Unter Trümmern
passiert.“
„Stellt sich die Frage, welcher Art die Geschäfte waren? Mord ist ein hoher Preis.“ Reuber sah in die Runde. „Sollen wir noch etwas trinken?“
„Ich habe da noch was“, sagte Koch und zeigte auf die Flasche von Bresson.
„Den kenne ich doch, oder?“, fragte Reuber. Koch nickte,
„Na dann!“, forderte ihn Reuber auf einzuschenken.
„Und sonst?“, fragte Reuber, als sie miteinander angestoßen hatten.
„Siggi hatte eine gute Nase, oder, wie er sagte, Benzin im Blut.“ Er lächelte. „Erzählen Sie’s, Siggi. Es ist Ihr Fund.“
„Da waren Autoteile in einer Kiste versteckt. Die passen zu dem Mercedes, den wir in Brunners Garage entdeckt haben und dem genau diese Teile fehlen.“
„Den Sie entdeckt haben, Siggi. Nicht so bescheiden, wenn Sie was werden wollen. Wichtiger ist“, führte Koch weiter aus, „dass so ein Wagen, ein dunkler 170er Mercedes, als Tatfahrzeug identifiziert wurde, mit dem Franz Hartmann, ein Mitarbeiter Brunners, überfahren wurde. Hartmann wurde bei dem Überfall in Bodenheim verletzt und ist verhaftet worden. Nach seiner Flucht aus dem Krankenhaus ist er angeblich überfahren worden.“
„Ein Zufall?“, fragte Reuber. „Ich meine, ich bin nicht so ein Autonarr wie unser junger Kollege, und habe auch kein Benzin im Blut, aber ich weiß, dass dieser Autotyp nicht gerade selten gebaut wurde.
„Klar“, gab Koch zu, „kann alles Zufall sein. Aber irgendwie sind das auch sehr viele Zufälle, oder?“
Die beiden anderen nickten stumm. Alle tranken von dem Obstler.
„Wird langsam ein bisschen kalt, oder?“, fragte Koch in die Runde. „Ich habe noch etwas Holz.“
Ohne die Antwort der anderen abzuwarten, stand er auf und begann seinen kleinen Ofen anzufeuern. Bald mischte sich der Geruch von Holz und Farbe mit dem von Reubers Zigaretten.
„Sind Teile einer kaputten Tür aus einem der Häuser hier, die zerbombt wurden“, erklärte er und setzte sich zu den anderen, bevor er fortfuhr. „Hinzu kommt: Dieser Hartmann hätte alleine gar nicht aus dem Krankenhaus abhauen können. Ich nehme an, dass es dieser Kerl mit der Schiebermütze war, den ich im Krankenhaus gesehen habe. Dann die beiden Arbeiter von Brunner vor der Halle in Mombach. Der eine trägt einen Verband an der Hand. Es wurden Blutspuren an dem Stacheldraht bei dem Depot in Bodenheim gefunden. Könnte bei der Flucht passiert sein.“
Reuber unterbrach den Kollegen. „Ich habe mal nach diesen beiden Vögeln recherchiert.“
„Und?“ Koch war neugierig. So, wie Reuber das sagte, schien er etwas herausgefunden zu haben.“
„Klaus Glodkowski und Fred Hafner“, sagte dieser und machte eine Spannungspause. Er schien zu genießen, dass die beiden anderen ihn erwartungsvoll ansahen. Er nahm zuerst einen Schluck von dem Schnaps und zündete sich darauf eine weitere Zigarette an.
„Los, Reuber, machen Sie es nicht so spannend!“
„Ich habe mit einem Kollegen gesprochen, der schon vor ’33 bei der Kripo war. Der kennt Glodkowski noch. Mehrere Einbrüche, Überfälle, keine kleinen Sachen. Saß zweimal im Bau. Auch wegen Körperverletzung.“
„Und nach ’33?“, fragte Koch.
„Im April oder Mai ’33 haben die Nazis ihn sich vorgeknöpft und eine Zeit lang ins Arbeitslager gesteckt. Als er rauskam, hat er für die irgendwelche Drecksarbeiten übernommen.“
„Das heißt?“
„Leute eingeschüchtert, zusammengeschlagen, provoziert. Genaues weiß ich auch nicht. Sind Vermutungen des Kollegen. Steht ja nichts in den Akten. Irgendwann hat er bei dem alten Brunner angefangen.“
„Was für eine Karriere. Was ist da die Verbindung?“
„Brunners Vater war strammer Nazi.“
„Und dieser Glodkowski blieb dann bis Kriegsende bei Brunner?“
„Ja, und er wurde nicht eingezogen. Die Firma des alten Brunner hatte kriegswichtige Arbeiten übernommen, Glodkowski war angeblich ein sehr guter Arbeiter.“
„Und Fred Hafner?“
„Nichts. Außer mal beim Quanteln geschnappt, wie man hier zum Handeln auf dem Schwarzmarkt sagt. Am Kirschgarten. Zigaretten, Strumpfhosen, Alkohol.“
„Das passt doch. Und dann haben wir noch den, der aus der Halle in Mombach geflüchtet ist. Er trug einen Verband um den Kopf. Und eben einen solchen Verband trug auch ein Mann, den mein Nachbar …“
„Der Photograph …?“, unterbrach Reuber süffisant.
„Genau der. Der hat einen Mann mit einem solchen Verband hier gesehen. An dem Tag, an dem der Wein in meiner Wohnung deponiert wurde.
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