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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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makellosen Gesicht.
    »Mir machen Kälte und Schnee nichts aus«, wiegelte er ab und nahm ihren Arm. So schlenderten sie die Hauptstraße entlang.
    »Antonia?«, hauchte er. Das Spiel ging nun in die letzte Runde.
    »Ja, Herr?« Sie schaute ihn von der Seite an.
    »Ich frage mich, ob Ihr …« Er streichelte zärtlich ihre Hand.
    »Ja, dass würde ich sehr gerne.« Sie verstand ihn ohne Worte. In ihrer Phantasie sah sie sich schon an seiner Seite in einem warmen Landhaus sitzen.
    Er zog sie näher an sich heran, verließ mit ihr die Hauptstraße.
    »Wo wollt Ihr mit mir hin, Herr?«, wollte sie überrascht wissen. Doch kein Argwohn vertrieb ihre Hoffnung.
    »Meine liebe Antonia, ich habe noch nie eine Frau wie Euch getroffen«, schmeichelte er.
    »Ihr seid ein Lügner.« Sie lachte, folgte ihm aber in eine dunkle Gasse zwischen zwei Häusern. »Ein charmanter Lügner.«
    »Nein, Ihr seid so lieblich, so zart.«
    Ihre Augen begannen zu leuchten. Er war am Ziel. Ruthven drückte sein Opfer gegen die Mauer. Mehr war sie nicht mehr für ihn. Auch wenn das Fieber der Jagd ihn das Spiel noch weitertreiben ließ. Zärtlich nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände, ließ einen Finger über ihr Antlitz wandern, den weichen Hals entlang.
    »Würdet Ihr mich mitnehmen?«, fragte sie zitternd.
    »Weit fort in ein besseres Leben«, versprach er. Dann senkten sich seine Lippen fordernd auf ihren Mund. Er küsste sie leidenschaftlich und spürte die Hitze, die ihren Körper durchflutete. Sie verlangte nach mehr.
    »Hat Euch das gefallen?«
    Antonia seufzte nur selig.
    »Dann wird Euch das auch gefallen.« Seine Zunge wanderte über ihren Hals. Sie stöhnte. Ruthvens Reißzähne traten hervor, doch sie bemerkte nichts davon. Er fixierte den pochenden Puls, dann schlug er seine Zähne in das weiche Fleisch.
    Im ersten Moment verging Antonia vor Lust, doch als Ruthven nicht von ihr abließ, begann sie, sich zu wehren, versuchte, sich zu befreien, zu schreien ...
    Er ließ von ihr ab, presste die Hand auf ihren Mund, um sie zum Schweigen zu bringen. Die Tränen in ihren Augen entlockten ihm ein höhnisches Lachen. Er genoss es, wenn seine Opfer die Erkenntnis traf, dass es kein Entrinnen gab. Mit dem Fauchen eines Raubtieres biss er abermals zu. Ihr Blut war so süß, so berauschend. Wie ein Beutetier hielt er sie fest in seinem Griff, spürte ihre Angst und hörte ihren flatternden Herzschlag. Daran labte er sich, nicht an diesen niederen fleischlichen Gelüsten. Ihr Herz pochte in rasendem Rhythmus, pumpte das Blut immer schneller in seinen Mund. Allmählich verließ Antonia die Kraft. Doch ihr Blut war gut, er spürte die Energie, die darin lag. Jetzt wurde ihr Herzschlag langsamer, mühsamer mit jedem Schluck. Ihre Seele löste sich von ihrem Körper. Und mit einem Mal war die Erkenntnis da. Silvie!
    Ruthven fuhr wie vom Blitz getroffen zurück und ließ seine Beute los. Doch zu spät. Antonias Körper sank leblos zu Boden.
    Einen Moment blickte er mit leeren Augen auf den Leichnam. Dann schrie er wie ein Tier und brüllte seine Wut, seine Trauer, seinen Schmerz in die Nacht hinaus. Jeder, der diesen unmenschlichen Schrei vernahm, bekreuzigte sich und betete, dass der Dämon, der dort draußen umging, vorübergehen solle.
    Doch es war kein Dämon. Nur ein fluchbeladener Mensch. Verflucht zu leben und zu leiden bis in alle Ewigkeit.
    Weinend kniete Ruthven im Schnee nieder und zog die tote Antonia auf seinen Schoß, nahm sie in den Arm und wiegte sie wie ein Kind. Er hatte Silvie wiedergefunden, und abermals war sie durch seine Hand gestorben. Kraftlos sank er über ihrem Körper, der bereits erkaltete, zusammen. Zornig schlug seine Faust immer wieder gegen die Steinwand. »Warum nur, Gott? Warum tust du mir das an?«, rief er mit bebender Stimme zu den Wolken hinauf.
    Die Antwort blieb aus.
    Von der Hauptstraße wehten zögerliche Stimmen zu ihm herüber. Die Bewohner, die seinen Schrei gehört hatten, wagten sich auf die verschneiten Straßen. Noch hatten sie zu viel Angst, um auch nur in seine Nähe zu kommen. Er musste weg, soviel stand fest. Aber Antonias Leiche hier zu lassen, brachte er nicht über Herz. Wenn die Menschen sahen, was er ihr angetan hatte, würden sie sie zerstückeln, aus Angst, dass sie sich ebenfalls in einen Wiedergänger verwandelte. Diesen Gedanken ertrug Ruthven nicht. Vorsichtig hob er sie auf seine Arme, bettet ihren Kopf an seine Schulter. Er lief in den nahen Wald – unsicheren Schrittes, mehrmals

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