Unter Trümmern
Innere des Hofes kam, zeigte der Kommissar seinen Ausweis und wurde eingelassen.
Drinnen waren zwei weitere Kollegen, von denen er sich zu der Leiche bringen ließ, die in einer vom Tor aus nicht einsehbaren Ecke neben einer Scheune an der Rückseite des Geländes lag.
Koch lupfte die grobe Decke ein wenig und betrachtete den Leichnam, erst im Stehen, dann beugte er sich zu ihm herunter. Nachdem er den Toten wieder zugedeckt hatte, sah er sich um, ging in die Hocke und betrachtete konzentriert den Boden. Siggi wollte gerne wissen, wonach der Kommissar suchte, aber dessen Konzentration war fast körperlich zu spüren, sodass er es nicht wagte ihn anzusprechen. Ebenso erging es dem Polizisten, der in ihrer Nähe stand. Koch erhob sich, ohne die beiden zu beachten, ging ein paar Schritte umher, hockte sich erneut hin, fuhr mit der Handfläche über den Boden und blickte sich weiter um.
Endlich erhob er sich wieder und winkte Siggi zu sich.
„Der Mann ist nicht hier umgebracht worden“, erklärte ihm Koch.
Siggi sah den Kommissar erstaunt an.
„Schauen Sie sich den Toten an, wie er da liegt. Er hat einen Stich in den Rücken erhalten. Aber hier ist kaum Blut. Auch die Körperhaltung ist untypisch. Und wenn Sie genau schauen, sehen Sie Schleifspuren. Nicht wirklich verwertbar, fürchte ich, aber es ist zumindest ein Indiz.“
„Und das bedeutet?“, fragte Siggi.
Koch dachte einen Moment nach. „Der Mörder hat den Toten nicht dort liegen gelassen, wo er ihn getötet hat. Und wir müssen uns fragen, welchen Grund er dafür gehabt hat.“
„Oder?“ Siggi schien aufgeregt.
„Jemand anders hat ihn gefunden und hierher geschleift. Auch da stellt sich die Frage warum. Und wer ihn gefunden hat.“
Einer der Polizisten trat einen Schritt vor. „Der Vater des Toten ist da. Jupp Gerber. Ihm gehört der Hof. Er war im Krankenhaus, hatte sich ein Bein gebrochen. Der Peter, also sein Sohn, hat jeden Tag nach dem Rechten gesehen.“
Koch nickte. „Vielleicht hat er einen Einbrecher überrascht. Hat der Vater ihn hier gefunden?“
„Ich glaube ja“, antwortete der Polizist. „Er ist im Haus. Soll ich ihn rufen?“
Das war nicht nötig, denn in diesem Moment kam ihnen ein Mann auf zwei Krücken entgegengehumpelt, graue Haare, kurzer grauer Bart und das rechte Bein in Gips. Er trug eine braune Lederjacke.
„Wer hat meinen Sohn umgebracht?“, herrschte er sie an.
Koch wartete, bis er zu ihnen gehumpelt war, während Siggi erschrocken einen Schritt zurück machte.
„Wer sind Sie?“, fragte Koch.
„Wer sind Sie? Wer sind Sie?“, äffte der Mann den Polizisten nach. „Ich bin Jupp Gerber. Der Vater von Peter. Und Sie? Wer sind Sie?“
Mit dem letzten Wort seiner Suada war der Mann vor Koch stehen geblieben und blickte ihn an. Ein herrschsüchtiger und cholerischer Mensch.
„Ich will, dass der Mörder meines Sohnes festgenommen wird. Sofort!“
„Kennen Sie den Mörder?“, fragte Koch kühl.
Die Frage kaufte dem Mann für einen Moment den Schneid ab. „Das ist doch Ihre Aufgabe! Sie sind doch von der Polizei, oder?“ Bei diesen Worten fummelte er so mit seinen Krücken herum, dass der Kommissar befürchtete, der Mann würde gleich sein Gleichgewicht verlieren. Er nahm beide Krücken in seine rechte Hand, während er mit der linken in seiner Tasche fummelte und eine Zigarette herausnahm, die er sich in den Mund steckte. Er machte keine Anstalten sie anzuzünden.
„Hat denn keiner Feuer?“, fragte er ungeduldig.
Der Polizist, der Koch und Siggi in den Hof geführt hatte, hatte schon ein Feuerzeug in der Hand und hielt es dem Alten an die Zigarette. Der nahm einen tiefen Zug, behielt ihn lange in seiner Lunge und blies den Rauch in Kochs Richtung, aber ein Windstoß wehte die Qualmwolke zu Siggi.
„Amerikanische Qualitätszigaretten“, sagte der mit spöttischer Anerkennung.
„Ist das verboten?“, blaffte der alte Gerber zurück.
„Kommt drauf an, wo man sie her hat“, antwortete Koch.
Gerber verkniff sich eine Replik.
„Haben Sie Ihren Sohn gefunden?“, fragte der Kommissar.
„Ist ja sonst keiner hier. Ich bin gestern Abend aus dem Krankenhaus gekommen“, er deutete mit einer Bewegung seines Kopfes nach unten, „weil sich eine Bekannte, die Uschi, gemeldet hat, dass die Rosi andauernd anschlägt.“
„Rosi?“, fragte Siggi.
Gerber spuckte einen Krümel Tabak aus. Er sah den jungen Polizisten nicht an, gab die Antwort in Richtung Koch.
„Unser Hund. Schon alt, aber noch
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