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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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scheint es Euch zu fehlen. Soll ich weniger vorsichtig sein als Ihr?«
    »Bin ich sicher bei Euch?« fragt Gravelli.
    »Kein Grund vorhanden, anderes anzunehmen.«
    »Ihr verbürgt Euch, mich und meine Leute unbelästigt ziehen zu lassen, auch wenn unsere Sache nicht zum Abschluß kommt?«
    »Ja.«
    »Auf Ehre?«
    »Ich sagte ,Ja’, und das genügt!«
    Aber der Bankier ist noch nicht zufrieden. »Auf Ehre?«
    wiederholt er deshalb.
    »Verdammter Feigling! – Auf Ehre? Hahaha! So meint Ihr, daß auch Räuber Ehre besitzen? Nun wohl: Auf Räuberehre!« Der Herr der Berge lacht. Dennoch atmet Gravelli befreit auf. Jetzt erst fühlt er sich sicher. Er kennt die Ansichten dieser Menschen. Wenn einer etwas bei seiner Räuberehre verspricht, kann man sich restlos darauf verlassen. Sowenig die Banditen die allgemeinen Gesetze achten und anerkennen, so ängstlich wachen sie darüber, daß ihre eigenen unverletzt bleiben.
    »Gut, ich traue Euch«, versichert Gravelli und verläßt den Wagen. Der Maskierte führt den Besucher ein Stück feldein.
    »Nehmt Platz, und laßt mich Euer Anliegen hören«, fordert er den Bankier auf.
    Die Männer lassen sich auf Steinen, die aus der kargen Grasnarbe ragen, nieder.
    »Werdet Ihr schweigen? Über alles, was ich Euch anvertraue, selbst wenn wir unverrichtetersache auseinandergehen sollten?«
    »Ja.«
    »Das genügt mir. – Ich habe einen Feind, einen mächtigen Feind, der mir ans Leben will. Gegen ihn kann ich nicht an, so daß ich Eure Hilfe anrufe.«
    »Was bietet Ihr?«
    »Zwei Beutel Goldstücke. Einen heute, den anderen, wenn der Auftrag ausgeführt ist.«
    »Zwei Beutel. Das ist unbestimmt. Sie können groß sein, ihr Inhalt aber klein.«
    »Ich verspreche, daß Ihr zufrieden sein werdet.«
    »Es ist meine Gepflogenheit, mich vorweg zu überzeugen.«
    »Hier, hebt und hört!« Gravelli zieht eines der Säckchen hervor und reicht es dem Herrn der Berge hin.
    »Alle Wetter! Der zweite ist von gleicher Gewichtig-keit?«
    »Sein Bruder!« Gravelli lacht.
    »Schön. Wie habt Ihr Euch die Sache gedacht? Soll ich Euch eine bessere Leibwache als die Eure stellen? Für welche Zeit? Jeder Tag ist teuer, denn meine Leute setzen das Leben aufs Spiel.«
    »Mein Feind muß beseitigt werden.« Der Bankier be-müht sich, der Stimme festen Klang zu verleihen.
    Der Banditenführer pfeift durch die Zähne. Man will ihn zum Mörder dingen. »Pfui Teufel! Ein Menschenle-ben ist Euch nicht teuer. Zwei Beutel Gold! Ihr habt von mir gehört. Auch, daß die Bande des Herrn der Berge die Hand zum Mord bietet? Auch das?«
    Gravelli tritt verängstigt einen Schritt zurück. Aus der Larve heraus sind ihm Blicke zugeworfen worden, die ihm Furcht einjagen.
    Aber die Gefahr ist bereits vorüber, denn der Bandit spricht weiter: »Ich sage nicht ja, nicht endgültig nein.
    Nennt mir den Mann!«
    »Der Kaufmann Andrea Parvisi in Genua. Kennt Ihr ihn?«
    »Wie sollte ich nicht? Alle bedeutenden Männer der Stadt sind mir bekannt.«
    »Nehmt Ihr den Auftrag an?«
    Der Herr der Berge überlegt lange. Dieses Schweigen bedrückt Gravelli. Wenn man wissen könnte, welche Gedanken jetzt durch den Kopf dieses gefürchteten Räubers gehen!
    »Jawohl, ich führe den Auftrag aus – Herr Gravelli!«
    Der Bankier zuckt zusammen. Ist der Herr der Berge allwissend? Das spöttische Lächeln im Gesicht des Mas-kierten kann er nicht sehen, aber er fühlt es. Womit hat er sich verraten?
    Sein Gegenüber sagt es ihm: »Wenn Ihr unerkannt reisen wollt, spart nicht am Fuhrlohn und nehmt einen Mietwagen.«
    Verflucht, der Wagen! fährt es Gravelli durch den Kopf. Er möchte sich ohrfeigen, daß er nicht an das Wappen, auf das er so stolz ist, gedacht hat. Nicht zu ändern. Man muß sich damit abfinden, daß der Herr der Berge den Namen weiß.
    »Hier ist die Anzahlung. Den Rest holt Euch oder laßt ihn durch einen sicheren Boten einfordern, wenn der Auftrag erwiesenermaßen ausgeführt ist.«
    Der andere wehrt ab. »Nehmt nur das Geld wieder an Euch. Ich brauche es im Augenblick nicht. Signore Agostino Gravelli ist mir dafür sicher. Ich lasse mich nicht bezahlen, wenn ich nicht überzeugt bin, die Gegenleistung auch wirklich erfüllen zu können.«
    »Aber ich kann auf Eure Hilfe und Euer Schweigen rechnen?«
    »Ich werde bald die Goldstücke benötigen und sie mir verdienen. Jetzt geht. Viel Arbeit wartet auf mich.«
    Der Banditenführer stößt in seine Pfeife. Die Wegelagerer ziehen sich zurück.
    Beim Morgengrauen ist Gravelli

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