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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Erster beziehungsweise Zweiter Leutnant. Mr Barthe bleibt Master, Mr Franks der Bootsmann. Haben wir schon die Wachen eingeteilt?«
    »Aye, Sir.« Wickham holte ein gefaltetes Stück Papier aus seiner Jacke und gab es Landry, der es herumreichen sollte.
    Hayden warf einen Blick auf die Liste, da er sichergehen wollte, dass die kleine Anzahl Männer auch geschickt eingeteilt war. »Gut gemacht, Wickham. Wie geht es den Schiffbrüchigen?«, fragte er allgemein in die Runde.
    »Sie erhalten gerade Proviant, Sir, und scheinen damit zufrieden zu sein«, antwortete Landry.
    »Mr Archer, suchen Sie sich ein paar Männer zusammen und bringen Sie das Lazarett aufs Orlopdeck. Ich weiß, dort ist wenig Platz, aber wir haben keine andere Wahl. Ich würde die Kranken in meine Kabine lassen, aber während eines Gefechts ist das kein passender Ort für Verwundete und Schiffsärzte. Halten Sie sich an Doktor Griffiths' Anweisungen und seien Sie vorsichtig mit den Verletzten. Sobald das geschehen ist, machen wir alles klar zum Gefecht. Wir haben zwar nicht genügend Männer, um gleichzeitig an den Segeln und an den Geschützen zu sein, daher ziehen wir von den Geschützmannschaften je einen Mann ab und holen die Vollmatrosen alle an Deck. Ich denke, es wäre das Beste, Bournes Mannschaft an Deck zu haben, da die Männer sich kennen.«
    »Ich werde die Mannschaft zusammenstellen, wenn Sie erlauben, Mr Hayden«, sagte Landry. Dann warf er noch einmal einen Blick auf die Wacheinteilung, die Wickham vorgenommen hatte, und nickte zustimmend.
    »Tun Sie das, Mr Landry. Für Mr Wickham habe ich noch eine andere Aufgabe.« Hayden wandte sich dem jungen Mann zu. »Sie müssen wieder aufentern, da Sie die besten Augen haben. Ich möchte die Themis entdecken, bevor sie uns sehen.«
    »Dafür werde ich sorgen, Sir«, sagte Wickham, salutierte und eilte los.
    Der Wind, der am Vormittag beständig, wenn auch nur schwach geweht hatte, schien den Atem anzuhalten und blieb höchst unzuverlässig. Bisweilen hingen die Segel schlaff herab und füllten sich dann nur mäßig. In der leichten Dünung glitt das Schiff nur langsam durch den hellen, kalten Nebel, der dicht über dem Meer waberte. Hayden schickte mehrere Männer in die Ausgucke, sogar auf das Ende des Klüverbaums. Der Nebel, der schneeweiß und kristallartig zu leuchten schien, wurde hier und da dünner und tauchte im nächsten Moment wieder wie eine dichte weiße Wand vor ihnen auf.
    Unruhig schritt Hayden auf dem Deck auf und ab und beobachtete die Matrosen. Bei den unsteten Windverhältnissen mussten ständig Veränderungen vorgenommen werden, damit das Schiff Fahrt beibehielt.
    »Mr Hayden, Sir ...«, rief Wickham von oben und unterbrach Haydens Rundgang.
    Der Kommandant schaute nach oben und entdeckte den stellvertretenden Dritten Leutnant auf den Wanten der Marsstenge. Er hielt sein Glas in der Hand und blickte hinunter zum Deck.
    »Ich kann mehrere Mastspitzen sehen, Sir. Drei oder vier große Kriegsschiffe, vermute ich.«
    »Zeigen Sie Flagge?«
    »Kann ich nicht sehen, Sir, aber es scheinen Vierundsiebziger zu sein. Eins könnte größer sein. Sie segeln nach Süden und scheinen uns nicht zu bemerken.« Wieder spähte Wickham in den Nebel, beugte sich nach unten und rief: »Sie sind fort, Sir!«
    »Sie sollten vielleicht Ihre britische Jacke ausziehen, Mr Wickham!«, rief Hayden nach oben, ehe er sich an Archer wandte. »Das sollten wir vielleicht alle tun, wenn wir für Franzosen gehalten werden wollen.« Er schaute sich an Deck um. »Wo ist mein Diener? Monsieur Sanson?«
    »Ici, mon Capitaine.«
    »Würden Sie uns Jacken und Hüte der französischen Offiziere holen?«, sagte Hayden auf Französisch.
    »Sofort, Monsieur.« Der Franzose neigte den Kopf und lief los.
    »Wir werden die Kleidung an Deck aufbewahren, damit wir sie gleich griffbereit haben.«
    Hayden nahm seinen Rundgang wieder auf und sah, dass sich die Männer rasch auf das neue Schiff eingestellt hatten. Dann sprach er mit mehreren Besatzungsmitgliedern der Themis, von denen fast alle tief betrübt über das waren, was sich ereignet hatte. Hayden hatte noch nie ein Mitglied der eigenen Mannschaft töten müssen, und daher konnte er sich nur vorstellen, wie es in den Überlebenden der Meuterei aussah. Jetzt jagten sie die Themis und würden die Mannschaft wieder in ein Gefecht verwickeln, wenn Haydens Plan aufging.
    Als er sich gerade von einer Gruppe Männer entfernte, merkte er, dass Barthe ihn nachdenklich

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