Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
passiert seit gestern! Du siehst irgendwie gelöst aus, sogar etwas Farbe kann ich sehen in deinem Gesicht.“
Die Ereignisse der vergangenen Nacht platzten aus Juliette heraus. Als sie fertig berichtet hatte, kommentierte die Gefährtin: „Deine Birke da draußen scheint mir ein Synonym zu sein für eine Art trotzender Biegsamkeit. Mich wundert gar nicht, dass du sie gewählt hast als Zufluchtsort für deine Nachtaktio n.“
Susanna war ans Fenster getreten und hatte den Baum betrachtet, der rein gewaschen , mit hellem Blattgrün aufrecht und elegant, beleuchtet von den letzten Strahlen der Abendsonne, im Garten stand.
„ Das ist ein wunderbares Symbol für unsere Art Frauen. Es ist unsere Nachgiebigkeit, die Fähigkeit, uns Bedingungen anzupassen und schön und aufrecht aus den wüstesten Geschichten hervorzugehen. Wir l assen uns nämlich genauso wenig auf Dauer verbiegen. Schau dir die hartholzigen Eichen da drüben an, sieh mal, wie viele Äste da auf dem Boden liegen. Sie sind nur hart, aber nicht flexibel.“
„ Das ist ja alles gut und schön und wunderbar romantisch, Susanna, aber eingedenk deiner Vergangenheit nutzt die ganze Biegsamkeit allein nicht aus, wenn der Wind, sprich der Kerl allzu rüde an den Zweigen zerrt, nicht? Und langsam kann ich durchaus erkennen, wie es mit dem Sendungsbewusstsein eingefleischter Sadomasochisten bestellt zu sein scheint, so blumig wi e du gerade daherredest“, konterte Juliette etwas spöttisch.
Sie goss Wein ein, machte es sich in ihrer bevorzugten Sofaecke im Schneidersitz gemütlich und forderte Susanna auf, nun endlich zur Sache zu kommen.
„ Ja, hast ja recht“, hatte Susanna lachend zugegeben , „du weißt ja, irgendwann bin ich schließlich stiften gegangen, da hatte ich einen echten Vorteil dem festgewachsenen Baum gegenüber. Aber nun mal ganz konkret: Sarah hat mich gestern angerufen, sie bat mich um Hilfestellung bei der Suche nach einer geeigneten Frau für unseren Freund Georg“, begann Susanna zu erzählen. „Georg hielt sich lange für einen Switcher, jemanden also, der sich sowohl in der über-als auch in der untergeordneten Position wiedererkennt. Vor einiger Zeit hatte er eine mehrmonatige Beziehung zu einer Domina. Sie gehört allerdings nicht zu unserem Kreis und ich hatte sofort ein ungutes Gefühl, als ich die Fra u kennenlernte. S ie hat früher, als Sklavin, übelste Erfahrungen mit Männern gemacht. Sie hat körperlich und vor allem seelisch furchtbar leiden müssen. Mir schien gleich, dass sie durch diese Erlebnisse eine rechte Männerhasserin geworden ist, und noch schlimmer, sich im Grunde selber hasste. Georg hatte sich eingebildet, er könne das ändern. Die psychische Seite solcher Erlebnisse, wie sie Sabine damals widerfahren sind, kann gar nicht erheblich genug eingeschätzt werden. Ich darf dir nicht erzählen, wie es ausgegangen ist, das müsste er dann schon selber tun. Im Augenblick, so sagte mir Sarah, ist Georg verletzt, hat sich lange auch mit Selbstvorwürfen gequält und war eine zeitlang etwas unsicher darüber, auf welche Seite er gehört. Bisher kannte ich ihn als sensiblen aber sehr ernst zu nehmenden Dom. Ich könnte mir vorstellen, dass er ein wunderbarer Partner für dich sein könnte, der dich sanft und unter Anleitung der guten Sarah bestimmt auch sicher einführen könnte. Sarah hat einfach ein tolles Händchen für sinnliche Inszenierungen. Wenn ihr euch mögt, vielleicht sogar verliebt, was im Grunde ja für meine Begriffe wirklich unerlässlich ist, damit es eine glückliche Sache werden kann, könnt ihr dann den weiteren Weg gemeinsam erkunden. Ach ja, und übrigens ist er ganz genau dein Typ.“
Susanna hatte sich in ein regelrecht leidenschaftliches Plädoyer hinein- geredet. Die Idee schien ihr offenbar großartig.
„ Komm mit, Juliette, versuch es, du kannst nichts verlieren, nur gewinnen. Heute ist Mittwoch, am übernächsten Samstag fahren Robert und ich. Wir werden früh starten, sag mir spätestens bis Freitag Bescheid, dann holen wir dich um sieben Uhr ab. Und hab keine Angst. Wenn du feststellen solltest, dass es nicht deine Welt ist, kannst du jederzeit gehen.“
„ Hm, ein luxuriöses sinnliches Abenteuer mit einem verordne ten Mann? Na, ich weiß ja noch nicht, was meine gute Erziehung zu diesem Thema sagen wird“, zweifelte Juliette.
„ Deine gute Erziehung, die dir einen Mordsspaß an Schlappenträgern vermittelt, ja? Ist es das?“, provozierte Susanna lachend . “Ach komm, ich
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