Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter rauschenden Palmen

Unter rauschenden Palmen

Titel: Unter rauschenden Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Armstrong
Vom Netzwerk:
bekannten Mädcheninternats gewesen und hatte ihr ganzes Leben auf Rosemont verbrächt. Obwohl schon pensioniert, war sie immer noch mit Leib und Seele Pädagogin, und Sean hätte wohl keine geeignetere Aufsichtsperson finden können. Das hinderte die beiden jedoch nicht daran, oft in einer Art Kriegszustand zu leben.
    Obwohl Jerome es nie ausgesprochen hatte, war Clarissa bald dahinter gekommen, warum sich Serena bei der Regelung des Sorgerechts so großzügig gezeigt hatte: Sie wurde mit ihrem Sohn einfach nicht fertig.
    So lebte Sean bei seinem Vater, und seine Mutter besuchte ihn, und nicht umgekehrt, wie es normalerweise bei Kindern seines Alters der Fall war. Mit dieser Regelung waren alle äußerst zufrieden, wenn es auch Zeiten gab, in denen Tante May nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlug und Sean als wahre Plage bezeichnete.
    "Clarissa, wie schön dich zu sehen!" May, die ihnen entgegengekommen war, umarmte Clarissa herzlich.
    May war groß und hatte die gleiche Haarfarbe wie Jerome, nur mit grauen Strähnen durchsetzt. Sie war nicht schön, aber aus ihrem Gesicht sprachen Klugheit und Charakterstärke. Obwohl May stets gepflegt und elegant gekleidet war, wirkte sie keineswegs mondän, sondern wie eine Frau, die sich auf dem Land zu Hause fühlte.
    Clarissa hatte nicht die geringste Ahnung, was May über ihre Beziehung zu Jerome dachte, aber sie freute sich immer, wenn sie mit ihm nach Rosemont kam.
    "Es ist drückend heiß heute, nicht wahr?" fuhr May fort. "Wir sollten nachher eigentlich alle schwimmen gehen. Aber zuerst lasst uns essen, es ist schon alles vorbereitet. Sean, mach dich bitte tischfein, und sei so gut, auch Paddy und Flynn von ihrem Kopfschmuck zu erlösen."
    Sean holte tief Luft und schien schon widersprechen zu wollen, als Jerome ihm die Hand auf die Schulter legte. "Sean, das Leben ist manchmal voller Zufälle."
    "So?" fragte Sean etwas irritiert.
    "Ja, weißt du, bis vor einigen Wochen hatte ich noch nie etwas von den Nez Perce gehört.
    Doch dann bekam ich ein Buch geschenkt, das vom Schicksal ihres Stammes handelt. Du hast Recht, sie waren die Besten."
    "Wahnsinn! Kann ich das Buch auch lesen?"
    "Nein, es ist für Erwachsene. Aber eins ist sehr interessant. Die Nez Perce hatten eine ganz besondere Beziehung zu Wölfen. Ich werde dir nachher beim Abwaschen davon erzählen."
    Sean war sofort wieder bester Laune und folgte seinem Vater ins Haus. May schnitt ein Gesicht und fragte Clarissa dann, ob sie einen Aperitif wolle.
    "Ich ... ne in, danke, May. Könnte ich vielleicht einen kühlen Longdrink ohne Alkohol bekommen?"
    "Warum nicht? Komm mit." Sie ging mit Clarissa zu dem liebevoll gedeckten Esstisch, der unter einem Sonnenschirm auf der Veranda stand. Es gab kalte Zunge, Kartoffelsalat, grünen Salat, Weißbrot und eine Gemüsequiche. May gab Eiswürfel in ein Glas, goss es mit Limonade auf und reichte es Clarissa.
    Sie bedankte sich und trank einen Schluck. "Ist Sean jetzt ständig bei dir, May?" fragte sie dann.
    "Um Himmels willen, nein! Morgen bringe ich ihn für zwei Wochen zu Serena. Danach wird sie mit den Nerven am Ende und Sean völlig außer Rand und Band sein. In der Woche, die dann noch bleibt, bis Jerome zurückkommt, werde ich meine liebe Last mit ihm haben."
    "Dann besucht mich doch in der Woche. Wenn Sean den ganzen Tag am Strand und im Wasser getobt hat, wird er abends bestimmt müde sein."
    Während sie noch sprach, betrat Jerome die Veranda.
    "Wir müssten nur seinen Computer mitbringen", überlegte May laut. "Ohne Internet kann er nicht leben. Dort hat er übrigens auch sein Wissen über diese Indianer her."
    "Ich habe zwei Gästezimmer und einen Laptop, den er benutzen kann."
    May und Jerome schwiegen, und Clarissa merkte, dass Jerome sie, Clarissa, nicht aus den Augen ließ, während May wiederum Jerome scharf beobachtete.
    Clarissa spürte genau, dass sie die magische Grenze überschritten hatte, die Jerome und sie vom Rest der Welt, ganz besonders aber von seiner Familie, trennte. Sie fragte sich, warum sie das getan hatte. Weil sie Sean trotz seiner Aufsässigkeit mochte, weil er der Halbbruder ihres ungeborenen Babys war?
    "Das anzubieten ist sehr nett von dir, Clarissa." Jerome sprach als Erster. "Die Entscheidung liegt ganz bei May."
    "Ein Strandurlaub wäre bestimmt eine willkommene Abwechslung", überlegte May laut.
    "Fahren wir ans Meer?" fragte Sean aufgeregt, als auch er auf der Veranda erschien, deutlich sauberer, aber immer noch mit

Weitere Kostenlose Bücher