Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
Feingefühl.
„ Schon gut“, beruhigt Susanna, „aber nein! Sendepause , und das schon jahrelang. Lena ist gerade achtzehn geworden und noch immer will sie nichts von mir wissen. Ich habe sie verloren damals und weiß nicht mal, warum. Von Zeit zu Zeit höre ich etwas über frühere gemeinsame Freunde, aber niemals irgendetwas von ihr selbst. Sie wohnt noch immer bei ihrem Vater, aber dem Vernehmen nach ist sie sehr selbstständig, dauernd unterwegs, und seit sie volljährig ist, kommt sie wohl auch tagelang manchmal nicht nach Hause. Weißt du, er hat doch nie wirklich Zeit für sie gehabt.“
Juliette nimmt die Freundin in den Arm. Susanna ist den Tränen nah. „ Wer weiß, Susanna, vielleicht kommt doch noch irgendwann der Tag.“
Obwohl dieser Satz beinahe unüberlegt gesagt war, weil Juliette sich einfach nicht in die Lage der verlassenen Mutter hinein versetzen kann, mit der Trauer überfordert ist, nimmt die Freundin tatsächlich sehr ernst, was sie da eben gesagt hat, und ein Hoffnungsschimmer scheint in ihren braunen Augen auf.
„ Vielleicht hast du wirklich recht, manchmal gibt es im Leben die seltsamsten Irrwege und manchmal sogar Wunder. Dass ich Robert getroffen habe, war schließlich auch eins, und es passierte genau in dem Moment, als ich sicher war, für mich gäbe es keinen Ausweg mehr.“
Juliette hat nie an Wunder geglaubt, aber dieser Einwand scheint ihr, ob der eigenen Erfahrung, die sie gerade mit Georg macht, durchaus logisch. Logische Ansätze liebt sie, und obwohl all diese Logik, die ihr in den letzten Tagen begegnet ist, keinen mathematischen Gesetzmäßigkeiten standhalten kann, fügt sie sich doch in ihr verändertes Weltbild.
Als sie Susanna wieder loslässt, hat sie das sichere Gefühl, ihr zunächst schusselig dahingesagter Satz würde irgendwann eine eigene Magie entfalten und sich selbst erfüllen.
Sarah nickt ihr bestätigend zu und die ernsten Gesichter entspannen sich.
Lydia setzt sich zu Juliette. Bisher war noch keine Zeit gewesen, sich in Ruhe zu unterhalten. Jetzt bietet sich die Gelegenheit.
„ Endlich sind mal unsere anspruchsvollen Männer nicht dabei, die uns ständig mit Beschlag belegen, Juliette. Was hast du denn eigentlich studiert? Susanna erzählte nur, dass du an der Universität lehrst.“
„ Ja, ich bin Agrarwissenschaftlerin, mein Schwerpunkt ist der ökologische Landbau“, erklärt Juliette.
„ Ihren Doktor hat sie mit einer Arbeit über die Knickfähigkeit von Halmen gemacht“, mischt sich Susanna lachend ein.
Lydia sieht Juliette fragend an.
„ Susanna ist albern, gerade eben muss ich aber sagen Gott sei Dank!“, tadelt sie lächelnd die Freundin. „A ber ganz unrecht hat sie nicht. Ich will nicht allzu weit ausholen, denn so besonders spannend ist das Thema nun wirklich nicht, nur so viel: Zig Generationen von Landwirten hatten zu Erntezeiten ein Riesenproblem. Die alten Getreidesorten standen auf sehr langen, im Vergleich zur reifen Ähre zu dünnen Halmen. Nun ist ja Erntezeit auch oft Gewitterzeit. Eine ganz besondere Schwierigkeit ergab sich in windreichen Regionen, zum Beispiel auch hier oben an den Küsten.
Wenn also ein paar kräftige Gewitter mit anständigen Windböen über so ein fast erntereifes Feld gingen, lag oft genug die ganze Ernte platt auf dem Boden. Ein paar Regentage dazu, und das fast reife Korn begann zu faulen und zu schimmeln. Oft genug war eine ganze Ernte hin, bisweilen gab es einfach nur schwere Einbußen. Um diesem Problem entgegenzutreten, hat man lange Zeit kräftig die Chemiekeule geschwungen und die Halme 'kurzgespritzt'. Nun ist zum einen jeder Kanister Spritzmittel teuer, zum anderen änderten sich nach und nach die festgelegten Obergrenzen zur Schadstoffbelastung. Die Chemielobby zeigte natürlich kein Interesse, aber die Saatzuchtverbände sahen erhebliches Einkommenspotenzial in der Entwicklung neuer Sorten, die kürzere, tragfähigere Halme vorweisen und fanden Verbündete in den Bauernverbänden. In solch ein Forschungsprogramm geriet ich damals, denn die Uni arbeitet auch auf ihren Versuchsgütern eng mit den Saatzüchtern zusammen. Wenn ich richtig gesehen habe, benutzt auch euer Schröder solche kurzhalmigen Sorten. Mittlerweile sind sie längst gängiger Standard geworden.“
Aufmerksam sind die vier Frauen Juliettes Ausführungen gefolgt, als gerade Fernando mit einem kleinen gelben Postpäckchen unter dem Arm herankommt.
„ Wunderschönen Nachmittag, die Damen“, entbietet er
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