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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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richtigen Zeitpunkt verpasst. Im nächsten Moment verspürte er noch einen Schlag auf den Kopf – und sank mit zertrümmertem Schädel tot zu Boden. Blut und Hirnmasse spritzten über den Boden und benetzten Darinas Füße. Ihr Blick fiel auf Lundinion, der nur einen Schlag mit dem Griff seines Schwertes ausgeführt hatte.
    Gehetzt sah er sich um und packte sie an den Händen. »Wir müssen weg von hier. Es wird gleich beginnen!«
    »Was wird beginnen?«
    »Dein Schicksal.« Er sah sie ernst an und zog sie mit sich.
    »Aber was ist mit ihm?« Nervös zeigte sie auf den Toten, der sich in diesem Moment nebelartig auflöste und entschwand. »Was zum …«
    »Er war ein Dämon! Der Grund, warum er überhaupt in deine Welt treten konnte. Niemand wird ihn vermissen oder nach ihm fragen.«
    »Aber ich verstehe nicht … was heißt meine Welt ?«
    »Du musst jetzt stark sein. Es wird Zeit, deine Träume zu verlassen und dich der Realität zu stellen!«
    Allmählich schien sie zu verstehen. Flehend fragte sie: »Gibt es keinen anderen Weg?«
    Er schüttelte den Kopf, nahm sie in die Arme und drückte sie beschützend an seine Brust. Darina schloss die Augen. Sie fühlte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor, und ahnte, dass sie durch die Lüfte flogen. Doch sie wagte nicht, die Augen zu öffnen. Der Wind spielte mit ihrem Haar, und die frische Brise machte sie ein wenig schläfrig.
    Lundinions Stimme flüsterte in ihrem Kopf: »Wach auf! Öffne dich dem Leben! Du hast lange genug geschlafen.« Sie atmete tief durch und wurde ruhiger und ruhiger. »Egal was auch geschieht: Ich werde immer bei dir sein! Vergiss mich nicht, dann werde ich dir auch meine Hand reichen können«, hallte seine Stimme in ihr. Und bevor sie die Grenzen übertrat, spürte sie seine warmen Lippen auf ihren, die ihr noch einmal das Feuer schenkten, das ihr eisiges Gefängnis schmelzen ließ.
    * * *
    Dunkelheit war um sie herum und absolute Stille. Plötzlich hörte sie in der Ferne Sirenen heulen, die immer lauter wurden. Als sie schmerzhaft in ihren Ohren dröhnten, öffnete Darina die Augen.
    Der Sonnenschein, der gerade noch ihr Gesicht geküsst hatte, war verschwunden. All das Schöne war der grauen Welt gewichen, die nun aus den düstersten Tönen der Farbpalette gemalt war. Der Himmel zeigte sich rauchig und düster verhangen, und es roch nach Feuer. Schreiende Menschen rannten an ihr vorbei, Flugbomber donnerten über sie hinweg.
    Darina war verwirrt, begriff nicht wo sie war. »Ist das die Realität?«, flüsterte sie entsetzt. Sie bekam keine Antwort und begriff, dass sie jetzt vollkommen allein und auf sich selbst gestellt war. Der Boden begann unter den massiven Einschlägen zu beben. Zu ihren Füßen lagen zerfetzte Körperteile und halbtote Menschen, die stöhnend die Hände gen Himmel streckten. Sie dagegen wirkte in ihrem weißen Leibchen wie ein Engel, der die vielen gefallenen Seelen in das Totenreich geleitete.
    Jemand berührte ihre Schulter. Es war ein Mann mit blutverschmiertem Gesicht und zerquetschten Augen. Das flüssige Innere seiner Augen tropfte auf ihre Hände, als sie ihn fortstoßen wollte. Mit einem Aufschrei riss sie sich los und rannte, so schnell sie konnte, über Trümmer von zerbombten Häusern und totes Fleisch. Sie bemerkte nicht, wie viele Verletzungen sie sich an spitzen Steinen und zerborstenem Holz zuzog. All der Tod um sie herum – das wollte sie nicht sehen. Niemand konnte sie aufhalten, wie oft auch die halb zerfetzten Körper mit offenen Mündern schreiend nach ihr griffen.
    Das war schlimmer als die Welt, der sie damals entsagt hatte. Doch schien sie genau zu wissen, wohin sie laufen musste. Wie der Wächter es ihr gesagt hatte. Unbeeindruckt von dem herabfallenden Schutt, lief sie aus der Stadt – fort von diesem Horrorszenario.
    Als sie schließlich durch das Unterholz des angrenzenden Waldes rannte, wurde sie ruhiger. Sie spürte, dass sie bereits nahe an dem Ort war, den sie erreichen musste. Endlich gelangte sie auf eine Lichtung, in deren Mitte sie anhielt. Da war nun der Ort, von dem der Wächter gesprochen hatte. Ihr Herz schlug ihr bis in den Hals, und sie betrat den Steinkreis, der sich unmittelbar vor ihr befand.
    * * *
    Als sie auf die Steinplatte in der Mitte trat, kamen ihre Erinnerungen zurück. Sie hörte den entsetzten Schrei ihrer Mutter, als diese ihre Tochter zum ersten Mal mit dem neuen Körperschmuck gesehen hatte. Und immer, wenn es Streit gab, war es, als würden die Blüten

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