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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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reicht er ihm eine der Pfeifenspitzen.
    Es wäre eine schwere Beleidigung, diese Einladung ab-zuschlagen. So raucht Parvisi.
    »Schmeckt es dir? Echter türkischer Tabak«, versucht Benelli eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
    »Du scheinst ein vermögender Mann zu sein, da du eine so wertvolle Nargileh den Gefahren einer weiten Reise aussetzt. Fürchtest du nicht, einmal unterwegs ausge-plündert zu werden?« Parvisi hat sich entschlossen, seine Einsilbigkeit aufzugeben. Vielleicht läßt sich aus dem Gespräch erkennen, was der Mann will.
    »Es würde keiner wagen, Hand an mich zu legen!« Ein selbstzufriedenes Lächeln glättet für einen Augenblick die Altersfurchen im Gesicht des Arabers.
    Jetzt erst hat Parvisi Gelegenheit, den Fremden genau zu betrachten. Ein Araber? Möglich schon; allerdings, wenn der dichte Bart und der weit in die Stirn gezogene Turban nicht wären, könnte man diesen Mann fast für einen Südeuropäer halten.
    »Dann kannst du dich glücklich schätzen«, entgegnet er auf die Prahlerei des anderen.
    »Scheik Jussuf ist gefürchtet!«
    »Ich weiß, ich weiß. Aus Biskra, sagtest du?«
    »Ja.«
    »Scheik Jussuf aus Biskra ist ein tapferer und deshalb von Räubern gefürchteter und gehaßter Mann – er ist mein Freund!«
    »Diavolo! Teufel!« Benelli beißt sich auf die Lippen, als ihm dieser italienische Fluch entwischt ist. Seine Augen blitzen Gefahr. »Was willst du damit sagen, El-Fransi?« fährt er Parvisi an.
    »Daß du nicht Scheik Jussuf bist.« Ganz ruhig, ohne die Stimme zu heben, stellt es Parvisi fest.
    Benelli pfeift, springt auf. Auch Luigi schnellt hoch.
    »Und Sie sind nicht der echte El-Fransi, Signore Luigi Parvisi! Was tun Sie hier in der Regentschaft? Ich bin Mustapha, der Leiter der Geheimpolizei des Deys. Sie sind verhaftet! Drauf, Leute, entwaffnet ihn und den Neger!« Benelli selbst zieht die Pistole. El-Fransi, der den falschen Algerier nicht aus dem Auge gelassen hat, schlägt sie ihm aus der Hand. Die Waffe klirrt zu Boden.
    Ein Fußtritt, sie fliegt zur Seite.
    »Wer zu den Waffen greift, bekommt eine Kugel in den Kopf!« Der die ganze Zeit zum Sprung bereite Selim ist vorgestürzt und hält die drei Burschen, die abseits sitzen, in Schach. »Rührt euch nicht!« warnt er sie.
    Parvisi ist etwas zur Seite getreten. Schon will er sei-nerseits die Pistole herausreißen, als Mustapha mit dem Jatagan auf ihn eindringt. Gut, dann also ein Duell auf Säbel.
    Ah, Mustapha ist Linkshänder. Daß man das übersehen konnte. Er trägt die Waffe an der rechten Seite.
    Die Burschen brüllen vor Wut, als ihnen Selim die Flinten abnimmt und sie zusammen mit den Pistolen weit ins Geröll hineinwirft. Zwei Krummschwerter fliegen ein Stück nach hinten.
    Benelli ficht wie ein Fechtmeister der Armee. Einem solchen Gegner gegenüber, der jeden Ausfall spielend pariert, ist Parvisis Stellung mit dem Rücken am Felsen ungünstig. Sie behindert die Bewegungsfreiheit. Diesem Mustapha, das weiß der junge Italiener schon nach den ersten Stößen, kann man nur mit größter Schnelligkeit und der Kraft eines Mannes in den besten Jahren beikommen.
    Luigi kämpft wie ein Wilder. Das Herz fliegt, die Lungen keuchen. Und Mustapha ist Linkshänder und ein Meister im Jatagankampf. Schneller und schneller werden Schlag und Abwehr. Wird diesem Mann, der sich durch den Fluch als Italiener entlarvte, gelingen, was keinem der gefährlichsten Raubtiere gelang: El-Fransi zu besiegen? Dann muß Livio ewig in der Sklaverei schmachten.
    Parvisi duckt sich, winkelt das rechte Bein an, preßt die Sohle der Sandale an die Felswand. Und – ein Sprung, gewaltig durch die Kraft des sich abstoßenden Beines, schießt er auf Benellis rechte Seite zu. Ein Zusammenprall. Beide Kämpfer stürzen zu Boden.
    Selim, der einen kleinen Strauß mit dem letzten der Burschen beim Entwaffnen auszufechten hat, wird mit-gerissen.
    Früher als Parvisi, der hart mit dem Kopf aufgeschlagen ist, steht Benelli wieder auf den Beinen.
    »Spion, jetzt hab’ ich dich!« Siegesgewißheit ist in den Worten des Abenteurers.
    Die Klinge saust auf den halbaufgerichteten El-Fransi herab. Ein furchtbarer Schlag, genau nach dem Hals gerichtet.
    Parvisi sieht es. Wird dieser Hieb das Ende sein? Mechanisch versucht er eine Abwehr. Alle Vorteile sind bei Benelli. An eine richtige Parade ist in dieser ungünstigen Körperstellung nicht zu denken. Klinge prallt auf Klinge.
    Das Glück war Luigi hold. Der Hieb ist unschädlich.
    Für den Neger

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