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Unter den Sternen von Rio

Unter den Sternen von Rio

Titel: Unter den Sternen von Rio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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nun die Arme überschwenglich um António schlang, um sich mit einem Kuss auf die Wange zu bedanken. »Einfach phantastisch! Wann machen wir das wieder?«
    António brachte das Flugzeug mitten auf der Rollbahn zum Stehen. Er schob seine Fliegerbrille auf den Kopf und starrte Caro unverwandt an.
    »Wie wäre es mit … jetzt sofort?«, sagte er mit heiserer Stimme und legte einen Finger unter ihr Kinn, um es anzuheben. Dann küsste er sie.
    Wären Caros Knie von dem Flug nicht ohnehin schon wackelig gewesen, so wären sie es spätestens jetzt geworden. Was für ein Kuss! Antónios Lippen waren sanft und fordernd zugleich. Sein stoppeliges Kinn fühlte sich herrlich maskulin auf ihrer Haut an, sein Duft – eine Mischung aus Leder, Tabak und Eau de Toilette – war betörend. Seine Zunge spielte zärtlich mit ihrer, mit ihren Lippen. Sie hörte seinen merklich schwereren Atem, was sie zutiefst erregte. Dann lagen plötzlich seine Hände auf ihr, unter ihrer Jacke, umfassten ihren Oberkörper und zogen sie so weit an ihn heran, wie es in der Führerkabine dieses kleinen Flugzeugs nur möglich war.
    Bereitwillig ließ Caro all das mit sich geschehen. Und nicht nur das: Sie selber klammerte sich ebenfalls an ihn, bot ihm willig ihren Mund dar und hörte sich seinen Namen flüstern. Wie gut er schmeckte und roch! Und wie unglaublich schön er aussah, selbst aus so großer Nähe. Sie hatte die Lider halb geöffnet und sah in seine Augen, die mindestens so glasig waren wie ihre eigenen. Sie waren von einem unbeschreiblichen Bernsteinton, mit kleinen Sprenkeln in Grün und Dunkelbraun und umgeben von einem dichten, schwarzen Kranz langer Wimpern.
    Ein Klopfen an die Tür auf Antónios Seite unterbrach ihren Kuss jäh. Es war der Techniker, der sich wunderte, warum das Flugzeug nicht weiter zu seiner endgültigen Parkposition rollte.
    »Irgendwelche Probleme?«, wollte der Mann wissen.
    Jede Menge, dachte António, sprach es aber nicht aus.
    Oh ja, dachte auch Caro – die Art von Problemen, von denen sie nicht genug bekommen konnte.
     
    Auf der Rückfahrt wechselten die beiden kaum ein Wort miteinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Erst als er vor ihrem Haus hielt, begannen sie zu sprechen, und zwar gleichzeitig.
    »Was …?«, brachte António heraus.
    »Wie …?«, kam es von ihr.
    Sie lachten befangen.
    »Du zuerst«, forderte er sie auf.
    »Wie … verbleiben wir nun?«, stotterte sie.
    »Ich weiß nicht. Was ist mit Henrique?«, gab er die Frage zurück.
    Sie schüttelte ratlos den Kopf. »Ich werde ihm nichts davon erzählen. Du?«
    Es war nicht die Antwort, die António sich gewünscht hatte.
    »Glaubst du denn, wir können es vor ihm verheimlichen?«
    »Warum nicht?«
    »Die Frage sollte doch wohl eher lauten: Warum? Warum willst du deinen Verlobten so hintergehen und ich meinen Freund? Hast du es denn nicht auch gespürt?«
    Caro senkte beschämt den Blick. Natürlich hatte sie es gespürt! Mit jeder Faser ihres Körpers! Sie sehnte sich jetzt noch nach ihm, nach mehr von ihm. Doch dann straffte sie die Schultern, sah ihm fest in die Augen und sagte: »Man darf in einen Kuss nicht zu viel hineininterpretieren.«
    »Darf man nicht, hm?« Er funkelte sie an, und sie konnte diesem Blick nur mit Not standhalten. »Wenn ich es aber tue, obwohl ich es nicht darf? Caro, denk doch mal nach. Noch bist du nicht verheiratet, es ist nicht zu spät für uns.«
    Was war das nun wieder? Sollte das ein Antrag sein? Wollte er, dass sie Henrique zum Teufel schickte und stattdessen ihn heiratete? Verflucht, konnte er sich nicht klarer ausdrücken? »Das geht mir ein bisschen zu schnell«, antwortete sie ausweichend.
    »Ah.«
    »Ja, aber das soll nicht heißen, dass es richtiger wäre, wenn es langsamer ginge.« Caro hatte sich nun endlich gefangen. Allmählich setzte ihr Verstand wieder ein. Sollte sie ihren wunderbaren Henrique einfach so aufgeben wegen eines Mannes, den sie kaum kannte, ganz gleich, wie sehr dieser ihre Sinne verwirrte? Bestimmt nicht. »Nein, António. Du bist ein Mann fürs Fliegen, einer zum Abheben – Henrique ist einer für die Erde, ein Mann, mit dem man gemeinsam einen langen Weg beschreiten kann.« Sie warf ihm einen traurigen Blick zu. »Leb wohl,
Antoine.
« Damit riss sie die Wagentür auf und stürzte förmlich hinaus, fort von ihm, so schnell wie möglich, bevor sie es sich noch anders überlegte.
    Es gelang ihr, die Eingangstreppe ruhig genug hinaufzugehen, um weder zu stolpern

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