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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Erklärung für all das geben.«
    »Mister, mir fällt keine ein. Oder hat jemand eine bessere Idee?« Die ältere Frau schaute sich hoffnungsvoll um. Sogar der Pudel hielt die Schnauze.
    Alle saßen stumm da und starrten ins Leere. Nicht nur, dass sie gefangen waren, es musste auch noch ein Mörder in ihrer Mitte sein.
    Francis knöpfte sich die Bluse auf. »Das Einzige, das ich mit Sicherheit weiß, ist, dass wir die Nacht nicht überstehen werden – die Luft wird dünn, und es ist bereits jetzt wie in einer Sauna hier drin.«
    »Ich kann mir das nicht länger anhören.« Helen war außer sich. »Es kümmert mich einen Scheißdreck, wie ihr das macht, aber ich will, dass ihr mich hier rausbringt!«
    In der erneuten Stille ließ Connie ihren Kopf auf die Sesselkante sinken.
    * * *
    Isabelle brach das Schweigen. »Wenn die Legende wahr ist, dann können mein Mann und ich nicht mitzählen. Wir sind verheiratet und leben seit zwanzig Jahren in diesem Haus. Der Wasserspeier hat also offensichtlich kein Problem mit uns. Roger und ich sind also die Personen, die nichts zu verbergen haben.«
    »Und?«, murmelte Richard. »Ändert das etwas?«
    »Na ja, vielleicht schon«, erwiderte Roger.
    Alle schauten ihn in gespannter Erwartung an.
    »Was wäre«, schlug er vor, »wenn ich Zettel austeile, auf die jeder seinen Namen schreibt. Der Mörder muss nur ein einfaches Ja auf den Zettel schreiben, alle anderen schreiben ein Nein auf. Wir legen die Zettel in eine Schatulle, die ich augenblicklich verschließe. Der Mörder hätte auf diese Weise gestanden, und der Wasserspeier wäre gezwungen, alle gehen zu lassen. Ich öffne die Schatulle erst nach zwölf Stunden und melde das Ergebnis der Polizei. Der Täter hat somit einen gewissen Vorsprung.«
    Isabelle schaute ihren Mann skeptisch an. »Aber wie kann der Mörder sicher sein, dass wir das Kästchen nicht früher öffnen.«
    Der Gastwirt schnaufte schwer. »Ich werde den verdammten Schlüssel verschlucken.«
    In diesem Moment hob der Pudel sein Bein auf der Ledercouch, leerte die Blase.
    »Kannst du dein Drecksvieh nicht unter Kontrolle haben, Wilma. Das ist ja eklig. Ich hasse diesen Köter!«
    »Halt die Klappe, Harold. Er ist ein besserer Freund, als du es je warst.«
    Jeder sah die beiden Alten böse an.
    »Ich bin jedenfalls dafür – oder hat jemand eine bessere Idee?« Philipp wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Sieht so aus, als ’ätten wir keine andere Wahl«, schnaubte Pierre.
    * * *
    Sie machten es so, wie Roger es vorgeschlagen hatte.
    Er präparierte ordnungsgemäß neun Zettel und faltete sie säuberlich zur Hälfte. »Ich brauche Ihre vollständigen Namen und einen Ausweis, damit ich mir sicher sein kann, dass Ihre Identität auf dem Zettel die richtige ist.«
    So bildeten sie eine Reihe, jeder zeigte dem Gastwirt seinen Ausweis oder Führerschein und bekam von Isabelle einen Zettel mit seinem Namen und einen Kugelschreiber überreicht. Alle zogen sich an einen Tisch zurück und notierten ihre Antwort.
    »Wenn Sie fertig sind«, verkündete Roger und holte die eiserne Schatulle, die ihm als Kasse diente, hinter der Bar hervor, »öffne ich die Kasse. Werfen Sie die Zettel hinein.«
    Die Gäste betrachteten einander verschwörerisch. Phillip und Pierre waren nicht länger so entrückt wie zuvor, und die drei Schulfreundinnen starrten einander finster an. Wilma und Harold ersparten sich nicht weitere krude Bemerkungen. Richard und Simon gingen mit kalten Blicken aneinander vorbei. Spannung und Aufregung lagen spürbar im Raum – wie auch extreme Hitze und ein erheblicher Mangel an Luft.
    * * *
    Einzeln legten sie ihre Zettel in die Schatulle und senkten dabei die Blicke.
    Gedankenversunken betrachtete Roger die Kassette eine Weile und verriegelte sie. Danach rieb er den Schlüssel mit Butter ein und schluckte ihn vor aller Augen hinunter. »So, es ist getan. Lasst uns sehen, ob der Wasserspeier die Nachricht verstanden hat und unser Angebot akzeptiert.«
    Keiner wagte, laut zu atmen.
    Sekunden später begann das Gebäude zu stöhnen und zu vibrieren. Frische Luft strömte durch Lücken und Spalten. Laternenlicht floss in Streifen durch die Fenster, und die schweren, dicken Flügel des Wasserspeiers schrumpften und verwandelten sich wieder in die kalte Steinfigur gleich über dem Eingang zurück.
    * * *
    Die Tür ließ sich wieder öffnen.
    »Zur Hölle! Lasst uns hier abhauen. Kannst du fahren, Francis? Ich bin zu fertig. Komm schon, Helen, lehn dich

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