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Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Prinzipien von Freiheit, Gerechtigkeit und Fortschritt getragen werden, sind automatisch Mitglieder einer allumfassenden Gemeinschaft, der Sternenliga, die aus dem Wissen heraus gebildet wurde, daß nur einer gleichberechtigten Zusammenarbeit aller intelligenten Wesen die Zukunft gehört.« Bzzz.
    Ich sah den Alligator an. »Tut mir leid«, sagte ich heiser. »Meine Leute werden heute abend landen. Soeben ergeht eine entsprechende Anfrage an den Rat des Volkes von Virgis Zwei. Du weißt, wie die Antwort lauten wird.«
    Der Alligator blieb eine Weile unbeweglich stehen, in Gedanken versunken, und die ungeheure Müdigkeit, die in seinen Augen schwamm, erschreckte mich zutiefst. Dann legte er eine seiner Klauen auf meine Schulter. Ich bemerkte, daß er Halt suchte.
    »Heute abend, sagst du, Terraner?«
    Ich nickte.
    Der Alligator verschwand.
    Ich betrachtete die Stelle, an der sich noch die Abdrücke seiner hornigen Füße im Gras abzeichneten. Ein zierliches Echsenkind hastete an mir vorbei, gefolgt von zwei, drei lachenden Erwachsenen.
    »See you later, alligator«, flüsterte ich. Dann wartete ich auf die Ankunft der Schiffe.
     
    *
     
    Pi Capricorn ähnelte in der Farbe der irdischen Sonne, war aber bedeutend größer und jünger. Sie beschien die Ebenen von Capricorn Sechs mit verschwenderischer Lichtfülle, aber da waren keine Augen, die diesen Reichtum hätten genießen können.
    Nur niedriges Gras, ein paar muschelförmige Gewächse, brauner Boden, Felsen, Wasser.
    Und tief im interstellaren Raum der Schatten des Tangs.
    Hinter mir summte das Aggregat.
    Wenn ich zu dem Metallblock hinüberblickte, etwas weiter nach links abwich und die Augen verengte, dann konnte ich am Horizont die Trümmer des Prospektorenbootes erkennen.
    Ich erinnerte mich an Potschynskis Abschiedsworte.
    »Aber irgendwann muß es ihm doch auffallen«, hatte er gesagt.
    »Potschynski«, hatte ich geantwortet, »er kann nicht lügen. Wie sollte er also auf den Gedanken kommen, daß wir es können?«
    »Irgendwie erscheint mir das unmoralisch. Ja, ja, ich weiß, was Sie sagen wollen, Barnings, ich habe das ganze eingefädelt und erdacht, aber trotzdem … Ich meine, es ist nicht der natürliche Lauf der Dinge; nichts, was wir machen, ist natürlich, und was er macht, auch nicht. Und wenn es das Tang nicht gäbe …«
    »Genau!« hatte ich genickt. »Wenn es das Tang nicht gäbe. Aber es existiert. Und es bedroht alle Lebewesen von hier bis zum letzten Quasar. Da kann sich keiner der Verantwortung entziehen.«
    »Meinen Sie, Barnings?«
    »Ach, Potschynski, wissen Sie, von Zeit zu Zeit muß man jeden einmal in den Hintern treten.«
    Ich mußte jetzt noch über Potschynskis Gesichtsausdruck lächeln.
    Schwere Schritte ließen den Boden zittern. Es war der Dreibeinige. Er setzte sich vor meinem Stuhl auf die Erde und blickte mich mit seinem schimmernden Sehkranz forschend an.
    »Hallo, Terraner!« knarrte der Dreibeinige.
    »Hallo, Dreibein«, sagte ich höflich.
    Das Aggregat machte Bzzz.

 
     
Holzmann weiß, was Menschen brauchen
     

Die Leuchtziffern der Digitaluhr sprangen weiter. Lautlos schaltete sich das Radio ein, und lärmende, lauter und lauterwerdende Musik drang an das Ohr des Schlafenden. Peer Holzmann erwachte. Einige Minuten lag er noch still da, lauschte auf die Musik und genoß die Wärme der elektrischen Heizdecke. Schließlich gab er sich einen Ruck, zog die Decke zur Seite und erhob sich. Taghelles Licht überflutete das Schlafzimmer.
    Im Badezimmer war es kalt. Holzmann fluchte, drehte die Heizung höher. Leise vor sich hin pfeifend, rasierte er sich, putzte sich die Zähne mit der elektrischen Zahnbürste und musterte sein Gesicht im Spiegel.
    Holzmann war klein, füllig, und die braunschwarzen Haare auf seinem Schädel lichteten sich bereits an mehreren Stellen. Die Augen lagen tief in den Höhlen und gaben ihm einen etwas düsteren Ausdruck, der von den schmalen, ständig zusammengepreßten Lippen noch verstärkt wurde.
    Holzmann zog sich an.
    Die Kaffeemaschine erfüllte die Küche mit einem aromatischen Duft. Holzmann tat zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster, schnitt mit dem elektrischen Messer etwas Käse ab und rauchte nachdenklich eine Zigarette.
    Dann war der Kaffee fertig, die Toastbrote goldbraun und knusprig, und Holzmann aß mit großem Appetit.
    Die automatischen Jalousien glitten lautlos nach oben, ließen das Licht des beginnenden Herbsttages in den kleinen Raum herein. Drüben am Gebäude des

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