Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
„Klappern“, das eigentlich aus der unterlegenen Geste des Fohlens einem ranghöheren Tier gegenüber stammt, auch bei sehr duldsamen Stuten zu sehen ist, die nichts mehr herbeisehnen, als gedeckt zu werden.
„ Ich denke, da gibt’s keinenZweifel, nicht wahr?“, wendet sich Fernando an Juliette. „Schau mal, da hinten in der Sattelkammer sind Deckstricke zum Fesseln der Hinterbeine. Nicht, dass sie doch nicht will und ihm die Vorderbeine zerkloppt.“
„ Entschuldige, aber du spinnst!“, widerspricht sie entschieden. „Ich habe ja größtes Verständnis, dass du deinen Hengst schützen willst, aber diese Stute brauchst du nun wirklich nicht zu binden, die steht auch so still, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“
Fernando lässt sich überzeugen. Der Hengst hat bereits fest einbandagierte Beine, und die Wahrscheinlichkeit, dass diese Stute nach ihm schlagen könnte, erscheint auch ihm äußerst gering. Die Methode, der Stute die Hinterbeine so zu fesseln, dass sie zwar noch vorwärts ausweichen, aber nicht mehr treten kann, ist sicher bei zickigen Pferdedamen angebracht, seiner Esperanza aber traut auch er solche Schlechtigkeiten nicht wirklich zu.
„ Ich schlage vor, du gehst mit ihr auf seine Weide, ich nehm ihn und komme in kurzem Abstand nach. Wir lassen die beiden im gleichen Augenblick los, und dann können sie sehen, was sie aus dem Nachmittag machen, okay?“, fragt Juliette. Sie sieht das Zögern in Fernandos Gesicht, ganz offenbar wäre ihm ein kontrollierter Deckakt an der Hand lieber, aber er nickt.
Juliette muss jetzt zusehen, wie sie den reichlich aufgeregten Diego an die Hand nehmen und hinausbringen kann, denn kaum ist Esperanzas Schweif hinter der Stalltür verschwunden, dreht er völlig durch. Es gefällt ihm absolut nicht, dass seine Stute verschwindet und er noch nicht hinterher darf.
An der Boxentür hängt eine Trense mit dünner Stange, einem sehr scharfen Deckgebiss, das ihm Juliette übers Halfter zieht. Damit ist er sicher zu handhaben und wird sich ganz gewiss nicht losreißen können.
Konzentriert öffnet sie die Tür, muss einmal kräftig mit ihm schimpfen, als er versucht loszustürmen und führt die geballte Ladung Energie und hochdosierter Hormone auf die Weide. Georg schließt das Gatter hinter ihr, sie streift dem Hengst die Trense ab und er ist frei.
Fernando kommt an den Zaun, er dreht sich zunächst nicht einmal um, mag gar nicht hinsehen aus Angst, seinem kostbaren Beschäler könnte etwas passieren.
„ Schau, wir haben alles richtig gemacht“, strahlt Juliette und deutet auf die beiden Pferde hinter ihm, die ein vollkommen natürliches Liebesspiel zeigen.
Diego hofiert Esperanza.
Jeder Dressurreiter hätte seine helle Freude daran gehabt zu sehen, dass die mühsam erarbeiteten Lektionen der hohen Schule sich in Freiheit so selbstverständlich, in perfekter Leichtigkeit entfalten. Er würde spätestens hier erkennen, dass nicht der Mensch dem Pferd irgendetwas beibringt, sondern lediglich nutzt, was die Natur an Potenzial mitgegeben hat, was vom Reiter nur zu bestimmten, fürs Pferd nicht nachvollziehbaren Momenten abgefordert wird.
Das ganze Programm des Imponiergehabes spult der Hengst ab. Er passagiert mit gewölbtem Hals im Stolztrabe wie in Zeitlupe, hält vor ihr, piaffiert den erhabenen Trab auf der Stelle, erhebt sich auf die Hinterhand zu beeindruckenden Levaden, umtänzelt die Stute in perfekten Seitengängen.
Jeder Muskel zeichnet sich unter seinem schneeweißen, vor Erregung schon leicht feuchten Fell ab, als er beginnt, die reglos stehende Stute am ganzen Körper zu beriechen. Vorsichtig kneift er ihr in die Flanke, ins Hinterbein, beriecht sie unter dem auf den Rücken geschlagenen Schweif. Er stülpt die Oberlippe auf, atmet ihren Duft, zieht geräuschvoll die Luft ein, „flehmt“.
Esperanza wendet ihm den Kopf zu.
Ein bewegungsloser Augenblick des gegenseitigen Beäugens, Beschnupperns, dann explodiert er, ein lauter Schrei erfüllt die warme Luft, gleichzeitig stampft er mit beiden Vorderbeinen auf, erhebt sich zum Steigen.
Diego hat nun vollständig seinen „Schlauch“ ausgefahrenen, Esperanza beginnt sich passend mit der Kruppe ihm zuzudrehen, lässt ein leises Quietschen hören, senkt die Hinterhand ab, erklärt sich bereit, sein Werben zu erhören. Der Hengst springt auf, verbeißt sich, um Halt zu bekommen, in ihrem Widerrist. Sofort findet er den richtigen Weg in die Stute, die ob seiner Wucht einige Schritte
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