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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Julia panisch schrie. Am Straßenrand, stand ein Mann! Er war ein Riese von Gestalt, mit einem langen, schneeweißen Bart und Fäusten wie Schmiedehämmer. Ein langer Mantel umwehte ihn. Als sie vorbeifahren wollten, hob er gebieterisch die Hand, und augenblicklich stoppte der Wagen, als sei er gegen eine unsichtbare Wand geprallt. Der Riese trat mitten auf die Straße und winkte ihnen auszusteigen.
    Julia gehorchte. So überraschend diese Begegnung auch war, fühlte sie sich in keiner Weise gefährdet. Ja, noch mehr: Sie empfand ein Gefühl der Geborgenheit, wie sie es als kleines Mädchen in den Armen ihres Vaters empfunden hatte. Wo dieser Mann war, konnte nichts Böses an sie herantreten! Und ihr fiel ein, warum dem so war. Dieser geheimnisvolle Greis war niemand anderer als der ehrwürdige Bischof Severin, der die Vampirgräfin in die Schatten verbannt hatte!
    Auch der Professor hatte ihn erkannt. Er sprang aus dem Wagen und verneigte sich tief vor ihm. Jan und Julia taten es ihm gleich.
    Bischof Severin blickte sie ernst und feierlich an. »Ihr habt Angst, junge Leute«, sagte er zu Jan und Julia. Dann wandte er sich an Jonathan Pike. »Und du, obwohl ein erfahrener Meister, bist mit deiner Kunst am Ende. So müssen höhere Mächte eingreifen, um das Treiben der Vampirgräfin zu beenden.«
    »Ich habe mein Bestes getan«, erwiderte der Professor verdrießlich.
    »Dein Bestes war nicht gut genug. Aber sei deswegen nicht bekümmert. Tu nur, was ich dir befehle. Fahrt zum Trollgrab. Dort werdet ihr ein Zeichen sehen, das das Ende der Teufelin ankündigt. Dann tut, was von Nöten ist.«
    Der Professor zögerte. »Ehrwürdiger Herr Bischof. Ich habe schon viel gesehen und gelernt, dass die Dinge nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen. Nehmt es nicht für Hochmut, wenn ich Euch bitte, dass Ihr Euch durch ein Zeichen bestätigt.«
    »Welches Zeichen wünscht du?«
    »Bekreuzigt Euch.«
    Bischof Severin lächelte. »Du bist klug und weißt, wo es von Nöten ist, die Geister zu prüfen. Aber ich bin, der ich scheine.« Damit schlug er mit der rechten Hand das Kreuzzeichen. » In nomine patri et filii et spiritus sancti. Glaubst du mir jetzt?«
    Jonathan Pike verneigte sich. »Ihr seid tatsächlich der Bischof Severin, von dem man mit großem Lob spricht.«
    Der Bischof seufzte, und ein Schatten zog über sein Gesicht. »Zu großes Lob, mein Freund. Auch ich habe versagt. Ich hätte länger und härter kämpfen müssen, dann wäre es gelungen, die Gräfin Samantha zu besiegen, ohne einen schmählichen Kompromiss einzugehen. Doch nun wurde mir gestattet, Zeuge zu werden, wie sie endgültig zur Hölle fährt. Erwartet mich beim Trollgrab.«
    Dann verschwand er, und nur der süße Duft von Weihrauch verriet, dass sie ihn wirklich gesehen hatten.
    Der Professor lebte auf. »Schnell!«, rief er. »Steigt in den Wagen! Wir fahren zum Trollgrab.«
    * * *
    Sie mussten in einigen hundert Meter Entfernung von dem Trollgrab anhalten und den Rest des Weges zu Fuß gehen, denn der Pfad führte durch sumpfige Wiesen.
    Kaum waren sie aus dem Wagen gestiegen, erblickten sie voll Erstaunen und Schrecken, wie ein Licht am Himmel erschien. Es sah aus, als drehte sich dort oben ein kleiner, blutroter Mond, der Wolkenfetzen mit sich zog. Etwas unendlich Böses strahlte davon aus. Doch blieb dieses Teufelslicht nicht lange allein. Am Nachthimmel bildete sich ein Strudel, als ein leuchtend rosenfarbenes Licht der düster roten Glut entgegenströmte. Der dunkle Himmel bebte und zitterte wie ein Spiegelbild im Wasser.
    Ein Blitz schoss waagerecht über den Nachthimmel, als wollte er ihn in zwei Teile spalten. Das Blutrot verlosch wie ein Brand, auf den man Wasser schüttet. Vom Norden her durchschnitt die Bahn eines feurig glühenden Sterns das Firmament, der im Inneren wie Amethyst leuchtete, umrahmt von weißglühendem Licht. In einem großen Bogen senkte er sich. Sein Flammenschweif erleuchtete weithin die Nacht mit hellem Licht.
    Die drei hörten ein gewaltiges Rauschen und ein singendes Pfeifen. Eine Hitzewelle fegte über sie hinweg, und ein gewaltiges Dröhnen war zu hören. Die Erde unter ihren Füßen bebte, hinter dem Trollgrab schlugen Flammen hoch.
    Der Professor stieß einen Schrei aus und rannte auf den Feuerschein zu. Jan und Julia jagten hinter ihm her. Jeder wollte der Erste sein, das Wunder mit eigenen Augen zu sehen.
    Schnell waren sie am Ziel angelangt. Vor ihnen war die Wiese, auf der sich das Trollgrab erhob. Neben

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