Unter die Haut: Roman (German Edition)
beiden Seiten seines Halses zu massieren, während sie ihm versicherte: »Er hat nichts gegen dich, Vincent – Onkel Mack gehört einer anderen Generation an, das ist alles. Die sexuelle Revolution ist spurlos an ihm vorbeigezogen, deshalb sind einige seiner Vorstellungen von Anstand ein bisschen altmodischer als deine oder meine.« Sie lächelte ihm zu. »Aber sieh es doch mal positiv. Er wurde in einer Zeit groß, in der es hieß, dass Männer nichts für ihren Trieb können. Damals betrachtete man es als Sache der Frau, eine Grenze zu ziehen, was Sex betraf, wenn er also von jemandem enttäuscht ist, dann bin das wahrscheinlich ich und nicht du.«
Vincent musterte mit zusammengekniffenen Augen ihr Gesicht, diese Erklärung gefiel ihm auch nicht wesentlich besser. Er wusste, wie viel Ivy an ihrer Tante und ihrem Onkel lag. »Und das macht dir nichts aus?«
»Ich würde es ja gerne jedem recht machen. Nur leider habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden, wie man das anstellt.« Sie zuckte die Achseln. »Natürlich tut es mir Leid, wenn ich Onkel Mack enttäusche, ich liebe ihn wirklich sehr. Aber letztlich muss ich das tun, was für mich das Richtige ist … und bevor ich mir Gedanken machen kann, was andere Leute von mir erwarten, muss ich mir darüber klar werden, was ich will.« Ihr Mund verzog sich zu einem selbstironischen Lächeln. »Also werde ich wohl einfach so weitermachen wie bisher und meine eigenen Entscheidungen treffen.«
»Du hast wirklich deinen eigenen Kopf.« Er legte seine Arme um ihre Taille und drückte sie an sich. »Und in diesem Fall, Ivy, bin ich sehr froh darüber.« Er strich mit den Händen langsam über die Rundungen ihres Hinterteils. »Trotzdem wünschte ich, er könnte mich besser leiden. Na, wenigstens scheint mich deine Tante für ganz passabel zu halten – was zum Teufel ist das denn?« Er hörte auf, sie zu streicheln, als seine Finger zum dritten Mal eine längliche Ausbuchtung in ihrer Gesäßtasche berührten. Er zog den Gegenstand heraus.
»Ach, nichts weiter«, murmelte sie und wurde rot. »Gib her.« Sie versuchte, es ihm aus der Hand zu nehmen.
Er wehrte sie ab und musterte zuerst ihr Gesicht und dann die Hülse aus rostfreiem Stahl in seiner Hand. »Ein Skalpell?« Er entfernte mit dem Daumen den Verschluss, vergewisserte sich, dass es sich bei dem Gegenstand in seiner Hand tatsächlich um ein chirurgisches Instrument handelte, und sah dann wieder Ivy an. »Hattest du vor, eine kleine mitternächtliche Operation an mir durchzuführen?«
»Oje, ist das peinlich.« Sie versuchte, sich seiner Umarmung zu entziehen, unter keinen Umständen wollte sie, dass er merkte, wie weit sie von ihren Prinzipien abgewichen war, als sie dieses Skalpell in ihre Tasche gesteckt hatte. Über diese Entscheidung wäre er wahrscheinlich nicht sehr froh.
Vincent legte seinen Arm jedoch nur noch etwas fester um ihre Taille und sah sie streng an. Es war klar, dass er sie nicht ohne Erklärung davonkommen lassen würde.
Gereizt stieß sie hervor: »Ich trage es mit mir herum, seit dieser Typ angerufen hat, okay?«, und wäre beinahe selbst zusammengezuckt, als sie den trotzigen Unterton in ihrer Stimme hörte. Du lieber Himmel, sie klang wie eine schlecht gelaunte Dreizehnjährige. Das Ganze war ihr furchtbar peinlich, und wenn ihr etwas peinlich war, benahm sie sich manchmal so.
»Mein Gott«, sagte Vincent leise. Er konnte es nicht fassen, dass ihm entgangen war, in welche Angst sie die offensichtliche Fixierung des Vergewaltigers auf sie versetzt hatte. Er bückte sich, um die Verschlusskappe aufzuheben, schob sie auf das Skalpell und gab es ihr zurück. Sie steckte es wieder in ihre Tasche und vermied es geflissentlich, ihm in die Augen zu sehen. Mit einem Seufzer zog er sie zum Bett und zwang sie, sich neben ihn zu setzen. Sie starrte auf die Wand.
»Du trägst das seit Sonntagmorgen in deiner Hosentasche mit dir herum?« Erneut wurde sie rot, aber sie gab keine Antwort. Vincent strich mit den Fingern über ihre gerötete Wange und hob mit sanfter Gewalt ihr Kinn an, bis sie ihn endlich ansah. »Ist es so?«
»Ja«, gab sie widerwillig zu.
»Zum Schutz?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Hör mal, wahrscheinlich wird es nie so weit kommen, aber wenn du das Bedürfnis nach persönlichem Schutz hast …« Er zögerte kurz und fuhr dann fort: »Ich könnte dir beibringen, wie man mit einer Pistole umgeht.«
»Oh Gott, nein.« Sie atmete hörbar aus und wandte ihm zum ersten
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