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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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einem Sofa. Welche Kleidung sie trug, war nicht zu erkennen, denn ihre langen Haare hüllten ihren Körper vollständig ein. Nur ihre kleinen Hände hielt sie vor sich, als erwarte sie, dass ihr jemand eine milde Gabe schenken möge.
    Im Dunkel war nicht zu erkennen, mit welch traurigem Blick sie auf ihre milchfarbenen Handrücken blickte, die, näher betrachtet, von eintätowierten Symbolen und Blumen gezeichnet waren. Tiefer senkte sie den Blick, wenn sie Tränen gehabt hätte, dann wären sie stumm zu Boden getropft.
    Als sie Schritte vor der Tür vernahm, blickte sie ruckartig auf. In ihren Augen glomm es rötlich, was die Szenerie in ein blutiges Ambiente tauchte. Genauso blutig wie die Erinnerungen in ihrem Kopf. Aus der Ferne schien sie wieder die Schreie zu vernehmen, die in diesen Mauern für sie längst verstummt waren. Greller wurde das Glühen in ihren Augen. War es Angst? War es Wut? Sie wusste es nicht.
    Je heller es wurde, desto deutlicher zeichneten sich die Blütenranken auf ihrem Gesicht ab, die um ihre katzenartigen Augen gezeichnet waren. Ihr Antlitz glich so einem Vampir, der seit langem keinen Lebenssaft mehr zu sich genommen hatte. Ihre blutleeren Lippen formten tonlose Worte in die Stille des Raumes. Fast konnte man glauben, sie würde beten. Doch im Grunde wartete sie nur darauf, dass etwas geschah. Aber kein Schlüssel drehte sich im Schloss. Wer auch immer vor der Tür verweilt hatte, er entfernte sich wieder forschen Schrittes. Darinas Seelenspiegel erloschen, und sie kauerte sich wieder zusammen wie ein Igel, der in der Gefahr zur Stachelkugel wurde. Nur, sie schien nichts zu ihrem Schutze zu haben.
    * * *
    In ihrem Herzen war es schon vor langer Zeit still geworden, die Sehnsucht nach dem Leben war verstummt. Selbst der Schmerz war ihr nicht mehr zugetan, sie spürte nur Kälte und Einsamkeit in jeder Zelle ihres Körpers.
    Wie sehr sehnte sie sich nach der Liebe, nach der Wärme, die sie früher so leidenschaftlich durchflutet hatte, lange bevor die Offenbarung über die Menschen gekommen war. Jetzt war alles anders, jeder war anders. Die Masken waren zu Millionen heruntergerissen worden. Von den strahlenden Gesichtern waren oft nur noch Hautfetzen übrig geblieben, deren Blut die Erde tränkte.
    Seit jenem Tag, als sie ihre Bestimmung erfuhr, konnte jeder auf dieser Welt ihr Feind sein und sie nichts und niemandem mehr trauen. Unter den blutgeifernden Zombies, die nur noch sich selbst sahen, wäre sie die Wurzel allen Übels, die dringend bekämpft werden müsste. Denn was der Mensch nicht versteht, das muss er vernichten. Nur einer war ihr geblieben, der Wächter, der sie gefunden und ihr das Schicksal offenbart hatte. Lundinion wusste als Einziger, wer sie wirklich war.
    »Dein Lächeln kann einen Neubeginn beschwören oder das Ende prophezeien. Du musst die Entscheidung schon sehr bald treffen, bevor auch du in dieser Welt zu Eis wirst«, hatte er ihr gesagt. Gedankenverloren blickte sie starr in den Lichtstrahl, der das Grüne in ihren Augen zum Glühen brachte.
    * * *
    »Denk nicht mal daran«, ertönte im Dunkel plötzlich eine tiefe Stimme. Die junge Frau schreckte auf und blickte den Schemen an, der neben ihr erschienen waren.
    »Du bist das letzte Funkeln der Hoffnung. Du hast nicht das Recht, die Flamme zu ersticken, die in dir brennt!« Zwei Hände legten sich um ihr zitterndes Gesicht. »Wenn du gehst, ist alles verloren, wofür ich die ganze Zeit gekämpft habe! Das könnte ich niemals ertragen.«
    Im dämmrigen Licht war ein junger Mann zu erkennen, der direkt vor ihr kniete und sie mit seinen tiefschwarzen Seelenspiegeln ansah. Er trug einen uralten Stirnschmuck aus Silber, in dem das Symbol des Mondes mit einem blutroten Stein eingefasst war. Auch seine katzenartigen Augen waren wie die ihren mit Blumenranken verziert. Sie sahen sich beide sehr ähnlich, und doch waren sie grundverschieden.
    »Warum ich?«, flüsterte sie ihm fast unhörbar zu.
    »Auf diese Frage gibt es keine Antwort, denn es ist seit Anbeginn deine Bestimmung gewesen. Du bist eine Blüte, die nur im Verborgenen ihre wahre Schönheit entfalten kann. Dennoch darfst du dich hier nicht verkriechen.« Auf seiner Stirn begann ein rotes Licht zu glühen, und die Jalousie schien sich im nächsten Augenblick wie von selbst zu öffnen.
    Die einfallenden Sonnenstrahlen erhellten den kalten Raum. Darina richtete sich langsam auf, und ihre Beine lösten sich aus ihrer Umklammerung. Vorsichtig berührten ihre

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