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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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schleicht er davon, schwingt sich erst später auf das Pferd.
    Benelli hat sich getäuscht. Der Dorfälteste mit seinem ergebenen »Ja, Herr« und dem immer beigefügten
    »Herr« ist kein Tölpel, kein Narr, sondern ein kluger und gefährlicher Kopf.
    »Schau, Selim!« Luigi reicht das Glas hinüber, zeigt die Richtung, in die der Freund blicken soll.
    »Die Algerier. Fliehen wir!«
    »Ja, sie sind es. Gut, daß wir gewarnt sind.« Parvisi mustert die Gegend. Ein kurzes Stück ebenes Gelände liegt vor ihnen, das dann hügelig wird. Man könnte entkommen. Ein Gewaltritt würde genügen. Einmal in den Bergen, fände sie kein Mensch wieder. Aber die Tiere sind nicht mehr frisch. »Wir fliehen nicht, Selim. Diesen Ratgeber des Deys muß ich mir aus der Nähe anschau-en.«
    »Warum kümmert man sich in der letzten Zeit so sehr um uns?« fragt der Neger nach einer Weile.
    »Man scheint uns zu mißtrauen. Die in Algier; denn die Eingeborenen sind treu. Sie unterrichten uns von allem, was geschieht und nur den Gedanken aufkommen läßt, daß es uns angehen könnte.«
    Die beiden Männer prüfen im Weiterreiten die Waffen.
    Alles in Ordnung. Pistolen und Flinten sind schußbereit, die Krummschwerter leicht aus den Scheiden zu ziehen.
    »Es wäre mir gar nicht lieb gewesen zu fliehen. Mit den vier Männern können wir es leicht aufnehmen, wenn sie Böses im Sinn haben sollten.« Die marmorweißen Zähne Selims glänzen wie seine Augen, als er lächelnd bezeugt, daß er, wenn nötig, zum Kampf bereit ist.
    Die Freunde blicken sich nicht um. Erst später, als das Hufgetrappel im Rücken nicht mehr gut zu überhören ist, zügeln sie die Tiere und erwarten die Ankommenden.
    Ein älterer Mann und drei junge Burschen sind es.
    »Selam!« grüßt der Alte, der der Anführer zu sein scheint, und fügt, dem »Aleikum« El-Fransis kein Gehör schenkend, hinzu: »Ich freue mich, dir einmal zu begegnen, El-Fransi.«
    Parvisi tut erstaunt: »Du kennst mich?«
    »Man hat mir soviel von dir und deinem Freund erzählt, daß es nicht schwer ist, dich zu erkennen.«
    »So?«
    »Gestattest du, daß wir in deiner Gesellschaft bleiben?«
    »Ich kenne dich und deine Begleiter nicht. Das Land ist groß, es bietet genug Raum, daß man sich nicht auf die Füße tritt, auch wenn jeder einen eigenen Weg suchen würde«, weist Parvisi den Alten ab.
    »Du bist unfreundlich, El-Fransi. Ich bin Scheik Jussuf aus Biskra.«
    »Denk von mir, was du willst, Jussuf. – Aber meinetwegen, bleibt bei uns, solange wir das gleiche Reiseziel haben.«
    »Wo willst du hin?«
    »Das wird sich zeigen. Jedenfalls will ich jagen.«
    »Oh! Darf ich einmal mit dir zusammen einem Raubtier auflauern?«
    »Wenn du Mut dazu hast! – Los, Selim, weiter!«
    Benelli hält sich an der Seite des voranreitenden Parvisi. Immer wieder versucht er ein Gespräch in Gang zu bringen, aber der Jäger antwortet nur einsilbig und mürrisch.
    Was will der Mann, den der befreundete Kabyle als Mustapha, den Ratgeber des Deys, angekündigt hat?
    Es geht wieder zwischen Bergen dahin. Parvisi schenkt dem Gelände größte Aufmerksamkeit. Plötzlich hält er an.
    »Ich bin am Ziel. Hierher, Selim. Weiterhin gute Reise, Jussuf!« Damit schreitet Luigi auch schon einer Stelle zu, die ihm zur Rast geeignet erscheint. Sollte der Scheik den Wink nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen, daß sich hier ihr Weg trennt, dann muß er mit einem ungünstigeren Lagerplatz vorliebnehmen.
    »Du willst meinen Wunsch nicht erfüllen, El-Fransi?«
    fragt Mustapha verblüfft.
    »Wahrscheinlich werden dir deine Geschäfte nicht erlauben, schon jetzt zu lagern und einen halben Tag einzubüßen. Mich drängt und zieht nichts, ich bleibe hier«, entgegnet lächelnd El-Fransi.
    »Dann bleibe ich auch. – Macht Lager, Leute!« Während Selim und die drei Begleiter Benellis die Lagerar-beiten verrichten, steht Parvisi mit verschränkten Armen gegen den Felsblock gelehnt, den er als Rückendeckung gewählt hat. Der Algerier gibt vor, ebenfalls beschäftigt zu sein. Er faßt das und jenes an, tritt bald zu dem einen, dann zum anderen, endlich zum dritten der Burschen und tuschelt mit ihnen. Arbeit leistet er nicht.
    Erst als alles hergerichtet ist, gesellt er sich wieder zu El-Fransi.
    »Die Pfeife!« befiehlt er noch, dann macht er es sich bequem.
    Sie wird gebracht. Es ist ein kostbares Stück mit zwei Rohren, wie der Jäger auf den ersten Blick feststellt.
    »Bediene dich, El-Fransi, sei mein Gast!« Damit

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