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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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Terrorangriffe der Alliierten. Der Ami am Tag. Der Brite in der Nacht. Feste druff uff die Städte. Im Februar letzten Jahres war Mainz dran. Sie haben ja gesehen, was da passiert ist. Kaum ein Stein steht mehr auf dem anderen. Deshalb sind das keine normalen Zeiten. Und deshalb gibt es für uns Dachdecker und Zimmerleute auch im Winter Arbeit. Die Leute haben’s nämlich gerne mit einem Dach über dem Kopf.“
    Zufrieden sah er den Kommissar an und erhielt einen aufmunternden Blick des Jüngeren.
    „Welche Baustellen?“
    „Überall. Es ist alles kaputt.“
    „Herr …“ Koch sah den Mann fragend an.
    „Glodkowski. Klaus Glodkowski.“
    „Wo wir dabei sind, die Adresse!“
    Glodkowski antwortete nicht sofort.
    „Adresse!“
    „Wallstraße.“
    „Nummer?“
    Glodkowski ließ sich wieder Zeit mit der Antwort.
    „Na, geht doch!“, sagte Koch spöttisch. „War doch nicht so schwer.“
    Ein böser Blick war die Antwort.
    „Und der?“ Koch zeigte auf den jungen Mann.
    „Fred. Fred Hafner. Wohnt hier in Mombach.“
    Koch nickte zufrieden, nachdem er auch Freds Adresse herausbekommen hatte.
    „Und der Herr Brunner hat eine Menge Baustellen? Häuser?“
    „Na klar. Kann gar nicht alle Aufträge annehmen. Zu wenig Leute.“
    „Und er ist ein guter Chef?“
    „Der Brunner? Na klar. Ist in Ordnung. Oder, Fred?“ Er sah zu dem Jüngeren, der sich immer wieder umgeschaut hatte, als suche er eine Fluchtmöglichkeit. Dabei hielt er seine Hand konsequent unter seinem dreckigen Wollpullover.
    „Ja, ja, der Brunner, der ist schwer in Ordnung.“
    „Wo waren Sie in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar?“
    Jetzt lachte Glodkowski und Fred, der Jüngere, fiel darin ein. „Da klingelt was. Ganz laut. Klar. Die Bomben. Da war das mit den Bomben. Vor genau einem Jahr. 27. Februar. Klar, Mann?“ Glodkowski grinste seinen jüngeren Kollegen wieder an.
    Koch machte einen Schritt auf ihn zu.
    „Eh Mann, das ist schon fast vier Wochen her. Woher soll ich das wissen?“
    „Ich könnte Ihnen helfen. Franz Hartmann, den kennen Sie, oder?“
    „Oh Mist!“, entfuhr es dem Jüngeren.
    „Was meinen Sie damit?“ Zum ersten Mal hatte Siggi was gesagt. Er sah zu Koch, ob das in Ordnung war.
    Als der Jüngere die Frage nicht beantwortete, hakte Koch nach. „Und? Mein Kollege hat Sie was gefragt.“
    „Ja, klar, kennen wir den. War ein Kollege. Ist bei einem Unfall umgekommen. Und die Sau ist einfach abgehauen.“
    „Was ist mit Ihrer Hand?“ Koch sah zu Fred herüber.
    „Wie Hand?“, gab der zurück.
    „Unfall“, antwortete Glodkowski anstelle des Jüngeren. „Wenn Sie den ganzen Tag auf’m Bau sind, passiert das. Ist nicht wie im Büro, wo einem beim Nickerchen vielleicht der Hals steif wird oder man sich das Maul am heißen Kaffee verbrüht.“
    „Langsam, Freundchen!“, entgegnete Koch, und Siggi konnte beobachten, dass sein Chef sauer wurde und es ihn eine Menge Anstrengung kostete, ruhig zu bleiben.
    „Herzeigen!“
    „Die Hand?“, fragte Fred.
    „Das dürfen Sie gar nicht!“, wollte Glodkowski den Kommissar belehren.
    „Ich kann Ihnen mal zeigen, was ich darf und was nicht“, zischte der und machte einen Schritt auf den Mann zu, der seinen Hammer nun wieder fester umgriff.
    Mehrere Sekunden lang sahen sich die beiden Männer an, dann ließ Glodkowski den Hammer wieder sinken und gab Fred ein Zeichen, Koch die Hand zu zeigen.
    „Komm, mach schon!“, wies er ihn an. „Damit der Ruhe gibt. Wir haben zu arbeiten, die Häuser reparieren sich ja nicht von alleine.“
    Langsam kam der jüngere Arbeiter auf Koch zu und streckte seine Hand aus. Siggi blieb nahe bei ihm, wollte bereit stehen, falls der vorhatte, auf seinen Chef loszugehen.
    „Verband ab!“, befahl Koch knapp.
    Glodkowski nickte dem Mann zu.
    Mit seiner linken Hand rollte er den dreckigen Verband ab. Es kam ein etwa acht Zentimeter langer Riss quer über die Handinnenfläche zum Vorschein. Die Wunde war sauber und nicht entzündet.
    „Wer hat Sie verarztet?“, fragte der Kommissar.
    „Meine Mutter.“
    „Ist die Ärztin?“
    Fred schüttelte seinen Kopf und sah kurz zu Glodkowski herüber. „Krankenschwester“, sagte er schließlich. „Hat im Lazarett gearbeitet.“
    „Und woher ist die Wunde?“
    „Arbeitsunfall.“
    Koch verzog seinen Mund. „Ist nicht zufällig beim Übersteigen einer Mauer mit Stacheldraht passiert.“
    „Ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr Kommissar“, erwiderte Fred.
    „Doch, natürlich. Aber woher

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