Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
fahren in die Stadt«, sagte Hannah bestimmt.
Amanda sank auf den Boden und lehnte sich gegen den Küchenschrank, den Kopf in die Hände gestützt. »Nein. Ich kann nicht, Hannah. Ich komme mir so …« Sie schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich weiß nicht. Es könnte auch alles nur ein Hirngespinst sein. Du fährst morgen – lass uns unseren letzten gemeinsamen Tag genießen.«
Hannah breitete die Arme aus, um Amanda zu drücken. »Ich werde dich vermissen«, sagte sie mit Tränen in den Augen. »Wir hatten so viel Spaß, und ich bin beeindruckt, was du aus der Farm gemacht hast. Ein wahres Meisterstück. Du hast alle deine Ziele verwirklicht. Jetzt ist es Zeit, dass du glücklich wirst.«
»Ich werde dich auch vermissen.« Amanda schlang die Arme um Hannah und ignorierte den Aufruf zu ihrem Flug. »Vergiss nicht all die nützlichen Tipps, die du von mir gelernt hast. Wenn du einen elektrischen Zaun anfasst, stell sicher, dass du vorher jemanden an die Hand nimmst. Du wirst deine Kollegen in Sydney garantiert damit beeindrucken, vor allem die, die dir ein Bein stellen wollen. Sorge dafür, dass sie den Schlag abkriegen.«
Hannah wischte sich die Tränen ab und sah Amanda eindringlich an. »Bitte, geh zur Polizei. Und denk darüber nach, wer einen Grund haben könnte, sich an dir zu rächen. Es muss eine Erklärung geben.«
»Ich möchte nicht mehr darüber reden, Hannah.«
»Ich weiß. Brauchst du auch nicht. Überlass das Reden mir!« Hannah schmunzelte, als Amanda die Augen verdrehte, ließ sich jedoch nicht davon beirren. »Du musst zur Polizei und denen die Briefe zeigen. Danach gehst du zu Adrian und sagst ihm, dass du seinen Heiratsantrag annimmst. Er wird für dich sorgen, Mandy. Du bist bei ihm in guten und sicheren Händen. Er kommt zwar manchmal ein wenig tuntig rüber, aber ich kann sehen, dass er dich wirklich liebt.«
»Ich überlege es mir, versprochen«, entgegnete Amanda. »Du verpasst noch deinen Flug, wenn du dich nicht beeilst.« Amanda zeigte auf die Stewardess, die zunehmend ungeduldig wurde, und gab ihrer Freundin einen sanften Schubs in Richtung Gate. Hannah wandte sich ein letztes Mal um und winkte, bevor sie im Tunnel verschwand.
Wenig später stieg Amanda in ihren Wagen. Sie schaltete den Scheibenwischer an, weil die Windschutzscheibe beschlagen war, und drehte das Gebläse auf die höchste Stufe. Dann lehnte sie den Kopf gegen das Lenkrad und ließ ihren Tränen freien Lauf. Ihre beste Freundin war weg. Sie war wieder alleine. Langsam stieß sie die Luft aus, die eine kleine Atemwolke bildete, und nahm den Fuß von der Kupplung. Es war Zeit, nach Hause zu fahren.
Während sie vorsichtig durch die neblige Nacht fuhr und insgeheim betete, dass ihr kein Känguru vor die Motorhaube lief, überlegte sie, wer einen Grund haben könnte, sich an ihr zu rächen. Plötzlich traf es sie wie ein Schlag. Slay. Er war immer noch sauer auf sie. Aber würde er so weit gehen, sie über Jahre hinweg in Angst und Schrecken zu versetzen?
Als Amanda in die Hofeinfahrt bog, sah sie, dass im Haus Licht brannte.
Ihr Herz begann zu rasen. Sie hatte lediglich die Außenbeleuchtung angelassen. Während sie hielt, sah sie einen Schatten, der sich hinter den Wohnzimmervorhängen bewegte. Verdammt.
Langsam stieg sie aus dem Wagen und schlich mit angehaltenem Atem zum Haus. Sie hatte gerade die Tür erreicht, als diese plötzlich aufgerissen wurde und ein strahlender Adrian vor ihr stand.
»Ich dachte, du bist bestimmt traurig, weil Hannah wieder abgereist ist«, sagte er, scheinbar ohne wahrzunehmen, was für einen Schreck er ihr eingejagt hatte. »Ich habe ein kleines Betthupferl für dich vorbereitet.« Er geleitete Amanda durch den Flur ins Wohnzimmer.
Der Raum war geschmückt mit Blumen und Kerzen. Auf dem Tisch standen eine Flasche Champagner und eine Schale mit Erdbeeren.
Amanda zwang sich zu einem Lächeln und verbarg das Zittern ihrer Hände.
Eine Woche später, nachdem sie den Hafer ausgesät und das Vieh versorgt hatte, stieg Amanda die Eingangstreppe zur Polizeiwache in Esperance hoch und stieß die Tür auf.
»Ich möchte bitte Anzeige erstatten gegen einen Stalker«, sagte sie zu dem jungen Mann am Empfangsschalter.
»Ein Stalker? In Esperance?« Er klang wenig überzeugt.
»Ja. Bitte«, wiederholte Amanda ruhig.
»Im Moment ist keiner da. Sie müssen später wiederkommen. « Kaum hatte er es ausgesprochen, ging die Tür auf, und ein älterer Beamter in Zivil kam herein. Sein
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