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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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Dorle in die Augen. „Und du. Du wirst für Montag, wenn der Capitaine zurückkommt, deine Lewwerknepp zubereiten. Ich habe ihm gesagt, dass du sie ihm gerne machen würdest, zu Ehren des 14. Juli, und er war sehr erfreut darüber. Du wirst also die Vorbereitungen am Sonntag treffen. Bis auf den Unteroffizier bist du alleine in dem großen Haus. Du wirst bei deinen Vorbereitungen auch einen Blick in das Büro des Capitaines werfen. Dort befindet sich eine braune Ledermappe. Meistens legt Jarrés sie in die unterste Schublade seines Schreibtisches. In dieser Mappe sind Aufzeichnungen über einen Transport. Ich möchte, dass du dir die Route dieses Transports notierst, ebenso, wie viele Soldaten den Transport bewachen und die Uhrzeit. Hier hast du Papier und einen Stift.“ Er drückte ihr beides in die Hand. „Hast du das verstanden?“
    Apathisch nickte Dorle und steckte beides ein. „Aber der … Unteroffizier“, sagte sie schließlich.
    „Dem wirst du etwas zu trinken bringen. In das Getränk mischst du ihm etwas hiervon.“
    Brunner griff in seine Tasche und entnahm ihr ein kleines helles Röhrchen.
    „Das ist ein leichtes Schlafmittel. Er wird mehr dösen als richtig schlafen. Deshalb wird er später nicht das Gefühl haben, betäubt worden zu sein, sondern wird es auf seine Müdigkeit schieben. Am Abend werde ich zu dir kommen und du wirst mir deine Notizen geben. Hast du das verstanden?“
    Dorle nickte. „Die Route, die Soldaten, die Zeit“, flüsterte sie tonlos.
    „Du musst dir keine Sorgen machen. Keiner wird was merken. Der Unteroffizier wird niemandem sagen, dass er geschlafen hat. Wenn du es richtig anstellst, wird auch niemand mitbekommen, dass überhaupt jemand die Unterlagen gelesen hat.“
    Dorle nickte wieder.
    „Ich kann mich auf dich verlassen, Dorle Becker? Du weißt, was ich für dich getan habe.“ Er sah sie wieder so durchdringend an. „Die Beerdigung, die Arbeit bei dem Capitaine und jetzt dieser Bauer. Niemand weiß, dass du es warst, die das Fenster geöffnet hat. Und niemand wird es erfahren, wenn du tust, was ich dir aufgetragen habe.“
    Er griff erneut in seine Tasche und entnahm ihr einen in ein Tuch eingewickelten Gegenstand.
    „Das ist für dich. Eine echte Salami. Als kleines Dankeschön.“
    Damit stand Brunner auf und ging zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte.
    „Um vierzehn Uhr im Haus vom Capitaine. Der Unteroffizier weiß Bescheid. Alle Zutaten werden dort sein.“
    Eilig verließ Brunner die Küche ohne einen Gruß und ließ eine ratlose und niedergeschlagene Dorle zurück. Sie hatte geahnt, dass Brunner weitere Forderungen stellen würde. Er hatte sie in der Hand. Sie hatte noch zwei Tage Zeit.
    Am Samstagmorgen war Koch früh im Büro. Er hatte so gut wie nicht geschlafen. Dass Dorle Becker in irgendeiner Beziehung zu Brunner und zu Glodkowski stand, passte nicht. Er suchte in den langen Stunden, die er auf seinem Bett lag und die vom Mondlicht beschienene Decke anstarrte, Gründe dafür. Banale Gründe. Einleuchtende Gründe. Gründe, die ihm keinen Anlass gaben, sie verdächtigen zu müssen. Aber wie er es auch drehte und wendete, er hatte die Frau im Gespräch mit den beiden Männern gesehen.
    Aber wo, „Verdammt noch Mal, Merde“, fluchte Koch laut, war die Verbindung? Alles hing mit allem zusammen. Aber wie?
    Bis Siggi gegen neun Uhr kam, vertrieb sich Koch die Zeit damit, in seinem Kopf ein Diagramm mit den Verbindungen zwischen den Beteiligten, den Lebenden und den Toten, zu zeichnen. Aber das Diagramm wurde so unübersichtlich, dass er immer wieder den Faden verlor.
    Als er seinen dritten Becher Ersatzkaffee getrunken hatte, betrat sein Assistent endlich die Kantine und kam zu ihm an den Tisch.
    „Guten Morgen, Herr Koch“, begrüßte er seinen Chef.
    „Morgen Siggi“, erwiderte er den Gruß. „Ich habe einen Spezialauftrag für Sie.“ Er sagte das so ernst, dass es fast so aussah, als würde Siggi Haltung annehmen.
    „Ja?“, fragte er gespannt.
    „Ich brauche ein großes Blatt Papier. Aber ein richtig großes. Und einen Stift, um darauf zu schreiben. Können Sie das besorgen?“
    „Spezialauftrag?“, sagte Siggi.
    „War ein Scherz. Aber das Papier ist wichtig. Ich glaube, dass ich den Überblick verliere. Schauen Sie doch mal, ob Sie so was organisieren können.“
    Kurze Zeit später war Siggi verschwunden und Koch wieder alleine mit sich und seinen Gedanken. Zwei Kollegen kamen sich laut unterhaltend in die Kantine, sahen ihn in

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