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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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entschuldigt. Beim ersten Treffen hatte Hayden zumindest eine Stellung gehabt, jetzt aber war ihm nichts als ein warmer Händedruck vergönnt gewesen.
    Robert hatte ihn davor gewarnt, die Stellung anzutreten, da Stephens ihm im Gegenzug keine feste Zusage hinsichtlich der Karriere gemacht hatte. Er fluchte vor sich hin. Der Erste Sekretär hatte ihn zu sich gerufen und aus dem Gespräch war nichts herausgekommen. Leutnant Charles Hayden hatte keine Zukunft in der Navy Seiner Majestät.
    »Dabei war ich es doch, der das verdammte Schiff zurückerobert hat«, murmelte er vor sich hin und erntete verständnislose Blicke von den Passanten.
    In diesem seltsamen Konflikt zwischen den beiden Nationen hatte sich Hayden für England entschieden, aber im Gegenzug hatte sich das Königreich leider nicht für ihn entschieden.
    Plötzlich rief jemand in unmittelbarer Nähe seinen Namen, und als Hayden aufschaute, gewahrte er Mr Muhlhauser vom Waffenamt. Der Mann grinste ihn an, als wären sie schon immer zusammen zur See gefahren.
    Hayden war bemüht, sich seine üble Laune nicht anmerken zu lassen. »Mr Muhlhauser. Schön, Sie wiederzusehen, Sir.«
    Muhlhauser verbeugte sich. »Wie geht es Ihrem Kopf, Mr Hayden? Ein ganz schön schwerer Schlag. Der Doktor hat sich wirklich Sorgen gemacht.«
    »Jedenfalls bin ich nicht dümmer als zuvor, und damit sollte ich zufrieden sein. Und was macht Ihre Verletzung?«
    Muhlhauser hob seinen Arm, den er immer noch in einer Schlinge trug. »Fast verheilt. Die Schlinge müsste ich in ein paar Tagen los sein.«
    »Ich bin überrascht, Sie hier zu treffen. Ich dachte, Sie wären längst zu Hause.« Unweigerlich musste Hayden wieder an den Geschützunterbau denken, den Muhlhauser entworfen hatte.
    »Ich bin wegen des Kriegsgerichts hier, Mr Hayden. Falls man mich als Zeugen braucht. Doch jetzt wollte ich eigentlich zum Ersten Sekretär.«
    »Zu Stephens?«
    »Zu wem sonst?«
    »Gewiss - ich möchte Sie nicht länger aufhalten.«
    Die Männer verabschiedeten sich voneinander. Wie es schien, kannte Stephens sehr viele Leute in der Royal Navy. Hayden überlegte kurz, welche Konsequenzen das für ihn haben könnte. Dann ließ er die Sache aber auf sich beruhen und ging zurück über den vollen Kai zu der inzwischen berüchtigten Themis.
    Die Tür zur Messe öffnete sich, und Archer trat ein. »Mr Wickham lässt Sie grüßen, Mr Hayden. Er ist eben zurückgekehrt.«
    »Grüßen Sie ihn auch von mir. Freut mich, dass er wieder da ist. Ist er draußen?«
    »Nein, Sir, er eilte gleich ins Lazarett, weil er nach Aldrich schauen wollte.«
    »Morgen werde ich Aldrich entlassen können«, sagte Griffiths. »Aber er wird sich noch eine Weile schonen müssen.«
    »Wie es scheint, trudelt unsere Mannschaft nach und nach ein«, stellte Barthe fest.
    »Ja, heute traf ich Landry«, teilte Hayden den anderen mit. »Eher zufällig lief er mir über den Weg, auf dem Kai. Wie es aussieht, hilft er Hart bei den Vorbereitungen für das Kriegsgericht.«
    »Ja, wir haben ihn auch gesehen, Mr Hayden. Er kam kurz an Bord und holte einige Dinge aus seiner Kabine. Hatte nicht mal Zeit, sich kurz mit uns zu unterhalten.«
    Sie saßen um den Tisch herum und tranken Rotwein, den sie aus einem kleinen Fass zapften, das auf dem Regal neben der Tür stand. Ab und an schaute der Master sehnsüchtig auf die vollen Gläser, die im Licht rot zu glühen schienen. Doch dann fing er sich wieder und schaute weg oder lächelte entschuldigend.
    »Ich sollte meinen Tagesbericht schreiben«, meinte er dann und stand auf. »Jeden Tag wird so viel gearbeitet, da komme ich mit meinem Hafenlogbuch kaum nach.«
    Der Master begab sich in seine kleine Kabine, streckte aber kurz darauf den Kopf wieder zur Tür hinaus und sah ganz verdutzt aus. »Sie haben nicht zufällig mein Logbuch genommen, um Eintragungen zu machen, Mr Hayden?«
    »Das würde ich nie tun, Mr Barthe. Das Logbuch fällt allein in Ihr Ressort.«
    »Es muss doch hier sein«, murmelte der Master und ging wieder in seine Kabine. Hayden hörte, wie der Mann Instrumente und Bücher zur Seite schob und leise fluchte. »Jemand hat mir mein Logbuch weggenommen«, sagte er dann übellaunig. Mit vor Aufregung gerötetem Gesicht erschien der Master in der Messe und schaute sich um, als rechne er fest damit, das Buch irgendwo liegen zu sehen.
    Daraufhin suchten sie alle zusammen, aber es nutzte nichts. Hayden und die anderen stellten Barthe manch eine Frage: Wann er zuletzt in das Logbuch

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