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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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andere Glas gab’ s dann schon noch. Irgendwann schaute ich auf die Uhr. Da war es nach drei. Aber e s war herrlich Wir haben uns gefühlt wie zu unserer Teenagerzeit, benahmen uns ausge-lassen und euphorisch und so, als ob die ganze Zukunft noch vor uns läge und uns alle Wege offenständen.“
    „Muss am Alkohol gelegen haben”, sagte Leng lapidar. Oder habt ihr etwa ein Tütchen geraucht?”
    Prado ersparte sich eine Antwort.
    „Du benimmst dich wie ein verknöcherter alter Sack, dem jede Freude abhanden gekommen ist. Und von Musik hast du eh keine Ahnung.”
    „Wer sagt das?”
    „Du selber. Hab ich oft genug von dir gehört. Jedenfalls kannst du Rockmusik und Jazz nicht ausstehen. Eine Ane inanderreihung von Tönen ergibt nicht automatisch eine Symphonie. Das waren deine Worte.”
    „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern”, brummte Leng, „aber es gibt wirklich zuviel schlechte Rock- und Popmusik, und Jazz hört sich für mich manchmal so an, als ob jemand einen Sack mit Noten gefüllt hätte und diese dann nach dem Zufallsprinzip wieder herausfisch t. Ich hab’ s halt lieber ein wenig harmonischer.”
    „Ich weiß, du lässt dich gerne einlullen. Wundert mich, dass du dir keine deutschen Schlager anhörst.”
    „Es reicht, Jürgen.” Leng wirkte jetzt richtig sauer. „Du weißt genau, wie wenig ich mit Schönredephrasen anfangen kann. Das gilt auch für die Musik. Du tust ja gerade so, als würde ich vor dem Elend der Welt die Augen verschließen und mich in ein Wolkenkuckucksheim flüchten. Ich brauche im Moment keine aufrüttelnde Musik. Ich bin in den letzten drei Jahren oft genug gerüttelt und geschüttelt worden. Außerdem benötige ich einen Ausgleich zu meinem Job. Wächsern aussehende oder zerstückelte Leichen fördern nicht gerade mein Wohlbefinden, klassische Musik schon.”
    „Und meines wird eben durch Frank Zappa gesteigert.” Prados Bemerkung klang wie eine Rechtfertigung.
    „Du kannst hören, was du willst, aber ich erwarte von dir, dass du auch meine Wahl respektierst.”
    „Tue ich doch.”
    „Klang eben aber überhaupt nicht so.”
    „Ich bin halt nicht besonders gut gelaunt. Zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf bekommen mir nicht.”
    Leng klopfte Prado auf die Schulter. „Meine Stimmung ist auch nicht die beste.”
    „Warum? Was ist los?”
    „Ich hab seit zwei Tagen Schluckbeschwerden.”
    „Na und? Ist bestimmt nur eine kleine Erklältung.”
    „Wahrscheinlich hast du ja Recht damit, aber nach meiner Krebserkrankung läuten bei mir verständlicherweise immer gleich die Alarmglocken.”
    „Wird schon wieder werden”, meinte Prado, aber was wie ein aufmunternder Zuspruch klingen sollte, geriet zu ei nem gleichgültigen Singsang, bei dem wenig Interesse mitschwang. Er schien noch immer mit den Nachwirkungen des gestrigen Abends zu kämpfen zu haben. „Ich hab vielleicht einen pelzigen Belag auf der Zunge.”
    „Ich hoffe, du trittst Klara Burghausen nich t mit einer ausgewachsenen Knoblauch- oder Alkoholfahne entgegen“, sagte Leng amüsiert.
    „Im Knast wird die sich sicherlich noch an ganz andere Gerüche gewöhnen müssen“, entgegnete Prado ungehalten.
    „So weit sind wir noch nicht“, versuchte der Hauptkommissar ihn zu beruhigen. „Wir haben bisher keine stichhaltigen Beweise dafür, dass sie etwas mit dem Mord zu tun hat.“
    „Und warum lügt sie dann?“
    Warum lügen Menschen? Weil sie Angst haben, verdächtigt zu werden, um jemanden zu schützen oder aber weil sie etwas gesehen haben, über das sie nicht sprechen wollen.“
    Leng klingelte. Es dauerte noch länger als bei ihrem ersten Besuch, bevor jemand antwortete. Die Stimme war jung und eindeutig nicht die von Klara Burghausen.
    „Kriminalpolizei. Wir möchten Ihre Mutter sprechen“, sagte er aufs Geratewohl.“
    „Sie fühlt sich nicht gut und hat sich deshalb hingelegt“, sagte Stefanie Burghausen genau in dem Moment, als ihre Mutter am Fenster erschien und vorsichtig die Gardine beiseite schob.
    „Lass mich mal“, meinte Prado und schob seinen Kollegen unsanft zur Seite. „Wir können auch mit einem Haftbefehl wieder herkommen“, brüllte er äußerst unfreundlich in die Sprechanlage. „Was meinen Sie, was das für einen Aufstand gibt, wenn wir hier mit dem Polizeiwagen vorfahren.“
    Er hatte den Satz kaum beendet, da wurde die Tür ohne weitere Worte aufgedrückt. Sie durchquerten den Garten und mussten dann allerdings noch einmal klingeln.
    „Sie lässt uns absichtlich

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