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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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einlaufen.
    Selim erfährt diese Einzelheiten, nicht weitab vom Schauplatz des Geschehens.
    Diesmal ist die Rede des Lords anders. Jetzt kommt einer, der befiehlt: Alle christlichen Sklaven sind ohne Lösegeld freizulassen. Das erhaltene Lösegeld für die Sardinier und Neapolitaner ist zurückzuzahlen. Künftig müssen alle Gefangenen nach den bei den europäischen Nationen üblichen Gebräuchen behandelt werden. Mit den Niederlanden, als dem Partner bei diesem Unternehmen, ist ein gleicher Vertrag wie mit England abzu-schließen.
    Omar Pascha hatte seine Schlüsse aus der ersten Unter-handlung gezogen. England hatte die Abschaffung der Sklaverei verlangt. Es war verweigert worden; die drei Monate Frist, nichts als Rederei.
    So hatte er seine Maßregeln getroffen, falls England wider Erwarten doch auf die Sache zurückkommen sollte. Dreißigtausend Araber und Mauren sind zur Verstärkung der Festungswerke der Stadt herangezogen worden.
    England will befehlen? Pah! Komm, stolzer Beherrscher der Meere, ich lache dir in den Bart. In den Jahrhunderten der Herrschaft der Türken und der Türken-Deys haben alle Angriffe auf Algier mit einer Niederlage der Europäer geendet. Entsinnt ihr euch: die zehntausend Mann Francesco de Vetos im Jahre 1517; die weiteren zehntausend Mann unter Marquis Gomarez wenig spä-
    ter; der Angriff des französischen Admirals Duquesne, der wohl 1682 und 1683 große Teile meiner Stadt Algier zerstörte – aber er wie die anderen haben die Türkenherrschaft nicht beseitigen können. Auch du, Lord Exmouth, wirst es versuchen, vergeblich versuchen. Algier ist eine uneinnehmbare Festung.
    Während der Türke in seiner Kasbah hoch über der Stadt noch mit dem Unterhändler des Admirals verhan-delt, wagt der englische Flottenführer eine Tollkühnheit.
    Bis auf eine halbe Kanonenschußweite läßt er seine Schiffe an die Hafenbatterien herangehen. Er zweifelt nicht daran, daß seine Befehle angenommen werden.
    Wird der kleine Seeräuber wagen, dem mächtigen England den Fehdehandschuh hinzuwerfen? Undenkbar.
    Sollte aber das Unmögliche Wahrheit werden, dann ist der Lord zu einem Kampf auf Leben und Tod bereit. Der kaltblütige Mann hat alle Möglichkeiten berechnet, fürchtet die Kanonen der Algerier nicht, von denen ein Teil durch sein Manöver unschädlich für ihn geworden ist. »Nein!«
    Wenn es der Dey auch nicht so kurz und bündig sagt, er meint es aber so. Die Verhandlungen sind gescheitert.
    Ein anderes kleidet er aber nicht in die blumenreiche Sprache des Orients – die Antwort, die er für Lord Exmouth und Europa auf die Vorstellungen hat: »Feuer auf die Christenschiffe!«
    Omar Pascha fürchtet England nicht!
    Aus zweitausend Rohren auf den Schiffen und in der Stadt fahren die vierundzwanzig-, sechsunddreißig-, achtundvierzig- und vierundsechzigpfündigen Kugeln.
    Die Neugierigen auf der Mole hatten für des Admirals.
    Warnungen nur ein geringschätziges Lächeln. Es vergeht ihnen, als der Tod gräßliche Ernte hält.
    Die Hölle ist über Algier hereingebrochen. Häuser, Moscheen, Synagogen, ganze Straßenzüge sinken in Schutt. Algier brennt!
    Selim hat es erfahren.
    Die Geschützbedienungen in den Kasematten und Batterien werden von englischen Kugeln zerfetzt.
    Menschen? Omar Pascha hat genug davon. Andere heran. Die Rohre glühen. Weiter, weiter! Allah wird uns nicht verlassen. Ja, Allah! Für ihn – gegen die Ungläubigen.
    Stundenlang dauert der Angriff.
    Der englische Admiral hat richtig gerechnet. Nur ein Teil der Festungswerke kann seiner Flotte gefährlich werden. So nahe ist er herangegangen, daß die seitwärts liegenden Batterien ihn nicht erreichen können.
    Omar Pascha, der im stärksten Kugelregen in den Kasematten erscheint, seine Leute lobt und tadelt, ihnen Auszeichnungen verspricht und Strafen androht, sollten sie in ihrem Eifer nachlassen, wendet sich zu einem seiner Begleiter, erklärt ihm, daß die Befestigungen Lücken aufweisen. Mustapha nickt. Auch er hat die schwachen Stellen erkannt. Macht nichts, Freund, wir werden sie schließen, wenn die Engländer wieder verschwunden sind. Sie können uns trotzdem nicht besiegen.
    Lord Exmouths Stellung ist außerordentlich günstig.
    Aus den unteren Batterien schießen die Schiffe mit Kugeln, aus den oberen mit Kartätschen, um die türkischen Geschützbedienungen außer Gefecht zu setzen.
    Schwere Verluste erleiden die Europäer; sie stehen aber in keinem Verhältnis zu denen des Gegners.
    Der Lord selbst leitet das

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