Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
ein paar Tagen.«
»Ich würde gerne von Ihrer Freundin die Fingerabdrücke nehmen.«
»Sie lebt in Sydney.«
»Na schön. Wir haben ja wenigstens einen Brief, den keine von Ihnen angefasst hat. Außerdem kann Ihre Freundin ihre Fingerabdrücke auch bei der Polizei in Sydney abgeben, falls es nötig sein sollte.«
Eine Viertelstunde später verließ Amanda die Polizeiwache und fühlte sich ungemein erleichtert. Nun konnte sie sich um ihre nächste Aufgabe kümmern. Es war Zeit, den Kontakt zu ihrer Familie wiederherzustellen.
Kapitel 40
H allo, Tante Di, ich bin’s, Amanda.«
Es entstand eine kleine Pause. Amanda nahm an, dass ihre Tante über diesen Anruf aus heiterem Himmel überrascht war. »So, so, Mandy. Wie geht es dir? Es ist schon ziemlich lange her, dass du dich gemeldet hast.«
»Mir geht es gut. Und wie geht es dir und Onkel James?«
»Auch gut. James werkelt in seiner Scheune herum, ich kümmere mich um den Garten. Wir genießen unseren Ruhestand.«
»Das ist super.« Es entstand ein unbehagliches Schweigen. Diane fragte sich sicher, was der Grund für diesen unerwarteten Anruf war.
»Ähm, Tante Di, ich möchte mich entschuldigen … weil ich so lange nichts von mir habe hören lassen.«
»Ach, Liebes, dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Du kommst eben ganz nach deinem Vater. Brian konnte auch nicht mit seinen Gefühlen umgehen. James und ich hielten es für das Beste, dich in Ruhe zu lassen und zu warten, bis du wieder auf uns zukommst. Was du hiermit getan hast! Es ist schön, deine Stimme zu hören, mein Schatz.«
Amanda schluckte, gerührt von dem liebevollen Ton ihrer Tante. Warum habe ich nicht schon früher angerufen?, schalt sie sich stumm. »Ich wollte fragen, ob ihr zwei am Freitagabend zum Essen kommen möchtet. Ich würde mich unheimlich freuen, euch wiederzusehen. Außerdem möchte ich euch gerne ein paar Sachen über meine Eltern fragen.«
»Ah.« Dianes Stimme klang verhalten. »Was denn für Sachen?«
»Es wäre besser, wenn wir das persönlich besprechen. Das könnte nämlich länger dauern«, antwortete Amanda.
»Also gut«, sagte Diane. »Dann sehen wir uns am Freitag.«
Nachdem Amanda aufgelegt hatte, zog sie das zerknitterte Foto aus ihrer Hosentasche und starrte darauf. »Tja, unbekanntes Baby, in ein paar Tagen erfahre ich endlich, wer du bist.«
Amanda beobachtete das Scheinwerferlicht, während sich der Wagen ihrer Tante und ihres Onkels dem Haus näherte. Mingus, der in der Küche schlief, ließ sich nicht stören von dem fremden Motorengeräusch. Tante Di würde es wahrscheinlich nicht gefallen, dass sie ihren Treibhund im Haus hielt, aber das war Amanda egal. Mingus war ihr einziger Trost, wenn Adrian und Hannah nicht in der Nähe waren. Amanda lächelte, als sie an die Nachricht dachte, die Hannah an diesem Morgen auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte.
»Ich hoffe, dass heute Abend alles gut läuft, Mandy. Vergiss nicht, was auch immer Di und James dir erzählen werden, du darfst deine Eltern nicht hassen. Ich hab dich lieb! Oh, übrigens, ich habe vorhin mit Jonno gesprochen. Er lässt dich ganz lieb grüßen.« Amanda hatte augenblicklich ein warmes Gefühl durchrieselt, als Jonnos Name fiel. Sie kostete das Gefühl einen Moment lang aus, bevor sie es verdrängte.
Mit schlechtem Gewissen dachte sie an Adrian. Sie hätte ihm sagen sollen, was sie heute Abend geplant hatte, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden. Sie hatte ihm nicht einmal von dem Foto erzählt. Vielleicht lag es an der abschätzigen Meinung seiner Mutter über die Greenfields, oder vielleicht konnte sie sich Adrian nicht ganz öffnen. Was sie auch davor zurückhielt, es änderte nichts daran, dass sie unbedingt hinter das Familiengeheimnis kommen wollte. Dann konnte sie immer noch entscheiden, ob sie Adrian einweihte oder nicht. Zum Glück war er gerade in Perth, wo er von seinem Geschäftspartner, einem Düngemittelhersteller, ins Football-Stadion eingeladen worden war. Ein Männerwochenende, genau das, was er brauchte, wie er Amanda versichert hatte.
Als ihre Gäste die Eingangsstufen hochkamen, öffnete Amanda die Tür und lächelte.
»Hallo, Tante Di.« Sie küsste die grauhaarige Frau auf die Wange. »Onkel James, wie geht es dir?« Sie nahm dankend die Flasche Wein entgegen, die er mitgebracht hatte, bevor sie den beiden ins Haus folgte.
Nach dem Abendessen bat Amanda ihre Tante und ihren Onkel ins Wohnzimmer, wo sie den Kaffee servierte. Sie
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