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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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lauten Ihre Befehle?«
    »Treiben Sie die englischen Gefangenen zusammen und trennen Sie die Gesunden von den Verletzten. Die verwundeten Engländer müssen von unseren Verwundeten getrennt bleiben. Soll der englische Arzt sich um sie kümmern.« Hayden erblickte Mr Barthe. »Wir müssen mit dem Ausbessern anfangen und alles vorbereiten, um die Prise nach Brest zu schleppen.« Leise in Englisch fügte er hinzu: »Wir müssen beide Schiffe reparieren, Mr Barthe, aber nicht vor Einbruch der Dunkelheit. Ich beabsichtige, davonzusegeln, sobald es richtig dunkel ist.«
    Zum ersten Mal schaute sich Hayden nun bewusst an Deck um. Ihm bot sich ein grausiger Anblick. Wie mit Öl auf Leinwand gebannt lagen die Toten und Verwundeten reglos übereinander. Einige eingeschüchterte Meuterer, die das Blut aus ihren Wunden mit bloßen Händen zu stillen versuchten, wurden von Hawthornes Seesoldaten und bewaffneten Matrosen in Schach gehalten. Derweil schritt Archer mit zwei Midshipmen durch die Reihen der an Deck liegenden Männer und trennte die Toten von den noch Lebenden.
    Mit einem Blick in Richtung der französischen Beiboote sagte Hayden leise in englischer Sprache: »Wie hoch sind unsere Verluste, Mr Landry? Wissen wir das schon?«
    »Mr Archer wird eine Liste anfertigen, Sir.« Der Erste Leutnant zögerte und rang sichtlich nach Fassung, doch schließlich beherrschte er sich. »Ich fürchte, dass wir einen furchtbaren Blutzoll gezahlt haben, Sir. Kaum zwanzig Meuterer sind noch am Leben und alle verwundet, denn sie kämpften bis zum bitteren Ende. Keiner legte freiwillig die Waffen nieder.«
    »Sie wollten nicht in Gefangenschaft geraten. Wir stießen noch rechtzeitig auf Giles, der die Pulverkammer in die Luft jagen sollte.«
    Landry fuhr mit einer Hand durch sein Haar, sichtlich erschüttert von all den Vorgängen. »Und ich war nur froh, den Kampf überlebt zu haben ...«
    Hayden schaute auf. »Bitte, Mr Landry, schicken Sie Männer nach oben, um die Segel zu laschen. Sonst haben wir bald nur noch Fetzen.«
    Landry salutierte und eilte davon.
    Die führerlose Themis, an der Backbordseite durch Enterhaken mit der Dragoon verbunden, war leicht abgetrieben. Glücklicherweise herrschte kein starker Wind, sodass die Segel schlaff von den Rahen hingen. Die See war ruhig.
    Die Verwundeten wurden hinüber zur Dragoon gebracht, wo sich der Doktor ihrer annahm. Die mürrischen Meuterer standen nun dicht gedrängt beim Quarterdeck, und alle paar Augenblicke kam noch ein Aufrührer hinzu, der von Hawthornes Männern aus irgendeinem Versteck getrieben worden war. Das Deck war übersät von Splittern, das Rigg war zerschossen.
    »Kapitän Hayden!«, rief Wickham und unterbrach Hayden bei der Ermittlung der Schäden. Hayden erblickte den stellvertretenden Leutnant an der Heckreling, wo er durch sein Fernglas schaute. »Der französische Kommandant gibt Signale, Sir!«
    Hayden beschattete die Augen mit der Hand und blickte hinüber zum anderen Schiff, das für sein Empfinden noch zu dicht an der Themis lag. »Wo ist unser Signalbuch, Mr Wickham?«
    »Ich hole es, Sir.« Kurz darauf kehrte der junge Mann zurück und blätterte in dem Buch. »Hier steht es!« Triumphierend deutete er auf eine Seite. »Sie geben das Signal ›warten ab, um helfen zu können‹.«
    »Dieser verfluchte Leutnant. Muss er sich denn weiter einmischen?«, schimpfte Hawthorne leise. Hayden sah mit verkniffenem Mund zum feindlichen Schiff hinüber.
    »Sollen wir antworten, Sir?«, fragte Wickham.
    »Bestätigen Sie das Signal. Ein Mann soll die französische Fregatte im Auge behalten. Ich vermute, sie wollen einfach nur ihre Hilfe anbieten, aber der Auftritt von Marin-Marie vorhin könnte Zweifel geschürt haben. Vielleicht ist ihnen irgendeine Kleinigkeit aufgefallen, irgendetwas, das atypisch für Franzosen ist.« Hayden schaute sich nachdenklich an Bord um und überlegte, was möglicherweise den Argwohn des Kommandanten erregt haben könnte.
    Aber ihm blieb keine Zeit für derartige Mutmaßungen, solange die französische Fregatte dort lag.
    »Geben Sie weiter«, erklärte er, »dass niemand aus den Topps oder an Deck laut rufen soll. Stimmen sind weithin über das Wasser zu hören. Mr Barthe, Sie dürfen nur leise Kommandos geben oder den Matrosen an Deck Befehle erteilen, ehe sie aufentern.«
    Der Master salutierte.
    »Mr Hawthorne, ich denke, unsere Meuterer müssen in Eisen gelegt werden.«
    Der Leutnant der Seesoldaten nickte mit grimmiger Miene.
    Hayden

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