Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
Vom Netzwerk:
Polizisten und zudem im Einsatz waren, hatten sie viel Zeit verloren.
    Fast eine Stunde war vergangen, nachdem sie die Direktion verlassen hatten und sie den Ortseingang von Mombach erreichten.
    Mit jedem Meter, den sie nun weiter fuhren, wurde es Koch flauer zumute. Siggi stoppte den Opel genau vor der Ruine, in der Koch sich mit dem Alten geprügelt hatte. Vielmehr: Er ihn verprügelt hatte.
    Ein Kollege von der Ordnungspolizei stand am Eingang zu dem eingestürzten Gebäude. Als er die beiden erkannte, trat er zur Seite und ließ sie auf das Grundstück.
    Koch ließ Siggi vorgehen. Er sah sich um. Im Erdgeschoss standen noch Teile der Wände. Der Boden lag voller Schutt. Er wunderte sich, dass er sich in der Nacht nicht den Fuß verknackst hatte.
    Drei beieinander stehende Ordnungspolizisten und ein Mann in Zivil zeigten ihnen den Fundort der Leiche. Irgendjemand hatte ein Tuch über ihr ausgebreitet. Koch sah sich unauffällig um, ob ihn einer der Kollegen beobachtete. Das war nicht der Fall. Der Mann in Zivil, Dr. Guntram, kniete sich neben die Leiche und blickte zu Koch hinauf, der stumm nickte.
    Der Mann nahm das Tuch und hob es an. Der Kopf mit dem dünnen Haarkranz reichte aus, dass der Kommissar erkannte, dass das eingetreten war, was er befürchtet hatte.
    Das war tatsächlich der Mann, den er vor zwei Tagen in dieser Ruine zusammengeschlagen hatte und von dem er den Hinweis auf das Kellerbordell erhalten hatte. War er deshalb umgebracht worden, weil er ihm das Geheimnis verraten hatte? Aber wenn man dafür einen Menschen ermordete, musste noch viel mehr daran hängen als ein gewöhnlicher Puff. Bresson hatte Recht gehabt. Oder wusste man, dass er, Paul Koch, von dem Geheimnis Wind bekommen hatte und dass der Tote eine Warnung an ihn war, die Sache auf sich beruhen zu lassen?
    „Sie sind so still, Herr Koch“, hörte er Siggi sagen. „Kennen Sie den Mann?“
    Der Kommissar antwortete nicht sofort, dann schüttelte er den Kopf, sagte aber „Ja!“
    Ihm war klar, dass es keinen Sinn machte, das zu leugnen. Früher oder später würden sie in die Kneipe müssen, in der er den Alten getroffen hatte, und dort würde man ihn erkennen. Das mit dem Bordell, das musste er ja nicht an die große Glocke hängen. Dass er Glodkowski suchte, würde ihm einen Haufen Ärger mit Arnheim einbringen, aber daran hatte er sich schon so gewöhnt, dass ihm wahrscheinlich etwas fehlen würden, wenn sein Chef damit längere Zeit aussetzte.
    „Ja?“, wiederholte Siggi erstaunt.
    „Erkläre ich Ihnen später. Wie ist der Mann umgekommen?“, fragte Koch.
    „Schauen Sie mal, Herr Koch“, sagte Dr. Guntram und wies mit dem Finger auf die Hand des Opfers.
    „Der Mann wurde gefoltert. Sieht nach Gestapo-Schule aus. Mit leichten Schmerzen fängt es an. Schläge ins Gesicht. Nase gebrochen. Finger biegen und überdehnen. Da hört es bei vielen schon auf. Spätestens, wenn der erste Finger gebrochen ist. Aber auch hier“, er zog das Tuch noch weiter zurück, „Verbrennungen im Brust-, Bauch- und Genitalbereich. Das linke Bein ist zudem gebrochen.“ Koch schluckte. Gestapo-Methoden hatte Dr. Guntram gesagt. Ihm wurde übel.
    „Ist was, Herr Koch?“, fragte Siggi. „Sie sind ganz blass.“
    Auch Dr. Guntram war aufgestanden und stellte sich neben den Kommissar.
    „Geht es Ihnen nicht gut? Ist wirklich kein schöner Anblick.“
    Koch wehrte ab. „Bisschen wenig Schlaf. Geht aber schon wieder. Wie ist der Mann nun umgekommen?“
    „Professionelle Arbeit. Ein langer spitzer Gegenstand, wie eine Stricknadel oder eine angespitzte Fahrradspeiche, direkt ins Herz. Kaum zu sehen.“
    „Eine Stricktante war es sicher nicht.“ Koch versuchte locker zu wirken.
    Dr. Guntram schüttelte seinen Kopf. „Sicher nicht. Aber eine lustige Vorstellung.“
    Damit wandte er sich um und wieder der Leiche zu.
    „Wissen Sie schon, wer das ist?“, fragte Koch seinen Assistenten.
    „Werner Eckes, wohnt hier in Mombach. War vor dem Krieg Arbeiter. Jetzt arbeitslos. Vorbestraft wegen Körperverletzung. Im Krieg Strafbataillon. Zumindest zeitweise.“
    Siggi ging ein paar Schritte zur Seite. Koch wusste, was kommen würde.
    „Woher kennen Sie den Mann, Herr Koch? Haben Sie den schon mal verhaftet?“
    Koch schüttelte den Kopf. „Blöde Sache, Siggi. Ich war vorgestern Abend hier in Mombach. Suchte Glodkowski. Sie hatten ihn und seinen Kumpel ja in diese Kneipe gehen sehen. Also bin ich dahin, habe nach ihm gefragt. Und bin an diesen … Mann

Weitere Kostenlose Bücher