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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Burg. Sie waren der teuflischen Gräfin zum Opfer gefallen, hatten sich in Ungeheuer verwandelt. Rotes Licht glühte in ihren Augenhöhlen. Speichel troff ihnen zwischen den langen Fangzähnen hervor. Sie wirkten alle schwer und aufgedunsen wie Maden, aber sie bewegten sich mit raubtierartiger Leichtigkeit. Alle trugen ihre langen leinenen Totenhemden, mit Erde beschmutzt und starrend von dem Blut ihrer Opfer. Sie umringten den Zauberkreis wie Hunde, die eine Beute wittern. Eilten unruhig hin und her und zischten vor Ärger, als es ihnen nicht gelang, den Zauberkreis zu durchbrechen.
    Eberhard sprang auf einmal mit einem wilden Satz vorwärts. Es war deutlich zu sehen, dass er kurzerhand über den Kreis hinwegsetzen wollte. Doch so einfach ging es nicht. Er prallte mitten im Sprung an eine unsichtbare Wand, wurde zurückgeschleudert und überschlug sich. Er riss den Mund auf und heulte wie ein Wolf, als er begriff, dass sich Markus außerhalb seiner Reichweite befand, denn auf ihn besonders hatte er es abgesehen.
    Julia schauderte, als sie den Hass in seinen Augen sah. Die roten Lichter zogen ihren Blick an, bannten sie auf die Stelle. Ein abwegiger Drang überkam sie, tiefer in diese Augen zu schauen.
    Sie erhob sich.
    Zwei Hände legten sich von hinten über ihre Augen. »Schauen Sie ihnen nicht in die Augen, Julia«, mahnte der Professor. »Sie können Sie damit bannen.«
    Julia schüttelte den Bann ab. Den Blick zu Boden gesenkt, fragte sie: »Was können wir gegen sie tun?«
    »Sitzen bleiben und warten, dass die Sonne aufgeht«, antwortete der Professor. »Wir dürfen den Kreis nicht verlassen, und sie können nicht herein.«
    »Das hoffe ich sehr«, murmelte Julia. Es machte ihr entsetzliche Angst, dass die Untoten wie Bluthunde an der unsichtbaren Wand schnüffelten. Kein Zweifel, dass sie sie alle augenblicklich gepackt und ausgesaugt hätten, wäre nur ein Durchschlupf in dieser Wand gewesen! Aber der Zauberkreis war geschlossen. So krochen die Unholde nur wütend herum und versuchten, den Blick ihrer Opfer zu erhaschen, in der Absicht, eines von ihnen zu bannen.
    Eine Stunde etwa war vergangen, da schwebte etwas in der Luft herbei – ein glitzerndes Gespinst, das auf dem Wind ritt. Sekunden später hatte es sich in die Vampirgräfin verwandelt. Nackt und goldhaarig tauchte sie aus den Schatten auf und lachte hell, als sie die Gruppe im Zauberkreis sitzen sah. »Da hockt ihr nun wie die Hühner. Und wie ebensolche werden wir euch schlachten und verzehren!«
    Niemand gab Antwort.
    Sie kam mit rot glühenden Augen näher heran, streckte die Hände aus und tastete den unsichtbaren Wall ab. »Seht mich an!«, zischte sie zornig. »Seht mir in die Augen ...«
    Da sprang der Professor auf. Wie der Blitz holte er aus und warf seine Kristallkugel nach der schönen Frau – und traf sie gegen die Brust. Sie stieß einen gellenden Schrei aus, und im nächsten Augenblick begann sie zu welken! Die prallen Brüste wurden schlaff, der Körper blähte sich auf. Tausend Fältchen durchzogen das liebliche Gesicht. Das Haar wurde weiß und spinnwebdünn. Vor ihnen stand eine hässliche, aufgedunsene Alte mit hängendem Bauch und blutunterlaufenen Glotzaugen. Einen Augenblick nur, dann hatte sie sich wieder in das silbrige Gespinst verwandelt. Wie von einem unsichtbaren Sturm getrieben flog es davon.
    Die anderen Vampire starrten ihr nach, dann rannten sie davon, dem Gespinst nach.
    Carl Bühler lachte. »Sie haben sie hart getroffen, Herr Professor. Das war wohl das Schlimmste, was ihr widerfahren konnte – in ihrer wahren Gestalt erscheinen zu müssen.«
    Von da ab wurden sie nicht mehr belästigt. Sie verbrachten die Nacht dösend in dem Zauberkreis und verließen ihn erst, als die Sonne über den Horizont stieg.
    * * *
    Als sie in der hellen Morgensonne losritten, hinderte nichts mehr ihren Weg. Um neun Uhr morgens kamen sie in Dürnstätten an und baten den Pfarrer um ein Gespräch.
    Der Mann stammte aus der Gegend, und so hatten sie keine Mühe, ihn davon zu überzeugen, dass die Gräber geöffnet werden mussten. Da die drei Dörfer so abgeschieden lagen, brauchten sie keine Angst zu haben, von unerwünschten Besuchern beobachtet zu werden. Wenig später erschienen der Arzt und die beiden Totengräber.
    Da seit dem erneuten Auftauchen der Vampirgräfin noch niemand gestorben war, mussten sie keine frischen Gräber öffnen. Die Gebeine derer, die ihnen in der Nacht erschienen waren, lagen in den uralten Gräbern in

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