Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Brian und Helena einen Urlaub spendiert. Nach Mikeys Tod haben sie nur noch geschuftet wie die Pferde. Sie hatten schon lange keine Zeit mehr für sich, und ich habe bereits befürchtet, dass sie … oh, ich weiß auch nicht. Jedenfalls haben wir uns große Sorgen gemacht um die beiden, nicht wahr?« Sie sah James an.
»Ja«, bekräftigte er. »Helena hat sehr viel Gewicht verloren. Sie litt an Schlafstörungen und war völlig gefangen in ihrer Trauer. Und Brian, nun, er hat ähnlich reagiert wie nach dem Tod von Helena, kann man sagen.«
Diane fuhr fort: »Jedenfalls haben wir den beiden eine Kreuzfahrt geschenkt und angeboten, auf die Farm aufzupassen, solange sie weg sind. Brian hat unser Geschenk schließlich angenommen, aber Adrian Major beauftragt, auf Kyleena nach dem Rechten zu sehen. Ihm war einer lieber, der sich mit Farmen auskannte, statt ein Buchhalter. Ich glaube, damals kannten sich Brian und Adrian noch nicht lange. Sie sind sich bei einer Konferenz begegnet und haben sich angefreundet. Eine Zeit lang standen sie sich richtig nahe.
»Als Brian und Helena aus dem Urlaub zurückkehrten, waren sie wie verwandelt. Sie waren wieder zärtlich zueinander, hatten einander verziehen. Ich glaube, dass sie sich davor insgeheim gegenseitig die Schuld an Mikeys Tod gaben. Ich nehme an, das ist eine normale Reaktion, aber es war ein tragischer Unfall, nicht mehr und nicht weniger. Sie trauerten zwar auch nach ihrer Rückkehr um Mikey, aber sie hatten sich als Paar wiedergefunden, und das machte den Unterschied aus.
Um es kurz zu machen: Nicht lange nach der Kreuzfahrt eröffneten sie uns, dass Helena wieder ein Kind erwartete. Nach neun glücklicherweise ereignislosen Monaten kamst du zur Welt.
Deine Mutter hat dich von Anfang an vergöttert, aber Brian brauchte eine Weile, bevor er dich in sein Herz schließen konnte. Er hatte Angst, er könnte dich verlieren und müsste den ganzen Schmerz nochmals durchleben. Ich weiß aber ganz sicher, dass er dich geliebt hat, Amanda. Von ganzem Herzen. Ich weiß, du hast oft an seiner Liebe gezweifelt. Aber das war unnötig. Er konnte sie dir nur nicht zeigen. Um sich selbst zu schützen.«
Amanda griff nach einem Kissen und drückte es an ihre Brust. Am liebsten hätte sie geweint, aber sie war zu erschöpft, zu leer. Trotzdem, auf eine seltsame Art war sie froh. Endlich verstand sie, warum ihr Vater sich ihr gegenüber so verhalten hatte. Unnahbar und überängstlich – die Folge nach dem Verlust seines ersten Kindes, das er selbst überfahren hatte.
»Danke«, sagte Amanda leise. »Ich danke euch sehr.«
Kapitel 41
N a los, Mingus, auf geht’s!«, rief Amanda und öffnete die Beifahrertür ihres Pick-ups. Mingus kam hinter dem Haus hervorgeschossen und sprang in den Wagen. Er drehte sich ein paarmal um sich selbst, bevor er sich im Fußraum niederließ.
Amanda stieg auf der anderen Seite ein und drehte den Zündschlüssel. Als sie die Straße erreichte, bog sie in Richtung Strand ab.
Nach dem kräftezehrenden Abend mit Diane und James hatte Amanda in den Tagen darauf viel nachgedacht, vor allem über ihre Zukunftspläne, also auch über Adrian. Amanda schätzte seine bodenständige und verlässliche Art, aber er weckte kein Feuer in ihr wie Jonno. Allerdings gab es das klitzekleine Problem, dass Jonno völlig ahnungslos war, was Amanda für ihn empfand. Wollte sie das Risiko eingehen, ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen, wenn sie Jonno ihre Gefühle gestand? Wohl kaum, schließlich hatte Jonno niemals erkennen lassen, dass auch er mehr für sie empfand als nur Freundschaft. Amanda versuchte, sich an die Ratschläge ihrer Mutter in Liebesdingen zu erinnern. Sie wusste, da war was gewesen, aber ihr fiel beim besten Willen nicht mehr ein, was. Sie konnte sich blind verlassen auf Adrian, aber … aber … oh, das war alles so schwierig! Konnte sie sich überhaupt von Kyleena trennen, nachdem sie so viel Arbeit hineingesteckt hatte? Oder, besser noch, wäre Adrian bereit, auf Kyleena zu leben? Bestimmt nicht! Könnte sie auf Paringa leben? Amanda war sich nicht sicher.
Sie erreichte den Strand. Mingus spitzte die Ohren, als sie anhielt. Dann stand er auf, machte den Hals lang und begann, mit dem Schwanz zu wedeln.
»Ja, ich weiß, du liebst den Strand.« Amanda streckte die Hand aus, um seine Ohren zu kraulen. »Okay, Mingus, sag mir«, sie öffnete die Fahrertür, »Mastzucht oder Qualitätszucht? Oder eine Kombination aus beidem? Und was hältst du von
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