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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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    Nach den Feiertagen hatte ich fünf Kilo zugenommen. Und sah endlich wieder aus wie eine normale 22-Jährige.
     
    Der Kontrast wurde überdeutlich, als mich meine Eltern nach Weihnachten wieder in Offenbach ablieferten. Schon als wir über die Grenze nach Deutschland fuhren, schnürte sich meine Kehle zu. Aber ich wollte nicht umkehren.
    In Offenbach angekommen, hatte Gargamel schon Abendessen für uns vorbereitet.
    Meine Eltern waren geschockt:
    Das waren trockene Kartoffeln. Mit Schale.
    Dazu Schmelzkäse.
    Und das war schon die Luxusvariante im Hause Gargamel.
    Meine Eltern wussten gar nicht, was sie damit anfangen sollten. Aus Höflichkeit aßen sie ein wenig. Ich sah ihnen an, dass sie entsetzt waren.
    Glücklicherweise hatten wir viel Essen aus Polen mitgebracht. Das reichte uns für ein paar schöne Tage.
     
    Besonders Gargamel schmeckte es ganz vorzüglich …

Endlich frei
    D em Winter folgten Frühling und Sommer. Im August waren neun Monate vorbei. Wieder machte ich mich auf nach Polen. Zum Sommerurlaub.
    Ich hatte Gargamel gefragt, ob ich danach meine Schwester mitbringen könnte. Sie war damals 13 und hatte Sommerferien. Mein Vater wollte sie vier Wochen später wieder nach Polen zurückholen.
    Gargamel willigte ein. Wer jetzt aber meint, er hätte das aus Großmut getan, liegt falsch. Je mehr Arbeitskräfte im Haus waren, desto gelegener kam es ihm. Ob jetzt ein Zimmer mehr belegt war oder nicht, war ihm egal. Und natürlich hatten wir nichts zu essen.
    Das Geld, das meine Schwester mitgebracht hatte, nutzten wir, um uns zu ernähren.
    Im Kühlschrank war wieder nur … Licht.
     
    Als wir ins Schwimmbad wollten, bat ich ihn um meinen längst fälligen Lohn.
    Seine Antwort: »Wenn das ganze Haus geputzt ist, bekommt Ihr 20 Mark.«
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als zum Auftakt der Sommerferien mit meiner Schwester das Haus von oben bis unten zu putzen. Bei 30 Grad im Schatten. Da waren 20 Mark noch nicht einmal als Schmerzensgeld angemessen.
     
    Aber der Putzmarathon hatte sich aus einem anderen Grunde mehr als gelohnt: Im Schwimmbad lernten wir zwei Jungs kennen. Kroaten. Einer kannte einen, der ein Bistro hatte und jemanden als Bedienung suchte.
     
    Ein paar Wochen später liefen wir dort vorbei.
    Der Bistrobesitzer war Türke und ein netter Zeitgenosse. Er sagte, ich könne sofort anfangen. Für 600 Mark im Monat. Und eine Wohnung hinter dem Bistro, eine Art Gartenhütte mit Bad und Küche, aber ohne Heizung, sei auch dabei.
     
    Ich war euphorisch. Ich sah endlich eine Möglichkeit, mein Sklavendasein bei Gargamel zu beenden.
     
    Meine Schwester und ich rannten, so schnell wir konnten, nach Hause und stopften alles in unsere Reisetaschen, was wir besaßen. Dann stellten wir sie heimlich vor die Haustür.
    Jetzt kam noch das Schwierigste: Gargamel.
     
    Ich fand ihn wie immer vor dem Fernseher. Als er aufsah, baute ich mich vor ihm auf und sagte mit erstaunlich fester Stimme:
»Ich gehe jetzt weg. Morgen komme ich wieder und hole meinen Lohn ab, den Du mir noch schuldest.«
    Mehr konnte ich nicht mehr sagen, weil mir die Knie weich wurden. Ich befürchtete, dass Gargamel wütend werden und mich anschreien würde. Deshalb wartete ich nicht auf seine Antwort, sondern lief aus dem Zimmer.
    Ich hoffte, meine Verkündigung hätte auch so ihre Wirkung voll entfaltet, denn immerhin schuldete er mir mittlerweile mehr als 2000 DM.
     
    Meine Schwester und ich trugen unsere ganze Habe fünf Kilometer durch die Stadt. Dabei fühlte ich mich so leicht wie nie zuvor.
     
    Ich war endlich frei.
     
    Am nächsten Tag kam passenderweise mein Vater aus Polen, um meine Schwester abzuholen. Mit ihm fuhr ich zu Gargamel, um mein Geld einzusammeln.
     
    Als ich die Tür aufschließen wollte, merkte ich, dass Gargamel über Nacht das Schloss ausgewechselt hatte. Er dachte wohl, ich wollte seine Bilder klauen.
    Ich beschloss, das nicht als Beleidigung aufzufassen.
    Ich hatte noch nie jemandem etwas gestohlen.
    Er allerdings hatte mich um den Lohn betrogen.
    Wirklich interessant, wie manche Menschen von sich auf andere schließen …
     
    Ich klingelte. Gargamel machte auf und ging, ohne etwas zu sagen oder auf uns zu warten, wieder ins Fernsehzimmer zurück.
    Mein Vater und ich hinter ihm her.
    Auf

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