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Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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Finger ins Ohr gesteckt, um die Geräuschkulisse auszublenden, beendete er ein Telefonat und legte den Hörer auf. Keith Graham ließ sich an seinem Arbeitsplatz auf der anderen Seite des Schreibtischs nieder und betrachtete Vincent. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und grinste. »Alter, wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich schwören, dass du es vergangene Nacht getrieben hast.«
    Dave Trevecky schob seine massige Gestalt hinter den Schreibtisch neben dem von Keith. Er biss ein großes Stück von dem Doughnut ab, den er in der Hand hielt, und leckte sich die herausgelaufene Marmelade von den Fingern. »Ich weiß echt nicht, warum alle immer so ein Theater um D’Ambruzzis Zölibat machen«, sagte er, während er eine Serviette auf eine freie Stelle auf seinem Schreibtisch legte und vorsichtig einen Pappbecher mit Kaffee darauf absetzte. »Wir Ehemänner praktizieren das seit Jahren.«
    »Das mag ja auf dich zutreffen, mein Lieber«, gab Keith zurück. »Ich kann mich nicht beklagen. Der Trick besteht darin zu wissen, wie man die Damen zufrieden stellt.«
    Suse McGill legte den Telefonhörer auf, machte sich schnell eine Notiz und sah dann zu ihnen herüber. »Ich muss Dave Recht geben.« Sie lächelte ihn an. »Ich verabrede mich immer nur mit verheirateten Männern – die sind ja sooo dankbar.«
    Trevecky grinste lüstern und lud sie auf einen Drink nach der Arbeit ein, obwohl er so gut wie alle anderen wusste, dass sie zurzeit eine Affäre mit einem ledigen Streifenpolizisten vom Revier Süd laufen hatte.
    »Es ist Freitag, Leute«, rief Sergeant Berry. »Wer kümmert sich um die Spermaproben?«
    »Ich mach’s«, erbot sich Vincent. »Ich muss sowieso rüber ins Krankenhaus, um mit einem neuen Opfer zu reden. Mein Mondsüchtiger hat heute kurz nach Mitternacht wieder eine Frau überfallen.«
    Um zehn stand eine Gegenüberstellung in seinem Terminkalender, und er verbrachte eine Stunde damit, im Gefängnis die Gänge auf und ab zu laufen und Häftlinge auszusuchen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Verdächtigen aufwiesen. Jedem potenziellen Kandidaten stellte er zwei Schokoriegel und zwei Zigaretten in Aussicht, wenn er sich bereit erklärte, an der Gegenüberstellung teilzunehmen. Nachdem er die Freiwilligen aufs Revier gebracht hatte, wo sie bleiben würden, bis man sie brauchte, verteilte er die Schokoriegel und die Zigaretten an sie und ließ sie anschließend in der Obhut eines Polizisten. Er kehrte ins Büro zurück, um in der verbleibenden Stunde, bis sein Opfer erschien, ein paar Telefonate zu erledigen und die Akte zu studieren, die er über einen Verdächtigen angefordert hatte. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich die Fälle, und kein Tag war lang genug, um jedem einzelnen Fall die Aufmerksamkeit zu widmen, die er verdiente.
    Als die Frau kam, führte er sie in den Raum, in dem die Gegenüberstellung stattfinden sollte. Anders als sie erwartet hatte, weil man es in nahezu jedem Fernsehbericht und jedem Film so gezeigt bekam, verwendete das Seattle Police Department für seine Gegenüberstellungen kein Zimmer mit Spiegelwand, durch die man von einer Seite hindurchsehen konnte, und der große offene Raum machte sie unsicher, und sie kam sich schutzlos vor.
    »Sie brauchen nicht nervös zu sein«, sagte Vincent mit sanfter Stimme, als er sie zu einem Platz im abgedunkelten Teil des Raums führte. »Die können Sie nicht sehen.«
    Wenige Augenblicke später betraten mehrere Männer im Gänsemarsch die hell erleuchtete Bühne und stellten sich unter Schildern mit großen schwarzen Nummern auf. Aus der Dunkelheit ertönte eine autoritäre Stimme und befahl: »Mit dem Gesicht nach vorn.«
    »Bitte lassen Sie sich Zeit«, sagte Vincent freundlich zu der Frau. »Sagen Sie es mir, wenn sie sich umdrehen sollen.«
    Sie ließ die Männer sich nach links, nach rechts und wieder nach vorne drehen. »Ich glaube, es ist Nummer sechs«, flüsterte sie. »Aber … könnte ich seine Stimme hören?«
    »Sicher. Was soll er sagen?«
    Sie sagte es ihm, und er sprach kurz mit dem Polizeibeamten, der die Gegenüberstellung leitete. »Nummer sechs«, sagte der Polizist. »Treten Sie vor.«
    Nummer sechs trat vor, und Vincent verspürte ein leichtes Kribbeln. Es war sein Hauptverdächtiger.
    »Sagen Sie: Wenn du einen Mucks von dir gibst, mach ich dich kalt, Miststück.«
    Nummer sechs wiederholte, was man ihm gesagt hatte, wobei er sich bemühte, seine Stimme so wenig bedrohlich wie möglich klingen zu

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