Unter rauschenden Palmen
Schwangerschaft erfahren hatte, ins Träumen.
Würde es ein Mädchen werden? Das wäre ideal, denn Jerome hatte ja schon einen Sohn. Aber würde sich Sean nicht eher einen Bruder wünschen? Wenn sie das Kind allein großziehen musste, wäre ein Mädchen natürlich einfacher. Du spinnst, Clarissa Montrose, schalt sie sich, auf das Geschlecht des Kindes hast du keinerlei Einfluss, denn es steht schon längst fest. Es war auch unerheblich, denn egal ob Junge oder Mädchen, sie würde sowieso allein für das Kind verantwortlich sein.
Einige Tage später, es war ein Samstag, schaute Valerie Martin in der Kanzlei vorbei. Clarissa hatte in der Zwischenzeit nichts von Jerome gehört und wusste noch nicht einmal, ob er nicht schon abgereist war.
"Wie geht es dir, Clarissa?"
"Das ist nicht so einfach zu beantworten, Valerie. Komm rein, und setz dich einen Moment.
Mir war übrigens übel, aber ich bin mir nicht sicher, ob das an der Schwangerschaft gelegen hat, denn es ist am Abend aufgetreten, nachdem ich Bamigoreng gegessen hatte."
Valerie lachte. "Das tun Millionen indonesischer Frauen auch, ohne dass ihnen schlecht davon wird. Und Morgenübelkeit am Abend ist nicht außergewöhnlich. Willkommen im Club!"
Clarissa verzog das Gesicht. "Es kam ganz plötzlich und war nicht gerade eine berauschende Erfahrung. Glücklicherweise war es ebenso schnell wieder vorbei, und danach ging es mir ganz gut."
"Dann hast du wirklich keinen Grund zur Klage. Ich habe übrigens ganz vergessen, dir zu sagen, dass in der achtzehnten Woche die erste Ultraschalluntersuchung ansteht. Möchtest du, dass ich dich schon jetzt an einen Gynäkologen überweise?"
Clarissa sah Valerie erschrocken an. Dass ihre Ärztin zugleich ihre Freundin war, war ihr in dieser verworrenen Situation eine große Hilfe. "Muss ich das?" fragte sie. "Ich würde viel lieber bei dir bleiben."
Clarissa wurde zum ersten Mal so richtig bewusst, was ihr in den nächsten Monaten bevorstand: Untersuchungen, Krankenhäuser und keine geschützte Intimsphäre mehr. Sie wurde blass.
Valerie betrachtete sie mitleidig. Sie konnte sich denken, was Clarissa durch den Kopf ging.
"Du kannst auch weiterhin bei mir bleiben", antwortete sie. "Du solltest dir aber trotzdem einen Gynäkologen deines Vertrauens suchen, der die Ultraschalluntersuchungen durchführt und der gerufen werden kann, falls es bei der Entbindung zu Komplikationen kommen sollte.
Wenn alles normal läuft, wovon ich ausgehe, wirst du ihn nur ein paar Mal sehen, ansonsten betreue ich dich."
Clarissa entspannte sich sichtlich. "Danke, Valerie. Das ist alles so neu für mich, und ich ..."
"Ich weiß, Clarissa, denn ich kann es mir lebhaft vorstellen."
Clarissa blickte nachdenklich vor sich hin. "Wahrscheinlich mangelt es mir in dieser Beziehung an jeglicher Erfahrung, weil ich bisher nur für meine Karriere gelebt habe." Sie zuckte mit den Schultern. "Nein, es ist nicht nur das. Weißt du, ich bin Einzelkind, und meine Eltern waren auch Einzelkinder. Ich habe weder Onkel noch Tanten, keine Cousins und Cousinen ... Ich habe nie etwas mit Schwangeren oder Babys zu tun gehabt. Meine Schulfreundinnen hatte ich, als diese die ersten Kinder bekamen, schon längst aus den Augen verloren. Ich war schon immer eine Einzelgängerin."
"Hast du es schon Jerome gesagt?"
Beide Frauen sahen sich an, bis Valerie wieder das Wort ergriff. "Entschuldigung, Clarissa, aber wenn wir Freundinnen bleiben wollen und du meine Patientin bleiben willst..."
"Nein. Ich meine, natürlich wollen wir Freundinnen bleiben, aber ich habe es Jerome noch nicht gesagt. Seit ich es weiß, habe ich ihn nur ein einziges Mal gesehen - das war vor einigen Tagen. Da konnte ich es einfach nicht über die Lippen bringen."
"Du wirst es üben müssen. Was ist mit deinen Eltern?"
"Die wissen auch noch nichts. Meine Mutter möchte natürlich, dass ich endlich heirate und Kinder bekomme. Mein Vater hat denselben Wunsch - wenn auch aus anderen Gründen."
"Die meisten Großeltern lieben ihre Enkelkinder heiß und innig, ganz egal, wie die Familienverhältnisse sind", bemerkte Valerie. "Übrigens", sie zwinkerte Clarissa zu, "muss ich dir als deine Ärztin etwas sagen, das dir wahrscheinlich nicht gefallen wird. Um das Kind nicht zu gefährden, brauchst du gerade in der Frühschwangerschaft sehr viel Ruhe. Ich habe nichts gegen Bewegung und viel frische Luft, aber ..."
"Ich ... ich werde mir einen Partner in die Kanzlei nehmen."
"Braves Mädchen!" Valerie stand
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