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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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alles gut werden. Ganz fest glauben die beiden Menschen daran.
    »So, nun stehe ich euch zur Verfügung.« Tomasini ist zurückgekehrt. Mit ihm zugleich ist ein Diener mit Spei-sen eingetreten. Frau Parvisi nimmt ihm die Platten ab und bedient den Hausherrn persönlich. Sie selbst und der Gatte sind nicht fähig, jetzt einen Bissen zu essen.
    Tomasini, obwohl er hungrig ist, wehrt ab. Dann wird er auch warten bis zum Ende seines Berichts. Ein bittender Blick aus den Augen der Frau. Er ißt. Etwas schneller als sonst. Sie legt ihm aber immer wieder auf.
    »Ich fahre morgen nach Rom«, beantwortet er später Andreas Frage. »Ich muß nach meinen Geschäften sehen und dem Kardinalstaatssekretär Bericht erstatten. Man schätzt die Augen und Ohren des Barons Tomasini«, fügt er spöttisch hinzu.
    »Doch zur Sache.« Tomasini entnimmt einer Lederta-sche einen Stoß Papiere, von dem er einige Blätter Parvisi hinschiebt. »Hier lies. Eine Eingabe des britischen Admirals Sir Sidney Smith an den Kongreß über die Notwendigkeit und die Mittel, die Seeräubereien der Barbaresken zu unterbinden. Lies laut!«
    Der Genuese überfliegt die Abschrift des Schreibens.
    »Lies vor, Andrea!« mahnt der Baron.
    »Sofort. Also: , Während man beschäftigt ist, Mittel auszusinnen, wodurch der Negerhandel an der westli-chen Küste von Afrika abgestellt werden könnte, und während das gebildete Europa sich bemüht, den wohltä-
    tigen Handel dahin, sowohl für die persönliche und eigentümliche Sicherheit im Innern dieses ungeheuren Landes zu befördern, wo auch wirklich sanfte, betrieb-same und für vorteilhaften Genuß echter Sitten-verbesserung empfängliche Menschen gefunden werden, ist es sehr sonderbar und staunenswert, daß auf die nördliche Küste eben dieses Landes kein Augenmerk gerichtet wird, wo bloß türkische Seeräuber hausen, welche nicht nur die Eingeborenen ihrer Nachbarschaft unterdrücken, sondern solche auch mit sich fortschleppen und als Sklaven an sich kaufen, um ihm Raubschiffe zu bemannen, und so ihr eigenes Land von tüchtigen Ackers-leuten und die dortigen Küsten Europas von ruhigen Bewohnern berauben.
    Diese schändliche Seeräuberei empört nicht nur die Menschheit, sondern beeinträchtigt auf die nachteiligste Weise den Handel, indem heutzutage keine Seefahrer auf dem Mittelländischen Meer oder auf dem Atlantischen Meer mit Kauffahrteischiff segeln können, ohne fürchten zu müssen, von den Korsaren genommen und als Sklaven nach Algier geführt zu werden.«
    »Admiral Smith schlägt vor, eine von ganz Europa auf-zustellende und zu unterhaltende Seemacht gegen die Korsaren zu schicken«, ergänzt Tomasini.
    »Was hat man in Wien beschlossen?«
    »Noch nichts. Aber ich glaube, da – doch hier ist die Abschrift eines Briefes des Grafen von Vallaise, Minister Seiner Majestät des Königs von Sardinien, an Sir Sidney Smith. Unser Herr ist einverstanden. Das ist ein großer Schritt voran. Ich möchte glauben, daß damit den Korsaren das Handwerk gelegt wird.«
    »Gäbe es Gott!« wirft Emilia ein. »Dann würden die Kinder frei! Mich befällt ein Schauder, wenn ich daran denke, was sie erleiden müssen.«
    Tomasini wechselt das Thema. Er erzählt, daß Gravellis Wiener Geschäfte schlecht stehen. Niemand wolle sich mit ihm einlassen. Die gleichen Gerüchte, wie sie hier im Umlauf sind, flüstere, man sich in Wien zu.
    »Sollte da nicht der Herr der Berge etwas nachgeholfen haben?« fragt Andrea aufgeräumt.
    »Vielleicht. Aber dann ist es so geschehen, daß man die Quelle nicht findet. Pietro ist jedenfalls ratlos. Er wird überall freundlich aufgenommen und am Ende mit einem bedauernden Achselzucken wieder verabschiedet. Die Wiener, wenigstens was die großen Häuser anbelangt, die allein für die Unternehmungen Gravellis in Frage kommen, scheinen sich verschworen zu haben, nichts von norditalienischen Händlern zu kaufen.«
    Jetzt lacht Parvisi hell auf.
    »Warten wir ab, wie sich die Dinge weiterentwickeln werden«, schließt Tomasini endlich.
    »Du willst die Sachen laufen lassen, wie es gerade kommt?« Parvisi versteht den Freund nicht.
    »Nun ja. Es sind so viele Minen gelegt, daß man sich selbst nicht mehr in das Gefahrenfeld begeben darf. Eine davon wird schon hochgehen.«
    »Wenn es so ist, dann braucht man sich freilich nicht zu ängstigen. Dein Freund hat Gravelli erneut einen Schreck eingejagt.« Schnell berichtet Parvisi von dem Vorfall mit der Versicherung der »Parma«.
    »Braver Junge.«

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