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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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schöne Auto.“
    „Hauptsache, wir kommen an“, erwiderte Koch, nachdem der Motor des Wagens mehrmals heiser geröchelt hatte. Das musste er nochmals in Zweifel ziehen, nachdem Siggi einen Stein, der auf der Straße lag, übersehen hatte, und er schon befürchtet hatte, dass der Reifen hin wäre.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit schien an diesem Tag die Sonne, auch wenn sie noch wenig gegen die Kälte ausrichten konnte. Aber sie war ein Vorbote des Frühlings, der nun nicht mehr so lange auf sich warten lassen würde. Koch hatte den Eindruck, dass sich dies auch auf die Stimmung der Menschen auf der Straße übertrug. Sie schauten freundlicher, gingen aufrechter.
    Brunner lagerte seine Maschinen und Baustoffe in einer Halle in Mombach, die er von einem gewissen Hans Rohstein gemietet hatte, einem früheren Partner seines Vaters, der derzeit vermisst wurde. An diesem Ort hoffte Koch Brunners Mitarbeiter anzutreffen. Er wies Siggi an, den Opel nicht direkt vor der steinernen Halle abzustellen.
    Eine hohe Mauer, in deren First Glasscherben steckten, schirmte das Gelände ab. Die beiden Männer traten durch das Tor und gingen auf die fenster- und türlose Stirnseite des länglichen Gebäudes zu, das durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden war. Ein Teil des Daches und eine Außenmauer waren beschädigt.
    Es war ruhig, aus dem Inneren der Halle drangen keine Geräusche zu den beiden Polizisten.
    Als sie um die Ecke auf die Längsseite des Gebäudes bogen, erkannten sie zwei Männer, die auf einem sonnenbeschienenen Steinhaufen saßen und Stöcke in ein Feuer hielten, das vor ihnen loderte.
    „Mahlzeit!“, rief ihnen Koch zu.
    Der Ältere der beiden, groß und kräftig, mit einem kantigen Schädel und einer polierten Glatze, stand sofort auf, griff dabei nach dem Hammer, der neben ihm gelegen hatte und nahm eine Abwehrhaltung ein. Der Jüngere, etwas kleiner, blond und athletisch, wartete einen Moment, bis auch er sich erhob. Er hatte seine rechte Hand mit einem dreckigen Verband umwickelt.
    „Was wollen Sie?“, fragte der Ältere, der seinen Stock zur Seite gelegt hatte. Der Jüngere ließ Koch nicht aus den Augen.
    „Ganz ruhig“, sagte der. „Nur ein paar Fragen.“
    „Seid ihr von der Schmiere?“ Der Ältere, der auf seiner rechten Wange eine tiefe, rote Narbe hatte, streckte seinen Rücken durch und ballte eine Faust. Der Jüngere schob seine verletzte Hand unter seinen Wollpullover.
    „Warum so unhöflich? Gegen ein paar Fragen kann man doch nichts haben, wenn man nichts zu verbergen hat.“
    Koch hatte das provozierend lässig gesagt. Der Ältere behielt ihn genau im Auge und hob den Hammer ein Stück.
    „Ich würde vorsichtig sein!“, warnte ihn Koch. Der Angesprochene ließ den Arm sinken. Der Hammer baumelte jetzt neben seinem Knie.
    Koch überlegte, wie weit er sich auf Siggi verlassen konnte, wenn es zu einem Kampf mit diesen beiden Männern käme.
    „Also, was wollen Sie wissen?“
    Der Ältere sah Koch an.
    „Sie arbeiten für Helmut Brunner?“
    „Ist das verboten?“
    „Das ist keine Antwort. Arbeiten Sie für ihn?“
    „Ja. Ich bin Dachdecker.“
    „Und der?“ Koch blickte kurz zu dem jüngeren Mann, der im Gegensatz zu dem Alten einen unruhigen Eindruck machte.
    „Zimmermann. Geselle.“
    „Und wem gehört das hier?“
    Der Ältere drehte sich kurz um. „Ein Haus. Ein Lager.“
    „Gehört das Brunner?“
    „Gemietet.“
    „Seit wann arbeiten Sie für ihn?“
    Der Ältere kratzte sich am Kopf. „Schon lange. Habe schon für den alten Brunner geschafft.“
    „Und Sie?“ Er sah zu dem Jüngeren.
    Er dachte kurz nach. „Seit Oktober, glaube ich.“
    „Ist doch keine Saison für Zimmermänner und Dachdecker. Im Winter.“
    „Schlaumeier“, entfuhr es dem Älteren, der in seine Tasche griff. Koch ging gleich in Alarmbereitschaft.
    „Keine Angst“, grinste ihn der Dachdecker an. „Will nur ’ne Kippe.“
    Er rollte die Zigarette zwischen seinen Finger glatt und steckte sie an. Das Zündholz schnippte er weg, haarscharf an Siggi vorbei, der erschrocken seinen Kopf zur Seite zog.
    Der Ältere grinste ihn an.
    „Also?“ Koch klang ungehalten. Der Arbeiter sah ihn forschend an, als ob er prüfte, wie weit er gehen könne.
    „Normalerweise ja. Im Winter ist Saure-Gurken-Zeit. Aber es ist nichts normal. Jetzt. Es war Krieg. Haben Sie wahrscheinlich auch schon mitbekommen. Wir haben den verloren. Auch verstanden, oder? Wie hieß das noch mal? Terrorangriffe. Genau.

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