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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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zu.
    »Bankier Bernardi aus Rom«, stellt er sich vor. »Habe ich die Ehre, mit Signore Gravelli zu sprechen?«
    »Be… Be…«, stottert der Genuese.
    »Gewiß, Bernardi, Herr.« Ein Blick hatte dem Bankier das Wort im Munde stocken lassen. »Macht ein freundliches Gesicht, Gravelli!« zischt er den Erschrockenen an.
    »Was gibt es? Was wollt Ihr von mir? Sprecht, hier hört uns keiner. Man fürchtet mich, tritt mir nicht zu nahe.«
    Soll das eine Drohung sein? Benelli, denn er ist es, der sich unter dem Namen Bernardi einführte, übergeht es.
    »Wir sind zufrieden mit Euch.«
    »Seid Ihr nur gekommen, um mir das zu sagen?«
    »Ja.« Mehr braucht es nicht. Seine Gegenwart genügt, den Bankier daran zu erinnern, daß er sich nach wie vor in der Hand des Deys und seines Abgesandten befindet.
    Gravellis Geist arbeitet angestrengt. Benelli kommt wie gerufen.
    »Hört, Bernardi, ich habe eine Bitte.« Der andere bleibt stumm. So muß Gravelli fortfahren:
    »Die ,Parma’ wird demnächst Genua mit Ziel Malaga verlassen. Man hat mich gezwungen, das Schiff zu versichern. Laßt es ungeschoren.«
    »Muß ich wiederholen, daß Ihr in Euren Bankgeschäften ein freier Mann seid. Sie kümmern uns nicht.«
    »Heißt das, daß Ihr die ,Parma’ nicht aus dem Vertrag ausnehmen wollt?«
    Schweigen. Die beiden Männer blicken sich an. Gravelli wütend, Benelli unbeteiligt.
    Warum mußte von der »Parma« angefangen werden?
    Ein Fehler, gesteht sich Gravelli ein. Besser wäre es gewesen, den Dummen zu spielen, das Schiff nicht anzugeben. Fragte man später, weshalb es unterlassen wurde, dann wäre noch immer Zeit zu der Ausrede geblieben, daß doch nicht angenommen worden war, auch solche Kauffahrer melden zu müssen, an denen man selbst beteiligt ist. Das Schiff ist verloren, muß als Verlust gebucht werden. Gerade weil es mit ihm verknüpft ist. Da-für aber ist der Gewinn an Vertrauen unschätzbar. Die Sache ist erledigt.
    »Was haltet Ihr von dem Wiener Kongreß, Gravelli?«
    fragt der Renegat.
    »Man redet. Zu Taten wird es nicht kommen.«
    »Hoffentlich.«
    Nimmt Benelli an, daß man wirklich die Hand gegen die Korsaren erheben wird? Das wäre ausgezeichnet, bedeutete Freiheit.
    Noch nie hat den Bankier ein Wort des Gegners so gefreut, wie das zweifelnde »Hoffentlich« soeben.
    »Es würde Euch nicht viel nützen! Ihr kennt doch die verschiedenen Versuche im Laufe der Jahrhunderte, die Macht der Deys in Algier zu stürzen, die alle nur Schlä-
    ge ins Wasser waren. Kommt einmal hinunter und schaut Euch die Festungswerke des Deys an. Da beißen sich auch die stärksten Flotten die Zähne aus. – Im übrigen: Man sucht die Parvisis.«
    »Wer?« Gravelli ist zu Tode erschrocken über diese Nachricht.
    »Wenn ich nicht will, daß man den Jungen findet –
    denn die Frau ist nicht mehr –, geschieht es nicht.«
    Der Bankier hört heraus, was für ihn gemünzt ist. Ich!
    Wenn ich nicht will! Benelli spielt ein Spiel auf eigene Faust. Läuft es auf Erpressung hinaus? Der Mann muß gekauft werden. Wer weiß, was in Algier wirklich vor sich geht!
    »Ihr macht Euch große Mühe, um einen alten Wunsch, den ich im Zusammenhang mit der ,Astra’ äußerte, zu erfüllen. Ihr werdet Kosten haben, Bernardi. Laßt sie mich Euch entgelten. Ich erwarte Euch bei mir.«
    »Meinetwegen. Bis nachher dann, Herr Bankier. Es war mir eine große Freude, Euch so frisch, munter und taten-lustig zu sehen.«
    Mit einem verbindlichen Lächeln, einer höflichen Verbeugung verabschiedet sich der Besucher von dem be-stürzten Geldmann.
    Der Hieb hat gesessen. Alle Hoffnungen, die Gravelli vielleicht auf den Kongreß gesetzt hat, sind zunichte gemacht worden. Der Dey wird weiter mit den Verrätereien des Genuesen rechnen können.

    Ab und zu hebt Andrea Parvisi den Kopf von den Papieren und blickt durch das Fenster hinaus in den Park.
    Er fühlt sich wohl im Jagdschlößchen Tomasinis.
    Mehrmals wöchentlich werden ihm die Geschäfts-berichte aus Genua gebracht. Wie die Übergabe der Papiere geschieht, danach hat der Kaufmann verschiedentlich gefragt, es aber bald unterlassen, da ihm immer nur ausweichende Antworten gegeben wurden. Man kann von dem Reiter verlangen, was immer man will, er findet Mittel und Wege, den Wunsch zu erfüllen. Nur über das Wie schweigt er sich aus.
    Eins hat Parvisi trotzdem erkannt: Die Räubertätigkeit des Freundes ist nur Täuschung, Teil der geheimbündle-rischen Arbeit. Tomasini und seine Freunde haben sich selbst zu

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