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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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kommen.
    „Koch, ich weiß nicht, ob das stimmt, aber es ist doch auffällig, dass der einzige Polizist, der mir ständig Ärger macht, Sie sind. Sie setzen sich über meine Anweisungen hinweg, ermitteln gegen meine Anordnungen und werden auch noch angezeigt. Koch, warum immer nur Sie?“
    „Weil ich mich nicht mit einfachen Antworten zufriedengebe.“
    „Ach so“, erwiderte ein schon wieder aufgebrachterer Arnheim. „Aber das auch eine einfache Lösung richtig sein kann, das kommt Ihnen nicht in den Sinn. Sehen Sie immer und überall Verschwörungen? Und überall Parteigänger? Koch, so geht das nicht. Ich lege Ihnen nahe, sich mal zu überlegen, ob der Beruf des Polizisten der richtige für Sie ist.“
    „Es geht nicht um einfach oder schwer. Es geht um Gerechtigkeit.“
    Arnheims Telefon klingelte und Koch schien, dass sein Chef über diese Störung froh war.
    „Ja, danke“, sprach er leise ins Telefon, „einen Moment bitte.“
    Er bat Koch unwirsch das Büro zu verlassen.
    Draußen überlegte er, ob Arnheim nicht doch Recht mit der Bemerkung hatte, dass der Beruf des Polizisten für ihn nicht der richtige war. Zumindest dann nicht, wenn man Arnheims Maßstäbe anlegte.
    Dorle war bis zum Eingang des Friedhofs gelaufen. Völlig außer Atem lehnte sie sich an das Tor und sah sich um. Neubert war nicht zu sehen. Aber sie traute dem Mann jede Gemeinheit zu. Deshalb ignorierte sie ihre Erschöpfung und lief eilig weiter. Zwei Frauen, die ihr entgegen kamen und sie freudig anstrahlten, nahm sie gar nicht wahr. Immer wieder sah sie sich um, ob Neubert nicht doch noch auftauchte.
    Sie hatte ihr Haus fast erreicht, als plötzlich ein Wagen neben ihr hielt. Sie schrak zusammen und ging schnell weiter. In ihrem Rücken hörte sie, dass die Tür geöffnet wurde.
    „Wohin so eilig, Dorle Becker?“
    Im Gehen drehte sie sich um. Helmut Brunner stand neben der Beifahrertür eines dunklen großen Wagens und winkte sie zu sich.
    „Laufen Sie nicht weg, Dorle! Ich muss mit Ihnen sprechen.“
    Langsam ging sie zurück.
    Der Mann blickte sie ernst an.
    Hinter dem Steuer erkannte Dorle einen kräftigen Mann, der interessiert zu ihr hinüber sah.
    „Wissen Sie, Dorle, ich war heute Morgen bei dem Capitaine und er sagte mir, dass bei ihm eingebrochen worden ist. Das heißt, nicht richtig eingebrochen. Es gibt keine Spuren eines Einbruchs, nur ein offenes Fenster, durch das der Dieb geflohen ist. Und vielleicht auch in das Haus gekommen ist. Aber das hieße ja, dass es jemand hat offen stehen lassen.“
    Dorle spürte, wie ihr heiß und kalt wurde.
    „Dorle, ich frage Sie nur einmal und ich werde nicht gerne belogen.“ Er sah kurz in den Wagen. „Also, sind Sie in das Haus des Capitaine eingebrochen?“
    „Nein“, entgegnete sie erschrocken.
    Brunner behielt sie im Blick.
    „Haben Sie für jemanden das Fenster geöffnet?“
    Dorle zögerte.
    Brunner verschränkte seine Hände vor seinem Bauch ineinander. Er ließ sie nicht aus den Augen.
    Nach einigen Sekunden nickte Dorle. „Aber ich wollte das nicht. Er hat …“
    „Ja, Dorle? Wer?“
    „Ich kann nicht …“
    „Dorle, Sie müssen mir das sagen.“
    Sie zögerte.
    „Dorle …!“
    „Ein Soldat. Er kennt meinen Mann und er hat mir Nachricht gebracht.“
    „Und dafür wohnt er bei Ihnen?“ Brunners Miene hatte sich etwas entspannt.
    „Ja, eigentlich wollte er nur …“
    „… ein paar Tage bleiben. Hat er das gesagt?“
    Dorle nickte wieder.
    „Sie sind sehr naiv.“ Mehr sagte er nicht.
    „Ich wollte das wirklich nicht, aber …“
    Mit einer schneidenden Geste seiner Hand gebot Brunner ihr zu schweigen.
    „Ich glaube Ihnen das, Dorle Becker, und ich habe Capitaine Jarrés auch versichert, dass Sie nichts damit zu tun haben. Wie heißt der Mann?“
    „Herrmann Bauer“, antwortete sie.
    „Ist er jetzt zu Hause?“
    „Ich glaube ja.“
    „Capitaine Jarrés sagte mir, dass Sie heute bei ihm arbeiten, wegen eines kleinen Empfangs. Ich schlage Ihnen vor, dass Sie gleich dorthin gehen. Wenn Sie heute Abend nach Hause kommen, wird der Mann Sie nicht mehr behelligen.“
    Brunner klopfte auf das Dach des Autos. Ein großer und kräftiger Mann mit Glatze und einer rot leuchtenden Narbe auf der rechten Wange stieg aus.
    „Ich möchte so etwas aber nicht noch einmal erleben, Dorle Becker.“ Er machte einen Schritt auf sie zu und fasste sie am Arm. Dorle zuckte zusammen. Brunner sah sie eindringlich an. „Denken Sie immer daran, was ich für Sie getan habe!

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