gefühl, dass hier etwas Schreckliches passiert war. Dann trat sie hinaus in das fahle Sonnenlicht, erleichtert darüber, die Hütte zu verlassen.
    Hannah stand neben einem prächtigen Maulbeerbaum, der Unmengen von Beeren trug.
    »Du hast hier nicht zufällig einen Eimer gesehen oder einen Korb, damit wir welche mitnehmen können?«, fragte Hannah.
    »Nein«, antwortete Amanda und pflückte ein paar reife Beeren vom Baum. »Aber ich denke, wir sollten alles so lassen, wie es ist, und nichts anfassen.«
    »Mhm, wahrscheinlich hast du recht. Das hier ist ein verwunschener Ort. Hast du die alte Schaukel gesehen, dort drüben an dem toten Pflaumenbaum? Wer immer hier gelebt hat, muss Kinder gehabt haben.«
    »Ich erinnere mich, dass meine Mutter mir mal eine lustige Geschichte erzählte von einer Emuherde, die vergorene Maulbeeren gefressen hat«, sagte Amanda unvermittelt. »Ich weiß zwar nicht mehr, wo das war, aber es muss Ende August gewesen sein oder Anfang September, weil da die Beeren vergären. Mum hat ungefähr zehn Emus gesehen, die unter einem Maulbeerbaum lagen. Die waren so betrunken, die konnten nicht mal mehr aufstehen!«
    Amanda und Hannah brachen in hysterisches Gelächter aus bei der Vorstellung. Während der Knoten in ihrem Magen sich zu lösen begann, staunte Amanda darüber, wie gut es sich anfühlte, an ihre Eltern zu denken und dabei zu

Weitere Kostenlose Bücher