Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
führe ein sehr ruhiges, gut geplantes, sehr selbständiges Leben. Liebe, Männer, ja, Sex insbesondere, haben wenig Platz darin. Ich glaubte sogar bisher, es würde mir absolut nichts fehlen. Nun kommst du und wirfst mir einen so schwer verdaulichen Happen hin, dass ich kaum noch weiß, wo oben und unten ist.“ Ihre Stimme klang etwas vorwurfsvoll, dennoch auch amüsiert.
Die Freundin schwieg, sie ahnte, dass es noch mehr mitzuteilen geben würde.
„ Einerseits bin ich geradezu empört, mir vorzustellen, ich solle mich einem Mann nicht nur hingeben, sondern sogar unterwerfen, womöglich Dinge mit mir anstellen lassen, die ich nicht einmal in Worte fassen will. Andererseits kann ich mich der Idee schwer entziehen, denn es lässt Seiten an mir wieder heraufkommen, an die ich mich eigentlich gar nicht ungern erinner e.“
Juliette rang um eine möglichst unverfängliche Wortwahl, ganz offenkundig bemüht, Abstand zwischen ihren Gefühlen und ihrer Rede zu schaffen. Unsicher ob des inneren Drängens, eine ungewohnte Eigenbetrachtung zulassen zu wollen, im Missverhältnis zu ihre r wohlgehüteten, glatten sachlichen Fassade, der sie noch nicht recht zu bröckeln erlau ben wollte.
„ Susanna, ich bin zweiundvierzig, habe weder Mann noch Kinder, mein Freundeskreis ist nett und gebildet, aber absolut nicht aufregend. Manchmal frage ich mich, ob das schon alles gewesen sein soll. Ich habe dir das ja schon angedeutet, dass meine letzte Beziehung mich ziemlich traumatisiert hat, und ich kann dir sagen, alles Männliche, was mir hinterher begegnet ist, gehörte zum Typ 'herumpsychologisierender Schlappenträger'. Du kennst diese heute weit verbreitete Sorte, die dich nach jedem Akt vorsichtig fragt: 'War ich gut, hattest du auch was davon?'“
Susanna amüsierte sich köstlich, ohne zu unterbrechen, denn Juliette schien nicht nur aufzutauen, sondern gab ein gut Teil ihrer eigenen Beobachtungen ziemlich treffend wieder.
„ Ich wollte beileibe keinen Macho, der an voremanzipatorischen Grundlagen festhält, aber alles, was mir über den Weg gelaufen ist, war einfach die Mühe nicht wert, mir über die Änderung meines Beschlusses, allein zu bleiben, ernsthafte Gedanken zu machen. Herrje, eine Frau will doch auch in modernen Zeiten erobert werden, will sehen, wie begehrt sie ist, will auch einfach mal 'genommen werden', nicht?“
„ Allerdings muss der Mann es auch verdient haben“, erwiderte Susanna zustimmend. „Aufgesetztes Gehabe, ein Fordern, das mir nur ein müdes Lächeln entlocken kann, würde mich nicht animieren können. Da muss schon richtig was dahinter sein, damit jetzt einer bei mir anfangen darf, 'rumzudommen'. Wenn ich daran denke, wie leicht ich es Frank damals gemacht habe, unerfahren, wie ich war, könnte ich mir heute noch in den Hintern treten.“
„ Du sagst es“, amüsierte sich Juliette über Susannas Audrucksweise. „'Rumdommen' ist gut, schließlich sind wir erwachsen und erfahren genug, nicht vor jedem Kerlchen ergeben in die Knie zu gehen. Oh Mensch, Susanna! Soll ich mich wirklich an dieses Abenteuer wagen? Und wenn ich mich schon entschließen sollte, woher nehmen wir diesen sagenhaften Kerl? Hast du eine Idee?“
Aufmerksam hatte Susanna ihre Freundin angesehen, das Glühen ihrer Wangen und das Glitzern in ihren Augen wahrgenommen.
„ Na ja, ich hätte da ja einen Plan für dich! Zweimal im Jahr treffen wir uns oben an der Küste auf Fernandos Anwesen. Es ist eine eingeschworene Gruppe, absolut diskret. Fernandos deutsche Großeltern sind kurz vor Kriegsende nach Argentinien gegangen. Es war eine Familiendynastie von Großindustriellen, die damals eine umstrittene Rolle spielten. Das alte Gut liegt im Osten und er konnte es dann nach der Wiedervereinigung in ziemlich üblem Zustand bis auf einen Teil der riesigen Ländereien zurückerwerben. Di e Renovierung der Gebäude hat annähernd zwei Jahre gedauert. Seit der letzten Generation lebt die Familie nicht mehr vom Stahl, sondern von der Rinderzucht. Offenbar ganz gut. So kann er es sich leisten, uns immer wieder einzuladen und wirklich fürstlich zu bewirten. Normalerweise verbringen wir knapp zwei Wochen dort, zwei Tage vor Vollmond reisen wir an; diesen Monat ist es mal wieder so weit. Ich habe etwas für dich im Auge, ja, guck nicht so, einen Mann!“, hatte Susanna über Juliettes ungläubiges Gesicht gelacht. „ Übrigens“, fuhr Susanna fort und musterte die Freundin recht unverhohlen, „irgendetwas ist doch mit dir
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