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Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
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warst … irgendwie anders.« Was für eine irre Untertreibung , schoss es mir durch den Kopf.
    »Dein Herz hat gespürt, wer ich bin, aber dein Verstand konnte deine Wahrnehmung nicht deuten.«
    »Ich erinnere mich an die Geborgenheit, die ich bei dir gefühlt habe. Solange du in meiner Nähe warst, ist mir das ganz natürlich erschienen. Später war ich sehr verwirrt darüber.«
    »Die meisten Menschen erkennen uns nicht«, sagte er und sprach ›erkennen‹ auf eine ganz besondere Art und Weise aus, was es sehr bedeutend klingen ließ. »Genauer gesagt passiert es sogar sehr, sehr selten, dass, für einen kurzen Moment, der Funken einer Ahnung in einem Menschen aufglüht, so wie es bei dir war. Doch fast immer verschwindet diese Ahnung rasch wieder.« Sein Blick wurde plötzlich intensiver. »Bei dir war es anders.«
    Sein Tonfall ließ mich unruhig werden. »War es falsch?«, fragte ich leise. »Bin ich zu weit gegangen? Weißt du, ich war so sehr davon überzeugt, dass meine Theorie unmöglich war, dass ich mich nie gefragt habe, wie es weitergehen würde, wenn es tatsächlich wahr wäre … was es für mich bedeuten würde. Oder für …« Ich brach ab. Oder für dich , dachte ich beschämt. Die Worte lagen wie ein Klumpen Blei in meinem Magen.
    Sekunden verstrichen, die mir wie eine Ewigkeit erschienen. Sein Blick veränderte sich.
    »Niemals könnte ich dir böse sein«, sagte er leise. »Dein Herz hat mich erkannt. So ist es einfach.«
    »Dann ist es … in Ordnung?«, fragte ich scheu, um sicher zu gehen.
    Er lachte. Ein unwiderstehliches, herzliches Lachen. Mein Herzschlag setzte aus.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Es ist in Ordnung.«
    Ich atmete erleichtert aus.
    »Was ist mit den anderen Menschen?«, fragte ich dann.
    »Sie können mich nicht sehen. Es gelingt nur sehr wenigen Menschen, ihre Herzen für uns zu öffnen.«
    »Du bist nach dem Unfall bei mir geblieben«, sagte ich nachdenklich. »Du warst dort, doch sie konnten dich nicht sehen?«
    »Niemand außer dir.«
    »Das erklärt einiges«, murmelte ich. Dann stutzte ich.
    »Was ist mit der Bibliothekarin? Sie hat gerufen, ich solle mit dir gehen …«
    » Ah «, sagte er. »Ja. Melinda gehört zu den wenigen Menschen, die mich sehen können.«
    Ich blickte ihn fragend an.
    »Es ist kompliziert, und es gibt so vieles, das du noch nicht weißt. Und gerade bei dieser Frage muss ich dich um Vergebung bitten. Ich darf sie dir nicht beantworten.«
    Mein Kopf explodierte vor drängenden Fragen, doch ich riss mich zusammen. Ich zwang mich, seinen Wunsch zu respektieren, und versuchte, nicht zu drängend zu klingen.
    »Du kannst also nicht beeinflussen, ob dich jemand erkennt?«
    »Ich kann es weder erzwingen noch verhindern, oder gar rückgängig machen. Du sollst wissen, dass es etwas ganz Besonderes für mich ist, dass du mich sehen kannst.«
    Er ist glücklich darüber , schoss es mir durch den Kopf, und ich spürte, dass ich errötete.
    »Das bin ich«, erwiderte er. »Es macht mich sehr, sehr glücklich.«
    Ich errötete noch tiefer. »Du kannst meine Gedanken lesen.«
    »Genau genommen kann ich sie hören«, sagte er sanft.
    Ich schloss gequält die Augen. »Du kennst jeden einzelnen Gedanken, den ich je gehabt habe? Auch jeden Gedanken über …?« Dich , hatte ich sagen wollen, doch das Wort kam nicht über meine Lippen.
    »Es gibt keinen Grund, dich zu schämen«, sagte er leise. »Ich habe nie zu hoffen gewagt, dass du mich eines Tages erkennen würdest. Dass deine Gedanken in den letzten Tagen so oft bei mir waren, hat mich sehr froh gemacht.«
    Ich konnte nicht anders. Über und über rot im Gesicht, lächelte ich ihn schüchtern an.
    »Darf ich dich noch etwas fragen?«, murmelte ich leise.
    »Tust du das nicht sowieso?«, schmunzelte er.
    »Warum konnte ich die Kreaturen in der Bibliothek sehen?«
    »Es war nur eine Frage der Zeit«, erwiderte er behutsam. »Als dein Herz begann, mich zu erkennen, hast du auch begonnen, sie zu erkennen.«
    »Du meinst, als du mich aus dem Wrack gezogen hast?«
    »Damals hast du mich in einer Gestalt wahrgenommen, die dein Verstand begreifen konnte. Es grenzt an ein Wunder, dass du mich überhaupt sehen konntest. Mit der Zeit hat dein Herz es geschafft, dieser Erkenntnis einen Weg in deinen Verstand zu bahnen. Daher konntest du die Kreaturen in der Bibliothek in ihrer wahren Gestalt sehen. Und dadurch kannst du auch mich in meiner wahren Gestalt sehen.« Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    »Ich kann

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