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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Lichtung auf der Hügelkuppe wieder. Es war kein heimeliger Ort: Die Tannen umringten wie eine dunkelgrüne Mauer die kleine kreisförmige Öffnung, auf der Brombeerbüsche, Beerensträucher und hohes Gras wuchsen. Schwarze Schatten hingen zwischen den mächtigen, von Flechten überwachsenen Stämmen. Der Himmel war noch hell, aber der Polarstern funkelte bereits deutlich sichtbar am Firmament. Andere Sterne begannen ebenfalls zu leuchten.
    Jonathan Pike sprang vom Pferd. »Wir müssen Holz sammeln, so viel wir können«, sagte er. »Von einem hellen Feuer kann unser Leben abhängen.«
    Sie banden die Pferde an den Stumpf eines vom Blitz gefällten Baumes und machten sich alle auf die Suche nach Holz. Zu ihrem Glück gab es im Wald genug abgefallene Äste und verdorrtes Unterholz, das sich leicht brechen ließ, sodass sie in kurzer Zeit einen ansehnlichen Stapel gesammelt hatten. Der Professor zündete ihn an, und sie ließen sich im Kreis darum nieder.
    Als alle ihren Platz gefunden hatten, stand Jonathan Pike auf und holte etwas Glänzendes aus seinem Lederkoffer: eine Kristallkugel. »Sie wird unser Helfer sein.« Er zog mit einem hölzernen Stecken einen Kreis von vier Schritt Durchmesser um sie. »Keiner von uns darf diesen Kreis mehr verlassen. Er kann zwar keine großen Wunder wirken, aber immerhin verhindern, dass die Nachtgeschöpfe uns unversehens ins Genick springen.«
    Wie zur Antwort hallte ein Eulenruf durch den finsteren Wald.
    Julia saß still an ihrem Platz und kämpfte darum, sich ihre Angst nicht ansehen zu lassen. Wenn die untote Gräfin ihr nun auf dieser vom Feuerschein erhellten Lichtung gegenübertrat? Es hieß, dass Vampire warmes Blut über große Strecken hinweg witterten.
    * * *
    Und so kam es auch. Etwa zwei Stunden hatten sie im Dunkel beisammengesessen, manchmal schweigend, manchmal in leise Gespräche vertieft, als Jonathan Pike plötzlich den Blick hob und auf eine Stelle am Waldrand deutete. »Dort sind sie. Ihr könnt sie noch nicht sehen, aber ich fühle sie. Seid wachsam.«
    Julia starrte zu der angegebenen Stelle hinüber. Sie sah aber nur einen Klumpen Dunkelheit, der schwärzer wirkte als der dahinterliegende Wald. Einmal schien es ihr, dass sie rote Augen auffunkeln sah. Dann bewegte sich eine der dunklen Formen und kam quer über die Lichtung auf sie zu. Ein schwacher, gespenstischer, bläulicher Schimmer umgab die Gestalt, wie Wetterleuchten, das hinter einer dunklen Wolke hervorblitzt.
    Dann trat das Wesen ins Licht des Feuers, und alle erkannten den Diener Eberhard wieder. Krummrückig, mit verkniffenen Zügen stand er vor ihnen, in schwarzen Kleidern und weißen Strümpfen. Sein Rock glomm in allen Knopflöchern, als sei ein grünliches Feuer darunter verborgen. Grünlich verfärbt war auch sein Gesicht, in dem rot wie feurige Kohlen die Augen glühten.
    »Gnädige Herrschaften«, zischte er voll Hohn. »Welche Freude, Euch hier in der Wildnis zu finden! Meine Herrin lechzt danach, Euch zu begegnen. Hehehe! Ihr kommt nicht mehr lebendig aus diesem Wald heraus!«
    Markus wurde von Zorn und Ekel erfasst, und er rief dem Vampir zu: »Weiche, Scheusal, kehr in das Grab zurück, in das du gehörst!«
    Eberhard wieherte wie ein Pferd. »Mitnichten, gnädiger Herr.« Giftige Speicheltropfen trieften, wie Glühwürmchen glimmend, aus seinem Mund. »Wir werden heute ein Fest feiern, mit Eurem warmen Blut, junger schöner Herr, und dem Blute Eurer Gefährten. Wir werden alle töten, und sobald Ihr Euer Leben gelassen habt, sollt Ihr werden wie wir ... aber die Geringsten unter uns.«
    Markus wollte zornig antworten, aber da stand der Professor auf. »Fort mit dir«, sagte er mit seiner tiefen, wohltönenden Stimme. Er hob die Kugel in beiden Händen hoch. »Beim Lichte dieses Kristalls, weiche und lass uns in Frieden!«
    Eberhard wich krumm und fauchend zurück. Er spuckte wütend aus, dann lief er zu den anderen.
    »Die Kristallkugel hat ihn vertrieben«, rief Carl erleichtert.
    Der Professor war jedoch nicht zufrieden. »Die Kugel ist ein schwaches Artefakt«, gestand er. »Ich dachte nicht, dass uns heute etwas Böses begegnen würde, daher habe ich meine Ausrüstung nicht mitgenommen. Was war ich für ein Narr! Ich dachte nicht daran, dass die Gräfin in aller Zauberei erfahren ist!«
    Eine Weile herrschte Ruhe. Dann jedoch kehrte Eberhard wieder, und diesmal in Begleitung. Vor Jahrhunderten waren sie ehrbare Männer und Frauen gewesen, Bauern aus den Dörfern, Diener auf der

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