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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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doch noch einer der haushohen Brecher fortreißt, wird er nicht weichen, bis das Ärgste überstanden ist.
    Die schwarze Wolkenwand bricht auseinander. Son-nenspeere, greifbar fast, stechen in das kochende Meer.
    Noch einmal, mit einem letzten trotzigen, ungebärdigen Schütteln versuchen die dunklen Gesellen des Herbstes gegen die siegreiche Sonne anzugehen. Sie sind noch nicht kräftig genug, müssen das Feld für jetzt räumen.
    Das Piratenschiff ist gerettet. Omar hat dem Dey ein wertvolles Glied seiner Raubflotte erhalten und die Menschen vor dem Tod bewahrt.
    Die Prise, die man kurz vor Ausbruch des Sturms genommen und mit einem Teil der Mannschaft des Korsaren bemannt hatte, ist Opfer des Meeres geworden.
    Die Aufgabe ist erfüllt.
    Man trägt den im Stehen eingeschlafenen jungen Offizier nach unten.
    Jetzt übernimmt der Erste die Führung des Wracks; denn der Kapitän liegt mit Schädelbruch in der Kajüte.
    Er wird sich von der Seefahrt zurückziehen müssen. Sein Anteil an Prisen reicht aus, ein angenehmes Leben führen zu können.
    Omar, der in schwersten Stunden Schiffsführer war, wird wieder der jüngste Offizier an Bord.
    Während der Wintermonate fahren die Korsaren nicht aus. Die Segler werden überholt, ausgebessert, neu ausgerüstet.
    Omars Kampf mit den Mächten der Natur und sein Sieg sind zeitweilig in Algier in aller Munde. Selbst Hussein Pascha hört davon. Auch, daß die Mannschaft wünscht, nur noch unter dem Kommando Omars kämpfen zu wollen.
    Der Herrscher schnippst nur mit den Fingern. Man wird sehen, wer im Frühjahr Kapitän auf dem Schiff wird.
    Schon jetzt steht es für den Dey fest, daß er denjenigen ernennt, dessen Freunde gerade zur stärksten Partei des Diwans gehören. Daß dann keine Vorschläge gemacht werden, erstaunt Hussein Pascha.
    Nun gut, warum eigentlich soll es Omar nicht sein.
    Omar wird Reis, Kapitän.
    Siebzehn Jahre ist er alt.
    Der Dey braucht die Ernennung nicht zu bereuen. Seinem jüngsten Kapitän hält kein Gegner stand. –
    Drei Segler kommen aus der Neuen Welt über den Atlantischen Ozean. Schon ist die heimatliche Küste Portugals nach wochenlanger Fahrt in Sicht, da bemerkt die Mannschaft den Korsaren. Drei gegen einen, wenn sich dieser eine nicht auch noch in der letzten Minute davon-macht – es besteht keine Gefahr.
    Kapitän Omar denkt nicht daran, vor den drei Portugiesen die Flucht zu ergreifen. Lange betrachtet er das Füh-rerschiff, das fast doppelt so groß ist wie die zwei hinter ihm segelnden Begleiter, doppelt so groß auch wie seine eigene Fregatte.
    »Lisboa« – »Lissabon« – heißt das Schiff. Welche Schätze mag es in seinen Luken und Räumen haben?
    »Drauf!« Die Korsaren stehen schon bereit, die Befehle des Führers auszuführen. Anweisung auf Anweisung erteilt Omar. Seine Leute arbeiten besser als jahrelang gedrillte Matrosen. Sie sind überzeugt, daß das große Schiff in ihre Hände fallen wird; denn Omar leitet den Angriff.
    Vom Strand aus wird das Gefecht mit dem Glas verfolgt. »Unerhört, diese Kühnheit! Der Korsar scheint mit überirdischen Mächten im Bunde zu stehen. Ein überra-gender Schiffsführer auf jeden Fall. Wie er der ,Lisboa’
    den Weg verlegt!« Und »Unerhört!« stöhnen die Menschen, als Omars Kanonen aufbrüllen. Man kann kein Auge von dem Geschehen wenden, muß zusehen, wie plötzlich auf ihrem stolzen Schiff die Korsarenflagge weht, wie eins der Begleitschiffe ohne Kampf von den Piraten gekapert wird. Daß das dritte den rettenden Hafen erreicht, ist kein Trost.
    Omar ist verliebt in diese Beute. Das ist kein so plumper Kauffahrer wie die anderen. Neue, unbekannte Bau-art. Auf diesem Schiff Herr sein, welche Lust, welche Ausblicke für die Zukunft würde es bieten!
    Er kann es bei Hussein Pascha durchsetzen, daß die
    »Lisboa« nicht verkauft wird, nicht an die Portugiesen verkauft, die für diesen Schnellsegler eine bedeutende Summe bieten. Bekämen sie ihr Schiff zurück, dann wä-
    re es für Jahre hinaus unantastbar, sie könnten ungestört mit ihm ihre Geschäfte ausführen. Verkaufte Schiffe genießen diesen Vorteil.
    Auf einer amerikanischen Werft sei die »Lisboa« gebaut, erzählt man in Algier. Der amerikanische Konsul habe es gesagt. -
    Im nächsten Frühjahr kreuzt ein fremdes Schiff im Mittelmeer. »Al-Dschezair« – »Algier« – ist sein Name. Der Kapitän: Omar. »Al-Dschezair« wird der Schrecken der Kauffahrteischiffe. -
    »Ein feiner Bursche. Natürlich Amerikaner!«
    »Er

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