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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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machte, wenn dies nicht unbedingt nötig war. Was auch immer mit Bauer geschehen würde, Brunner würde nicht dabei sein.
    Und sein Instinkt trog ihn nicht.
    Kaum war er auf der Höhe der Jahnstraße, sah er Brunner über die Straße zu seinem Haus gehen. Der schwarze Citroën wurde gerade gewendet. Koch duckte sich hinter dem Steuer und wartete, bis der Wagen an ihm vorbei gefahren war und nahm die Verfolgung auf, was einerseits nicht schwierig war, weil so gut wie keine Fahrzeuge unterwegs waren, ihn andererseits umso auffälliger machte.
    Glodkowski fuhr in Richtung Mombach. Und er fuhr schnell. Zudem hatte er den Wagen mit dem stärkeren Motor. Koch hatte große Mühe an ihm dran zu bleiben und gleichzeitig nicht zu dicht aufzufahren.
    Er spürte, wie das seine ganze Konzentration erforderte. Als kurz vor Mombach ein Junge von vielleicht zehn oder elf Jahren auf die Straße lief, musste er ausweichen und krachte gegen einen Stein, der als Fahrbahnmarkierung abgelegt worden war. Bei diesem Manöver würgte er den Motor ab.
    „Merde! Merde! Merde!“, fluchte der Kommissar so laut, dass der Junge, der vor Schreck einfach stehen geblieben war, weglief.
    Erst nach mehreren Versuchen sprang der Motor an. Als er endlich in Richtung Mombach weiterfuhr, waren wertvolle Minuten vergangen.
    Er wählte die Halle in Mombach zum Ziel, ein anderes, das Glodkowski angesteuert haben könnte, fiel ihm nicht ein. Als er dort ankam, war von dem Citroën nichts zu sehen. Koch stellte den Adler ab und ging ans Tor. Es war abgeschlossen und die Halle völlig dunkel. Die nächste halbe Stunde blieb er im Auto sitzen und beobachtete die Einfahrt, bis er sich eingestand, dass er sich verspekuliert hatte, schlug aufs Lenkrad und fuhr los.
    Dorle hatte sich eine Scheibe Brot mit einem Stück Käse belegt, den ihr Madame Jarrés öfters mitgab und trank dazu einen Tee aus Gartenkräutern. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und der Wind war stärker geworden. Die dunklen Abendwolken hingen zerrissen am Himmel und schufen eine düstere Stimmung.
    Sie würde bald mit Franzi sprechen. Sie musste sich mit ihr aussöhnen. Sie hoffte, dass die Freundin Verständnis für sie hatte. Aber durfte sie darauf überhaupt hoffen?
    Es klopfte am Tor. Dorle zuckte zusammen.
    „Ja?“, fragte sie zaghaft. Sie fürchtete, dass Neubert vor dem Tor stand und Rache für die Demütigung am Morgen suchte.
    Stattdessen hörte sie leise Brunners Stimme. „Dorle Becker, machen Sie auf!“
    Fast war sie erleichtert, dass es nicht Neubert war.
    Als sie das Tor öffnete, drückte sich Brunner an ihr vorbei auf den Hof.
    Er trug jetzt einen dunklen Anzug.
    „Ich muss mit Ihnen reden“, begann er und zog Dorle mit sich ins Haus. „Muss niemand mitbekommen.“
    Drinnen schloss er die Tür. Dorle überlegte fieberhaft, warum der Mann wieder bei ihr auftauchte. Er hatte doch bekommen, was er wollte.
    „Es fehlen noch Sachen. Wo sind die?“
    „Sachen?“, wiederholte Dorle, weil sie in der Aufregung nicht verstand, was Brunner wollte.
    „Von dem Schmuck, den dieser Bauer bei Capitaine Jarrés geklaut hat. Es fehlen noch zwei Teile. Ein Ring und eine schmale Goldkette von der Frau des Capitaines.“
    „Ich weiß nicht, wo die Sachen sind“, beteuerte Dorle.
    „Dorle Becker, wenn Sie es wissen …“
    „Ehrlich“, wiederholte sie, „ich weiß es nicht.“
    „Gut. Aber wenn Sie diesen Ring und die Kette finden, müssen Sie mir die geben.“
    „Ja, natürlich“, sagte sie.
    Brunner schien einen Augenblick zu überlegen.
    „Nun kommen Sie, Dorle. Setzen Sie sich und hören mir zu!“
    Er sah sie streng an, bevor er mit seinem Anliegen herausrückte.
    „Liebe Dorle Becker, was ich Ihnen jetzt sagen werde, darüber dürfen Sie nie mit einem Menschen sprechen. Nie. Mit keinem. Haben Sie das verstanden?“
    Dorle nickte eingeschüchtert.
    „Wenn nicht, dann …“
    Dorle nickte erneut. Wieder war nach einem kurzen, einem ganz kurzen Moment der Ruhe ein Sturm ausgebrochen. Was wollte der Mann jetzt von ihr? Und warum machte er so viel Aufhebens und drohte ihr?
    Brunner senkte seine Stimme. „Du wirst am Sonntag bei Capitaine Jarrés arbeiten.“
    Er machte eine Pause.
    „Am Sonntag ist niemand im Haus.“
    Brunner lächelte.
    „Fast. Außer dir wird nur ein Unteroffizier dort sein. Der Capitaine und seine Familie sind nicht da. Sie fahren morgen früh nach Paris. Am Sonntag ist der 14. Juli, der französische Nationalfeiertag.“ Er machte eine Pause und sah

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