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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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gestreift und er hatte viel Blut verloren. Der Arzt hielt es für ein mittleres Wunder, dass der Mann noch so lange durchgehalten hatte, die Folgen dieser Anstrengung traten jetzt zutage.
    Er wachte für einige Minuten auf, um bald wieder einzuschlafen. Die Schmerzmittel, die ihm verabreicht wurden, taten ihr Übriges. Manchmal nahm er in diesen halbwachen Minuten wahr, dass eine Person sich neben ihm befand, er hörte Stimmen, aber er war unfähig, sie zu erkennen oder zu unterscheiden. Nur eines wusste sein Unterbewusstsein: Dorles war nicht dabei.
    Nach drei Wochen wurden die Wachphasen länger und er konnte nun auch feste Nahrung zu sich nehmen. Beim ersten Versuch sich aufzurichten durchfuhr ihn ein grauenhafter Schmerz. Der Arzt, der kurz darauf zur Visite vorbeikam, lachte.
    „Sie haben eine sehr schwere Verletzung erlitten, Herr Koch, und können von Glück sagen, dass Sie noch leben. Sie scheinen eine Mordskonstitution zu haben. Ihren Blutverlust hätten viele andere nicht überlebt. Sie müssen Geduld haben!“
    Doch von diesem Tag an bemerkte Koch eine ständige Besserung seines Zustandes und zu Beginn der vierten Woche konnte er sich eigenständig aufsetzen, ohne dass der Schmerz ihm die Brust zerriss.
    Reuber und Siggi, die mehrmals die Woche bei ihm vorbeikamen, gaben dieses Mal dessen Wunsch nach, ihm die Geschehnisse in Stadecken zu erzählen, die er selbst nicht mehr mitbekommen hatte.
    Während Koch den sterbenden Glodkowski in die Mangel genommen hatte, waren Reuber und Siggi zu den Lastwagen geschlichen, wo Brunner, Hafner und ein weiterer Mann namens Holstein damit beschäftigt waren, die Säcke mit dem Geld von der Ladefläche in ihre Fahrzeuge umzuladen. Als sie bis auf einige Meter an die Männer herangekommen waren, forderte Reuber sie auf, die Hände zu heben. Hafner und Holstein auf der Ladefläche griffen sofort zu den Waffen und schossen, wohingegen Brunner, der neben dem Laster stand, sich im Schutz des Wagens absetzte und mit einem Motorrad floh. Bei dem Schusswechsel wurde Holstein von einer Kugel tödlich getroffen, danach ergab sich Hafner.
    Reuber wollte die Verfolgung des Flüchtigen aufnehmen, musste sich aber eingestehen, dass der schon einen zu großen Vorsprung hatte. Während sie Hafner fesselten, hörten sie einen weiteren Schuss. Sie liefen zu der Stelle, wo sie Koch mit dem verletzten Glodkowski zurückgelassen hatten. Neben Koch lag ein weiterer Mann, hinter ihm stand Bresson mit einer großkalibrigen Waffe, die in den Händen des schmächtigen Mannes unwirklich aussah.
    Nachdem Hafner verraten hatte, wo Dorothea Becker gefangen gehalten wurde und Koch und Siggi mit ihm nach Mombach aufgebrochen waren, wartete Reuber, bis die Franzosen eintrafen und forderte sie auf, einen Arzt zu der Halle zu schicken. Er ärgerte sich maßlos, dass er Koch einfach so hatte fahren lassen. Es war offensichtlich, dass der Mann schwer verletzt war. Und Siggi hatte noch nicht die Erfahrung, in einer solchen Situation eigenständig zu handeln.
    „Siggi hat alles richtig gemacht“, stellte Koch seinem Assistenten ein gutes Zeugnis aus. „Und als Fahrer ist er eine Wucht. Ohne ihn wären wir nie rechtzeitig bei der Halle angekommen.“
    Der Gelobte schaute errötend zur Seite.
    „Und was ist mit Brunner?“, fragte Koch.
    „Ich nehme an, dass er sich in die amerikanische Besatzungszone abgesetzt hat. Es ist zwar keiner der französischen Soldaten, die den Geldtransport begleiteten, umgekommen, aber es gab zwei Verletzte und der Umstand, dass ihre Fahrzeuge überhaupt überfallen worden sind, genügte schon, dass die Franzosen alles daran setzen werden, den Mann in die Finger zu bekommen. Und was dann mit ihm geschieht, das will ich mir lieber nicht vorstellen. Deshalb wird er sich in die amerikanische Zone abgesetzt haben. Einen Fischer, der ihn über den Rhein setzt, findet er allemal. Ich habe daraufhin meinen Bekannten Lieutenant Chavez …“
    „Ihr Whiskeylieferant?“, warf Koch ein.
    „… genau der, ja. Ich habe ihn informiert. Brunner wurde auch gesehen, in Wiesbaden und auch in Frankfurt. Aber leider noch nicht gefasst.“
    „Verdammt!“, war Kochs kurzer Kommentar.
    „Hat Hafner sonst was gesagt?“
    Reuber lachte. „Als er mal angefangen hatte, wollte er gar nicht mehr aufhören. Brunner war tatsächlich der Initiator der Überfälle in Bodenheim und auf andere Depots und Lager. Die Firma war seine Tarnung. Nach außen gab er den Wohltäter, ansonsten plante er seine

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