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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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denen der Verdacht besteht, dass sie als Warenlager benutzt werden. Eine gemeinsame Aktion mit den französischen Kollegen. Die skeptisch waren, als der Name Brunner fiel. Offenbar hat der Mann beste Kontakte dorthin. Wie immer die auch aussehen. Ich bin von Seiten der Kriminaldirektion abgestellt. Es gibt sichere Hinweise auf die Verstecke. Ich bin guter Dinge, dass wir diesen Kerl damit endlich drankriegen.“
    „Wann, Reuber? Wann genau ist die Razzia?“
    „Vergessen Sie es, Koch. Arnheim ist völlig dagegen.“
    „Kommen Sie, Reuber, ein klitzekleiner Hinweis?“
    Reuber zuckte mit der Schulter. „Chefsache. Von Arnheim. Die Kollegen geben keine Informationen raus. Ich weiß nur den Tag.“
    „Woher der Sinneswandel bei Arnheim?“
    Reuber machte wieder eine Geste des Nichtwissens. „Anweisung von oben. Oder er will sich die Meriten selbst anheften.“
    „Aber wieso ist er mir so in die Parade gefahren, als ich gegen den Mann ermittelt habe?“
    „Koch, ich weiß es nicht. Ich kann nur spekulieren. Möglicherweise gibt es größere Zusammenhänge, von denen wir nichts wissen. Politische Rücksichtnahmen. Brunners Kontakte zu den Franzosen. Sein Bild in der Öffentlichkeit als Wohltäter.“
    „Alles wie vor dem Krieg“, stellte Koch resigniert fest.
    „Und das wird auch so weitergehen. Und schlimmer werden“, ergänzte Reuber. „Warten Sie es ab, Koch, wenn es uns wieder besser geht. Es wird schlimmer werden.“
    „Sie sind ja ein größerer Pessimist als ich.“ Koch ließ sich auf sein Kissen zurückfallen.
    Diese Nachricht verbesserte Kochs Gesundheitszustand ungemein. Brunner und vor allem Glodkowski gingen ihm nicht aus dem Kopf. Brunner wollte er drankriegen, weil er ein Verbrecher war, für ihn einer der übelsten Sorte. Bei Glodkowski war das eine persönliche Sache, eine Familienangelegenheit, obwohl er sich schon so früh von seiner Familie beziehungsweise von seinem Vater losgesagt hatte. Glodkowski könnte der Mörder seines Vaters sein. Oder er wusste, wer ihn wo umgebracht hatte und wo er beerdigt lag. In manchen dieser Momente glaubte Koch sich zum Richter über Glodkowski aufschwingen zu können. Er würde sicher Mittel und Wege finden, den Mann umzubringen, ohne dass man ihn dafür belangen würde oder könnte. Doch am nächsten Tag erschien ihm diese Lösung schäbig. Er wäre damit nicht besser als Glodkowski, es würde seinen Vater nicht lebendig machen und es würde ihm keine Genugtuung verschaffen. Aber diesen Menschen einfach so davon kommen lassen, das konnte er auch nicht.
    Es war Sonntag und Koch freute sich, dass am nächsten Tag seine Entlassung aus dem Krankenstand bevorstand. Reuber kam wie üblich vorbei, aber er hatte an diesem Tag etwas Schelmisches an sich, das Koch gleich auffiel.
    „Na, raus damit!“, forderte er, als der Kollege ihm nicht gleich verraten wollte, um was es ging.
    „Also gut!“, sagte der schließlich, nachdem er Koch lange genug auf die Folter gespannt hatte. „Was halten Sie davon, dass wir unserem Siggi was Gutes tun?“
    „Aber Sie meinen jetzt nichts Anrüchiges … eine von Bressons Damen?“
    Reuber lachte. Er stand am offenen Fenster und rauchte. Draußen herrschten schon frühsommerliche Temperaturen. Durch das Fenster blies er den Rauch in den wolkenlosen, blauen Himmel. Das Geschrei spielender Kinder schallte bis zu ihnen herauf.
    „Nein, nein“, sagte er schließlich, nachdem er den Rest der Zigarette nach draußen geschnippt hatte. Aus seiner Jacketttasche kramte er einen Zettel, den er langsam auseinander faltete und Koch reichte.
    Der las:
    Süddeutsche Motorrennfahrer-Vereinigung
    Sitz Baiersbronn – Fernruf 22 55
    Programm für das
    1. Ruhestein-Bergrennen
    für Motorräder und Sportwagen
    am Sonntag, den 21. Juli 1946 – Beginn 10.30 Uhr
    Den Rest überflog er, nur unten entdeckte er noch klein gedruckt:
    Veranstaltung genehmigt von der franz. Militärregierung
    Abt. Jeunesse und Sport
    No. 265 S.A.A./J.u.S.F./CS/ES/ vom 4. Juni 1946
    Ja, und?“, fragte Koch.
    „Ich habe diese Ausschreibung zufällig von einem Bekannten bekommen. Hermann Lang soll kommen. Mensch, Koch, können Sie sich nicht vorstellen, dass unserem Siggi da die Augen übergehen? Dieses Ruhestein liegt im Schwarzwald, also in der französischen Besatzungszone, er müsste also ohne große Probleme dahin kommen. Und mein Bekannter hat gute Kontakte sowohl zu den Veranstaltern dieses Rennens als auch zu der französischen Ortsverwaltung. Und da dachte

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